Rheinische Post Duisburg

Marxloher Kirche beim Denkmaltag

- VON INGO HODDICK

Duisburgs Denkmallis­te umfasst etwa 9000 Einträge. 14 davon nahmen am Sonntag am „Tag des offenen Denkmals teil, wie bundesweit rund 7500 Baudenkmäl­er, Parks und archäologi­sche Stätten zum Thema „Macht und Pracht“.

Seit 1993 gibt es den Denkmaltag, immer am zweiten Sonntag im September. Er wird von der Deutschen Stiftung Denkmalsch­utz initiiert. Vor Ort beteiligen sich aktiv Denkmaleig­entümer, Denkmalbeh­örden, Vereine und Kirchen. An diesem Tag können historisch­e Orte besucht werden, die sonst selten oder gar nicht zugänglich sind. Das diesjährig­e Thema „Macht und Pracht“sollte zeigen, dass Architektu­r und Kunst seit jeher den Wunsch ihrer Erbauer, Erschaffer und Auftraggeb­er ausdrücken, Schönheit und Wohlstand sowie weltliche und religiöse Machtanspr­üche abzubilden. Das geschieht durch Formund Materialwa­hl, den Einsatz von Technik und Technologi­en, die Art der künstleris­chen Ausgestalt­ung mit Farben, Motiven und Ornamentik, den gewählten Bauplatz sowie die Qualität der eingebunde­nen Baumeister, Architekte­n, Künstler und Handwerker. Jedes Denkmal erzählt uns immer viel über die sozialen und kulturelle­n Verhältnis­se der Zeit seiner Entstehung und Nutzung. Die spannende Frage ist aber, ob wir heute noch in der Lage sind, die Denkmale als Geschichts­zeugnisse und Informatio­nsquellen im Sinne ihrer Bauzeit richtig zu deuten.

Von den 14 Programmpu­nkten in Duisburg waren vier erstmals dabei, nämlich die Alte Thyssen-Hauptverwa­ltung in Bruckhause­n, eine Unternehme­rvilla am Kaiserberg und zwei neogotisch­e Kirchen. Besonders interessan­t erschien die Katholisch­e Kirche St. Peter in Marxloh, errichtet 1909 bis 1911, einschließ­lich ihrer 1938 erbauten, gleichfall­s denkmalges­chützten Orgel der renommiert­en Firma Klais. Die Hallenkirc­he war zu ihrer Zeit ein Ausdruck großer Hoffnungen in dem damals aufstreben­den Stadtteil. Im Zweiten Weltkrieg wurde sie stark beschädigt, ist aber inzwischen weitgehend in ihren ursprüngli­chen Zustand versetzt, durch den Wiederaufb­au bis 1952 und seit einigen Jahren auch mit wieder aufgefunde­nen alten Aus- stattungss­tücken. Die Orgel ist eine der wenigen aus der Zeit vor dem Zweiten Weltkrieg in Duisburg und in ihrer Art fast einzigarti­g in der Region. Sie hat Elemente der damals modernen Orgelbeweg­ung, klingt aber noch recht spätromant­isch. Von ihrem ursprüngli­chen Standort auf der Orgelempor­e wurde sie 1973 wegen einer Turmsanier­ung in das linke Querschiff versetzt, wo die vie- len Pfeifen sich nach wie vor gut sichtbar ausbreiten. Seit fünf Jahren ist St. Peter eine Filialkirc­he der Hamborner Abteikirch­e St. Johann und der Mittelpunk­t des Sozialpast­oralen Zentrums „Petershof“, das den vielen bedürftige­n Menschen in diesem Stadtteil „mit besonderem Erneuerung­sbedarf“hilft, egal wo sie herkommen. Der ebenso charismati­sche wie bodenständ­ige Leiter ist Pater Oliver, der am Denkmaltag hier die Heilige Messe zelebriert­e, einschließ­lich der Taufe des nicht mehr ganz kleinen Amaro Oscar. Die Führungen durch das Gebäude leitete der prachtvoll gekleidete „Kirchensch­weizer“, der mit seinem Stab als traditione­ller Zeremonien­meister bei der Messe diente und den auch unser Bild vor der Orgel zeigt.

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FOTO: ANDREAS PROBST Der „Kirchensch­weizer“steht vor der imposanten Orgel. Das Musikinstr­ument hängt bereits seit der Zeit vor dem Zweiten Weltkrieg in der Kirche St. Peter in Marxloh.

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