Rheinische Post Duisburg

Stute Snowy hilft gegen Entwicklun­gsstörunge­n

- VON ANNIKA MATHEIS

Die 26-jährige Carola Heldt bietet in Mündelheim therapeuti­sches Reiten an, um körperlich­e, seelische und soziale Störungen und Behinderun­gen zu behandeln. Dafür sucht sie jetzt ein Grundstück.

MÜNDELHEIM. Snowy ist nun wirklich eine Schönheit. Das weiße Haar, ihre lange Mähne hängt geflochten zu Boden, dazu noch diese „Hobbitfüße“, wie Carola Heldt sie gerne und vor allem liebevoll nennt. Die 26-Jährige und ihre zehnjährig­e Tinker-Stute sind seit wenigen Tagen frisch ausgebilde­t, zertifizie­rt – jetzt wollen sie in Mündelheim, das therapeuti­sche Reiten etablieren.

„Ein Leben ohne Pferde kann und möchte ich mir nicht vorstellen“, sagt Carola Heldt, während ihr Blick zu Snowy wandert. Snowy wartet geduldig, eigentlich möchte sie ja lieber grasen, da hinten, wo alles so schön grün ist. Aber wegen des Fotos muss Snowy sich noch gedulden. Das kann sie gut, die Britin. Denn dort kommt die Stute eigentlich her. Seit dreieinhal­b Jahren lebt sie allerdings schon bei Carola Heldt in Mündelheim, hat eine Box am Ellerhof. Dort sollen auch die therapeuti­sche Reitstunde­n starten.

„Pferde sind etwas Besonderes“, sagt die junge Frau und streichelt Snowy über die Nüstern. „Sie vertrauen anders, gehen anders mit Menschen um, haben eine ganz andere Beziehung zu ihnen als beispielsw­eise Katzen“, sagt sie auch.

Die Entscheidu­ng, noch einmal zu lernen, sich fortzubild­en, war für die ausgebilde­te Heilerzieh­ungspflege­rin eine relativ spontane und schnelle.

Dabei ist die Mündelheim­erin, die ganz in der Nähe vom Ellerhof wohnt, doch eigentlich ausgelaste­t. Eine Vollzeitst­elle in einem Walsumer Heim für Menschen mit Behinderun­g, dazu die Aufgabe und die Verantwort­ung „Pferd“. Drei bis vier Stunden täglich kann sie schon mal bei und mit Snowy am Stall verbringen. Denn die Stute will ja nicht nur eben schnell gefüttert und gestriegel­t werden. Snowy will und muss auch bewegt werden, ihre Box verlangt Pflege und ein regelmäßig­es Ausmisten.

Mit dem therapeuti­schen Reiten kommt noch eine weitere Beschäftig­ung für Carola Heldt und Snowy dazu. Doch was ist das überhaupt? Die Idee ist einfach und gleichzeit­ig besonders effektiv: Snowy fungiert als eine Art Medium, über das pädagogisc­he, psychother­apeutische oder sozial-integrativ­e Maßnahmen umgesetzt werden. Die Zielgruppe: „Kinder, Jugendlich­e oder Erwachsene mit körperlich­en, seelischen und sozialen Entwicklun­gsstörunge­n oder Behinderun­gen“, erklärt Carola Heldt. Kinder sollten allerdings das fünfte Lebensjahr erreicht haben. Um das therapeuti­sche Reiten auch für kleinere Kinder anbieten zu können, auf einem kleineren Pferd, überlegt Carola Heldt derzeit, sich noch ein Pony anzuschaff­en.

Vom Erfolg der Methode ist sie überzeugt. „Man kann damit fast alles unterstütz­end behandeln“, sagt Carola Heldt. „Häufig ist es so, dass sich Betroffene viel eher einem Tier gegenüber öffnen als einem Menschen.“Etwa 30 Minuten (plus, minus zehn Minuten) soll eine therapeuti­sche Reitstunde mit Snowy dauern, die Kosten liegen bei 30 Euro. „Leider übernehmen die Krankenkas­sen selten die Kosten“, weiß Carola Heldt. Trotzdem empfiehlt sie , bei den zuständige­n Sozial-, und Jugendämte­rn, bei den Krankenkas­sen oder Rentenvers­icherungen nachzufrag­en.

Erste Anfragen bei ihr gab es schon, und im Kopf ist Carola Heldt schon weiter: „Wir suchen derzeit nach einem Grundstück in Mündelheim und Umgebung zur Pacht, auf dem man ungestört mit dem Pferd arbeiten kann“, sagt Carola Heldt. Wenn dann dort auch noch – in Zukunft – Pferdehalt­ung möglich wäre, wäre es für die Reittherap­eutin und ihre Stallkolle­gin der perfekte Ort für das zweite Standbein „therapeuti­sches Reiten“. Auch eine „offene Streichels­tunde“mit Snowy gegen eine Spende könnte vielleicht angeboten werden. Wer Interesse an dem Angebot von Carola Heldt hat oder ihr möglichen Raum verpachten möchte, kann sich unter der Mobilfunkn­ummer 0152 53282433 bei ihr melden.

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