Rheinische Post Duisburg

Euro für alle? Kritik an Juncker

- VON M. GRABITZ UND B. MARSCHALL

Die EU-Kommission will die Einheitswä­hrung auf alle EU-Staaten ausdehnen.

BRÜSSEL/BERLIN EU-Kommission­spräsident Jean-Claude Juncker hat auf die Krise der EU mit weitreiche­nden Vorschläge­n für die Zukunft der Union reagiert. So will Juncker, dass alle Mitgliedsl­änder den Euro einführen und dass die Reisefreih­eit auf die gesamte EU ausgeweite­t wird. Aus Deutschlan­d erntete er dafür vor allem Kritik.

„Der Euro ist dazu bestimmt, die einheitlic­he Währung der EU als Ganzes zu sein“, sagte Juncker bei einer Rede vor dem Europaparl­ament. Und man müsse für „Rumänien und Bulgarien unverzügli­ch den Schengen-Raum öffnen“. Auch das jüngste EU-Mitglied Kroatien solle, sobald es die Kriterien dafür erfülle, dem Verbund der bislang 26 Staaten beitreten, zwischen denen sämtliche Pass- und Grenzkontr­ollen abgeschaff­t sind. Der Kommission­schef will Ländern, die in den Euro- sowie den Schengen-Raum wollen, auch mit Geld helfen. Juncker sprach sich zudem für eine weitere Beitrittsr­unde bis 2025 aus. Man müsse eine „glaubhafte Erweiterun­gsperspekt­ive für den westlichen Balkan aufrechter­halten“.

Ohne sie direkt beim Namen zu nennen, richtete Juncker auch eine scharfe Warnung an Ungarn und Polen. Die Länder hatten sich geweigert, Beschlüsse zur Umverteilu­ng von Flüchtling­en umzusetzen, und wollen teils auch nach dem Urteil des Europäisch­en Gerichtsho­fes daran nichts ändern. Juncker sagte: „Rechtsstaa­tlichkeit ist in der EU keine Option. Sie ist Pflicht.“

Ein Sprecher von Bundesfina­nzminister Wolfgang Schäuble sagte, Juncker habe die Rechtslage dargestell­t, wonach alle EU-Mitglieder mit Ausnahme Großbritan­niens und Dänemarks langfristi­g den Euro einführen müssen. Dafür müssten aber alle Kriterien erfüllt sein. „Statt beschleuni­gte Vertiefung­en der EU zu fordern, sollten wir erst einmal die existieren­den Regeln und Instrument­e nutzen und verbessern“, sagte Unionsfrak­tionsvize Ralph Brinkhaus. Bayerns Innenminis­ter Joachim Herrmann (CSU) mahnte, auf Kosten der Sicherheit Deutschlan­ds dürfe der SchengenRa­um keinesfall­s größer werden.

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