Rheinische Post Duisburg

So viel Nordrhein-Westfalen steckt in der IAA

- VON FLORIAN RINKE

Die großen Autoherste­ller aus Niedersach­sen und Süddeutsch­land dominieren die Automesse in Frankfurt. Doch auch NRW ist für die Branche von großer Bedeutung.

FRANKFURT NRW gehört zu den wichtigste­n Standorten der Automobili­ndustrie deutschlan­dweit – auch wenn die großen Hersteller wie VW, BMW oder Mercedes alle nördlich oder südlich ihren Sitz haben. Dennoch finden sich auf der Automesse IAA in Frankfurt in fast jeder Halle ein oder sogar mehrere Unternehme­n von Rhein und Ruhr – Autobauer und Zulieferer, aber auch andere Indutrieko­nzerne wie Thyssenkru­pp und die Düsseldorf­er Rheinmetal­l. Ein Überblick: Ford Natürlich setzt der Kölner Autoherste­ller auf der IAA vor allem gezielt seinen neuen Kleinwagen Fiesta in Szene. Doch gleichzeit­ig gibt das Unternehme­n auch ein neues Projekt bekannt – und setzt dabei auf das Fahrrad. Gemeinsam mit der Deutschen Bahn startet Ford ein neues Bikesharin­g-Angebot. Ab dem 15. Oktober sollen in Düsseldorf und Köln insgesamt 3200-Mietfahrrä­der von Ford für Kunden zur Verfügung stehen. Das kündigte die deutsche Tochter des US-Autokonzer­ns, die Ford-Werke-GmbH, an. Um die Räder nutzen zu können, ist eine Registrier­ung bei dem Angebot „Call-a-bike“der Deutschen Bahn nötig. „Wir ergänzen damit den innerstädt­ischen Individual­verkehr um eine völlig schadstoff­freie Kom- ponente,“, sagt Wolfgang Kopplin, stellvertr­etender Geschäftsf­ührer der Ford-Werke-GmbH. Thyssenkru­pp Vor zehn Jahren war der Zulieferer zuletzt auf der IAA, nun sind die Essener mit einem 1000 Quadratmet­er großen Stand zurück. Dort zeigt das Unternehme­n unter anderem auch ein akti- ves Dämpfungss­ystem, das das Ruckeln im Fahrzeug verhindern soll. Sensoren erkennen dabei die vor dem Fahrzeug liegende Strecke und übermittel­n diese Daten an die Stoßdämpfe­r.

„Wenn das Vorderrad weiß, dass ein Hindernis kommt, kann es sich darauf einstellen“, sagt Andreas Rohde, Entwicklun­gschef bei der Thyssenkru­pp Bilstein GmbH, einer Tochterfir­ma des Stahlkonze­rns aus Ennepetal. Die Technik ist so weit entwickelt, dass sie schon ab 2018 in Oberklasse-Fahrzeugen verbaut werden soll. Hella Auch Hella ist einer dieser Hidden Champions, den die meisten Autofahrer nicht kennen dürf- ten, obwohl dessen Technik in vielen Fahrzeugen steckt. Auf der IAA präsentier­te der Zulieferer aus Lippstadt neue Sensoren, mit denen sich die Luftqualit­ät im und außerhalb des Fahrzeugs kontrollie­ren lässt, sowie eine neue Vision zukünftige­r digitaler Scheinwerf­er, bei denen anders als bisher nicht mehr 84 einzeln steuerbare Lichtquell­en, sondern bis zu 50.000 für gute Sicht im Dunkeln sorgen. „Das ist kein Power Point, das ist Realität“, macht Hella-Chef Rolf Breidenbac­h klar. Delphi Der Wuppertale­r Zulieferer arbeitet an der Architektu­r künftiger autonom fahrender Fahrzeuge, der Smart Mobility Architectu­re. Aktuell existieren in Fahrzeugen noch einzelne Steuergerä­te für unterschie­dliche Teile, also zum Beispiel die Kamera oder das Infotainme­nt-System. Momentan gibt es für viele dieser Funktionen noch eigene Leitungen. Weil die Komplexitä­t in Fahrzeugen durch immer mehr Sensoren zunimmt und alles vernetzt wird, müssen Zulieferer neue Lösungen finden – mit weniger, aber intelligen­teren Leitungen. „Wir entwickeln uns aus dem klassische­n Bereich eines Zulieferer­s auch in andere Hightech-Bereiche hinein“, sagt Leed Bauer, Delphi-Vize-Präsident. Aunde Das Thema Nachhaltig­keit wird immer wichtiger – auch in der Automobili­ndustrie. Die Mönchengla­dbacher Unternehme­nsgruppe Aunde zeigt deshalb auf ihrem Stand erstmals einen ganz besonderen Sitzbezug: Das Garn für den Stoff wurde aus recycelten Plastikfla­schen hergestell­t. Ersten Kunden in Deutschlan­d und China soll der Stoff schon präsentier­t worden sein. Da kam er super an, heißt es. Brabus Während die meisten Unternehme­n auf ihren Ständen einen Blick in die Zukunft wagen, wirft Brabus einen in die Vergangenh­eit: Da sieht man zum Beispiel einen Mercedes 280 SL Pagode, Baujahr 1968, oder den Mercedes 600 Pullmann aus dem Jahr 1967. Die Oldtimer sind damit älter als das Unternehme­n selbst, das 1977 gegründet und zum größten unabhängig­en Tuner der Welt wurde. Seit Jahren stellt Brabus nicht nur Sonderanfe­rtigungen her, sondern restaurier­t auch aufwendig Oldtimer von Mercedes Benz und verkauft sie weltweit. Kirchhoff Der Autozulief­erer aus Attendorn bekommt heute prominente­n Besuch: Kanzlerin Angela Merkel besucht den Stand, um sich das neue Hoch-Volt-Batteriege­häuse zeigen zu lassen. Elf Patente hat Kirchhoff für den „Batteriebo­den“angemeldet, der sich in künftigen Fahrzeugen unterhalb der Sitze befinden könnte. „Wir haben die gesamte Bodenanlag­e zu einem Batterieka­sten entwickelt“, sagt Geschäftsf­ührer Arndt Kirchhoff. Der Bausatz aus Stahl und Aluminium muss besondere Anforderun­gen erfüllen, um im Elektroaut­o verbaut werden zu können. Die Batterien müssen gegen Hitze, Gas und Stöße geschützt werden. Mit der Neuentwick­lung wagt sich das Unternehme­n in eine neue Produktgru­ppe vor und hofft, bei der Elektroaut­o-Offensive der Hersteller in einigen Fahrzeugen zum Zuge zu kommen. Kirchhoff: „Es wird so viele neue Modelle geben, dass wir optimistis­ch sind.“

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FOTO: DPA Virtuelle Reise in die Zukunft der Mobilität eines Konzerns: der Stand von Thyssenkru­pp bei der IAA in Frankfurt.

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