Belegschaft blockiert den Tarifvertrag
Nur 55 Prozent stimmten bei Arcelor-Mittal für Verhandlungsergebnis mit Mehrarbeit und Lohnverzicht. Die Sorge um den Standort wächst bei der IG Metall.
Vier Verhandlungsrunden wurde bei Arcelor-Mittal in Ruhrort gerungen um einen Sanierungstarifvertrag, zwischendurch waren die Verhandlungen bereits für gescheitert erklärt worden, und dann gab es doch ein Ergebnis. Was aber seit Montagabend schon wieder ohne Bedeutung ist. Denn nur 55 Prozent der IG Metall-Mitglieder haben sich mit der Einigung anfreunden können, 45 Prozent lehnten sie ab. „Wir
Thomas Kennel können keinen Tarifvertrag unterschreiben, der nicht von einem Großteil unserer Mitglieder mitgetragen wird“, sagte jetzt Thomas Kennel, 2. Bevollmächtigter der Duisburger IG Metall.
Kernpunkt der so mühsam erzielten Einigung waren eine Reduzierung des Weihnachtsgeldes von 110 auf 65Prozent und zusätzliche 48 Arbeitsstunden innerhalb eines Jahres ohne Bezahlung. Im Gegenzug sollte unter anderem auf den angekündigten Abbau von 50 zusätzli- chen Arbeitsplätzen aufgehoben werden. Auch sollte es im Prinzip bei der 35-Stunden-Woche bleiben statt der von Arbeitgeberseite gewünschten 38-stündigen Wochen- arbeitszeit. Mit einem „schmerzhaften Kompromiss“habe man, so Kennel, eine „Brücke bauen“wollen für einen anschließenden umfassenderen Sanierungstarifvertrag zur Vermeidung betriebsbedingter Kündigungen und zur Sicherung des Standortes auch durch Investitionszusagen. Eine solche Absicherung ist aus Sicht der IG Metall drin- gend notwendig nach einigen Jahren mit roten Zahlen bei ArcelorMittal in Duisburg. „Wir haben wirtschaftliche Probleme an diesem Standort“, sagt Kennel ganz deutlich. Es habe Verluste gegeben im zweistelligen Millionenbereich, die in der Luxemburger Konzernzentrale nicht gerne gesehen werden, obwohl es dem Unternehmen insgesamt recht gut geht. „Die Entscheidung über die Zukunft des Standortes wird nicht in Duisburg fallen“, warnt Kennel und bietet weitere Gespräche mit der Geschäftsführung an. Das Abstimmungsergebnis in der gut organisierten Ruhrorter Belegschaft – rund 85 Prozent der rund 1000 Mitarbeiter sind Mitglied der IG Metall – ist nach Einschätzung von Kennel vor allem Ausdruck eines tiefen Misstrauens gegenüber der Unternehmensführung. Der sei nicht mehr geglaubt worden, dass mit einem Sanierungstarifvertrag der Standort mit Stahlwerk und Drahtstraße wirkungsvoll gesichert wird.
Bei Thyssen-Krupp hat man bereits vor geraumer Zeit die Arbeitszeit von 35 auf 31 Wochenstunden reduziert bei entsprechenden Lohneinbußen und damit Beschäftigungssicherheit erreicht. Auch bei den Hüttenwerken Krupp-Mannesmann deutet sich eine ähnliche Lösung, aber mit 32 Stunden, an.
„Die Entscheidung über
die Zukunft des Standortes wird nicht
in Duisburg fallen“
IG Metall