Der Mantel ist zu groß geworden
Welche der zehn Kirchen geschlossen werden, ist noch nicht öffentlich. Im jüngsten Workshop ging’s ums Pastorale. Sparzwang als Chance zur Erneuerung.
SÜDEN „Wenn ich merke, dass mir der Mantel zu groß geworden ist, dann muss ich mich um einen neuen Mantel kümmern“. So anschaulich bringt Norbert Lepping vom Bistum Essen den Pfarrentwicklungsprozess auf den Punkt.
Das Ruhrbistum muss bekanntlich sparen. Auch im Duisburger Süden, wo wahrscheinlich fünf von zehn Kirchen bis zum Jahr 2030 geschlossen werden. „Doch wir blicken nicht nur durch eine ökonomische, sondern auch durch eine pas-
Norbert Lepping torale Brille“, sagt Norbert Lepping. Darum, wie die Pfarrei St. Judas Thaddäus im Jahr 2030 aussehen soll, ging es beim Workshop im Sermer Pfarrzentrum, den Lepping als Vertreter des Bistums begleitete.
Die Frage, welche Kirchen der Pfarrei geschlossen werden, wurde dabei ausgeklammert. Es gibt wohl schon konkrete Ideen, die aber noch nicht beschlossen sind. Aus diesem Grund will Pfarrer Winkelmann sich auch noch nicht öffentlich dazu äußern. Das letzte Wort spricht ohnehin Bischof Franz-Josef Overbeck.
Selbst Pfarrer Winkelmann glaubt nicht daran, dass die vorhandenen zehn Kirchen im Süden jemals wieder so voll werden wie vor Jahrzehn- ten: „Das halte ich für unrealistisch, diese Zeiten sind vorbei“.
Norbert Lepping sieht die derzeitige Situation auch als Chance, die Trägheit der letzten Jahre zu durch- brechen: „Es braucht oft Zwänge von außen, damit eine Diskussion in Gang kommt“. Wie so oft ist dies auch im Fall der katholischen Kirche der Zwang zu sparen. Wie soll sich die katholische Kirche im Duisburger Süden verändern? Wie bleibt sie lebendig oder wird im Idealfall sogar wieder lebendiger? Derzeit ist es in manchen Gemeinden so, dass man mehr Menschen bei den Beerdigungen als in der Kirche trifft - mal von Weihnachts-Gottesdiensten und Erst-Kommunionfeiern abgesehen. Der Dialog zur Zukunft von Judas Thaddäus wurde anhand eines Konzeptes geführt, das Ruhrbischof Overbeck unter dem Motto „Du bewegst Kirche“entwickelt hat. Dieser Dialog findet derzeit in allen 42 Pfarreien des Bistums statt.
Für den Duisburger Süden machten sich neben Pfarrer Winkelmann rund 35 Vertreter aus dem Pfarrgemeinderat sowie den verschiedenen Gemeinderäten von St. Judas Thaddäus, aus der Arbeitsgemeinschaft zum Pfarrentwicklungsprozess und die Kirchenvorstände darüber Gedanken.
Im Workshop überlegten die Teilnehmer darüber, wie man wieder mehr Menschen erreichen kann. Lepping: „Und vor allem, wie die Menschen merken, dass die Botschaft Gottes etwas mit ihrem eigenen Leben zu tun hat.“Wie genau man dieses Ziel, etwa in der Jugendarbeit, erreichen könnte, wurde noch nicht besprochen.
Das inhaltliche Konzept soll Ende des Jahres stehen. Danach könne man darüber reden, an welchem der Standorte dieses Konzept zu verwirklichen sei, so Winkelmann. Klar ist wohl, dass fünf katholische Kirchen im Süden schließen werden. Aus finanziellen Gründen geht daran kein Weg vorbei.
„Es braucht oft Zwänge von außen, damit eine Diskussion in Gang kommt“
Bistum Essen