Rheinische Post Duisburg

Der Mantel ist zu groß geworden

- VON GABRIELE BEAUTEMPS

Welche der zehn Kirchen geschlosse­n werden, ist noch nicht öffentlich. Im jüngsten Workshop ging’s ums Pastorale. Sparzwang als Chance zur Erneuerung.

SÜDEN „Wenn ich merke, dass mir der Mantel zu groß geworden ist, dann muss ich mich um einen neuen Mantel kümmern“. So anschaulic­h bringt Norbert Lepping vom Bistum Essen den Pfarrentwi­cklungspro­zess auf den Punkt.

Das Ruhrbistum muss bekanntlic­h sparen. Auch im Duisburger Süden, wo wahrschein­lich fünf von zehn Kirchen bis zum Jahr 2030 geschlosse­n werden. „Doch wir blicken nicht nur durch eine ökonomisch­e, sondern auch durch eine pas-

Norbert Lepping torale Brille“, sagt Norbert Lepping. Darum, wie die Pfarrei St. Judas Thaddäus im Jahr 2030 aussehen soll, ging es beim Workshop im Sermer Pfarrzentr­um, den Lepping als Vertreter des Bistums begleitete.

Die Frage, welche Kirchen der Pfarrei geschlosse­n werden, wurde dabei ausgeklamm­ert. Es gibt wohl schon konkrete Ideen, die aber noch nicht beschlosse­n sind. Aus diesem Grund will Pfarrer Winkelmann sich auch noch nicht öffentlich dazu äußern. Das letzte Wort spricht ohnehin Bischof Franz-Josef Overbeck.

Selbst Pfarrer Winkelmann glaubt nicht daran, dass die vorhandene­n zehn Kirchen im Süden jemals wieder so voll werden wie vor Jahrzehn- ten: „Das halte ich für unrealisti­sch, diese Zeiten sind vorbei“.

Norbert Lepping sieht die derzeitige Situation auch als Chance, die Trägheit der letzten Jahre zu durch- brechen: „Es braucht oft Zwänge von außen, damit eine Diskussion in Gang kommt“. Wie so oft ist dies auch im Fall der katholisch­en Kirche der Zwang zu sparen. Wie soll sich die katholisch­e Kirche im Duisburger Süden verändern? Wie bleibt sie lebendig oder wird im Idealfall sogar wieder lebendiger? Derzeit ist es in manchen Gemeinden so, dass man mehr Menschen bei den Beerdigung­en als in der Kirche trifft - mal von Weihnachts-Gottesdien­sten und Erst-Kommunionf­eiern abgesehen. Der Dialog zur Zukunft von Judas Thaddäus wurde anhand eines Konzeptes geführt, das Ruhrbischo­f Overbeck unter dem Motto „Du bewegst Kirche“entwickelt hat. Dieser Dialog findet derzeit in allen 42 Pfarreien des Bistums statt.

Für den Duisburger Süden machten sich neben Pfarrer Winkelmann rund 35 Vertreter aus dem Pfarrgemei­nderat sowie den verschiede­nen Gemeinderä­ten von St. Judas Thaddäus, aus der Arbeitsgem­einschaft zum Pfarrentwi­cklungspro­zess und die Kirchenvor­stände darüber Gedanken.

Im Workshop überlegten die Teilnehmer darüber, wie man wieder mehr Menschen erreichen kann. Lepping: „Und vor allem, wie die Menschen merken, dass die Botschaft Gottes etwas mit ihrem eigenen Leben zu tun hat.“Wie genau man dieses Ziel, etwa in der Jugendarbe­it, erreichen könnte, wurde noch nicht besprochen.

Das inhaltlich­e Konzept soll Ende des Jahres stehen. Danach könne man darüber reden, an welchem der Standorte dieses Konzept zu verwirklic­hen sei, so Winkelmann. Klar ist wohl, dass fünf katholisch­e Kirchen im Süden schließen werden. Aus finanziell­en Gründen geht daran kein Weg vorbei.

„Es braucht oft Zwänge von außen, damit eine Diskussion in Gang kommt“

Bistum Essen

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RP-ARCHIVFOTO: CHRISTOPH REICHWEIN Die Kirche St. Dionysius in Mündelheim eine von zehn Kirchen im Duisburger Süden.

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