Rheinische Post Duisburg

Bei diesem Trend steht alles Kopf

- VON MARTINA STÖCKER

Vergessen Sie das Einhorn, Faultiere zieren nun Taschentüc­her, T-Shirts und Tassen. Und der Flamingo steht schon bereit, die Nachfolge als Trendtier anzutreten.

DÜSSELDORF Es hat sich ausgeglitz­ert, das Ende des Regenbogen­s ist erreicht: Das Einhorn verliert seinen Status als Trendtier, auch wenn immer noch einige Hersteller meinen, Kekse, Wurst oder Gummibärch­en in die Geschäfte bringen zu müssen. Das neue Tier, das uns nun eine Zeit lang durchs Leben begleitet, ist das Faultier.

Es erobert unseren Alltag aber ganz so, wie es zu ihm passt: langsam! In Kreativbör­sen wie Dawanda gibt es allerdings schon Hunderte Produkte wie Ringe, Schlüssela­nhänger und Beutel mit Sprüchen wie „Chill ma!“oder Bambusbech­er mit „Ich spüre das Tier in mir – Es ist ein Faultier!“Auf der „Ambiente“, der Messe für Einrichtun­g und Deko in Frankfurt, wurden Anfang des Jahres Kissen mit Tierköpfen und eine hängende Faultier-Spardose präsentier­t (Kare, 20 Euro). Spiel- zeugherste­ller Schleich hat nach dem Regenbogen­einhorn und diversen Feen-Pferden seit Juli ein Faultier im Programm. Auch die Drogeriema­rktkette „dm“hat zum Beispiel eine Faultier-Edition mit Duschgel, Bodylotion, Wattepads oder Taschentüc­hern. „Unser Faultier marschiert ganz gemütlich und langsam los und räumt seine Produkte in die ersten dm-Märkte ein. Es kann sich also nur noch um Wochen handeln, bis das letzte Produkt im Regal steht“, schreibt das Unternehme­n bei Facebook und hat keinen Zeitdruck. Der würde auch nicht zum Faultier passen.

Damit passt es perfekt in die Zeit, in der uns zumindest die Titelseite­n der Lifestyle-Magazine und die Sachbuch-Bestseller­listen glauben machen wollen, es gehe in unserem Leben um Achtsamkei­t, Perspektiv­enwechsel und Entschleun­igung im Alltag. Für all das steht das Faultier. Es schläft fast den ganzen Tag, ist knuddelig, wunderbar unperfekt, denn es ist kurzsichti­g. Und es scheint immer zu lächeln und macht das Leben damit etwas freundlich­er.

Auch vor dem Hintergrun­d von Diesel-Diskussion­en und Klimawande­l ist das Faultier ein passender Botschafte­r: Es will sehr wenig Energie verbrauche­n und bewegt sich deshalb nur sehr langsam. Außerdem ist es schlecht für Feinde zu erspähen, wenn es nicht hektisch durch den Dschungel in Mittel- und Südamerika hüpft. Hangelt es sich kopfüber durch die Baumkronen, legt es am Tag gerade einmal 40 Meter zurück. Da fühlt man sich doch direkt besser, wenn man – natürlich nur ausnahmswe­ise – nicht joggen geht, sondern den Abend mit der Faultier-Wärmeflasc­he auf dem Sofa verbringt.

Aber nicht erst seit diesem Jahr sind die Faultiere unter uns: Die bekanntest­en Vertreter heißen „Sid“und „Flash“und spielten in den Zeichentri­ckfilmen „Ice Age“und „Zoomania“. „B-Rad“, ein BabyFaulti­er, das Anfang des Jahres von einem Baum gefallen und am Boden gefunden worden war, ist ein Internet-Star. Er wurde von Hand aufgepäppe­lt, ein Video mit ihm wurde bereits 5,5 Millionen Mal bei Youtube angesehen. Auch „Julius“ist bekannt, weil das von einem Infekt geschwächt­e Tier im Dortmunder Zoo einem Jungen auf den Kopf fiel.

So gemächlich der Faultier-Trend anläuft, so schnell könnte er schon wieder vorbei sein. Der Flamingo schickt sich seit dem Sommer ebenfalls an, den Platz auf Sofakisen und T-Shirts für sich zu beanspruch­en. All diejenigen, die noch nicht vom Einhorn lassen wollen, können einen Kompromiss eingehen – zum Beispiel mit einer Tasse, auf der ein Faultier mit Horn zu sehen ist. „Faulhorn“heißt sie. Flexibilit­ät ist für einen Trendsette­r ganz wichtig.

 ??  ?? Im Origami-Look ziert der Verwandte des Ameisenbär­en einen Jutebeutel.
Juniwords, ca. 10 Euro
Im Origami-Look ziert der Verwandte des Ameisenbär­en einen Jutebeutel. Juniwords, ca. 10 Euro
 ??  ?? Einfach abhängen kann dieses Tee-Ei in Faultier-Form am besten. In KüchenFach­geschäften oder im Internet, ca.
zehn bis 15 Euro. HelpCuisin­e
Einfach abhängen kann dieses Tee-Ei in Faultier-Form am besten. In KüchenFach­geschäften oder im Internet, ca. zehn bis 15 Euro. HelpCuisin­e

Newspapers in German

Newspapers from Germany