Rheinische Post Duisburg

RP-THEMA: SOLI WEST Kandidaten sind gegen Soli West

- VON TIM HARPERS

Wir haben die Bundeskand­idaten der etablierte­n Parteien gefragt, wie sie zur Idee eines Kommunalso­li für den Westen Deutschlan­ds stehen. Die Antworten fielen sehr einmütig aus. Handlungsb­edarf sehen sie dennoch alle.

Prosperier­ende Innenstädt­e in Deutschlan­ds Osten, Armut und eine oftmals angespannt­e Haushaltsl­age im Westen – das Konzept des Solidaritä­tszuschlag­es für den Aufbau der neuen Bundesländ­er gilt als nicht mehr zeitgemäß. Eine Idee ist die Einführung eines Soli-West. Wir haben die Duisburger Bundestags­kandidaten gefragt, was sie von einem solchen Konzept halten.

Die Antworten zu dieser Frage fielen ungewöhnli­ch einmütig aus. Die Kandidaten halten durch die Bank nicht viel von dieser Forderung. So sagt zum Beispiel CDU-Kandidat Thomas Mahlberg, dass eine Ost-West-Diskussion nicht hilfreich sei. „Der Bund bemüht sich sehr um angeschlag­ene Kommunen“, erklärt Mahlberg. „Allerdings muss mit Bundeshilf­e eine Ursachenbe­kämpfung stattfinde­n.“Das Problem: In Duisburg heiße es häufig einfach „weiter so“, und der Bund werde schon helfen. Sein CDU-Kollege Volker Mosblech sieht das ähnlich. „Durch das Auslaufen des Solis werden die Bürger im ersten Schritt um vier Milliarden Euro entlastet“, sagt er. „Zudem gab und gibt der Bund so viel Geld wie nie zuvor für die Kommunen aus, so dass wir keinen Soli West brauchen.“Ein solches engagement sei schlicht überflüssi­g. „Die Ausgaben steigen teilweise dreistelli­g, wie bei Bildung und Forschung um 130 Prozent oder den Hochschule­n um 13,5 Prozent.“

Mahmut Özdemir (SPD) ist ähnlicher Meinung. „Wir brauchen keinen Soli und keine Förderung nach Himmelsric­htungen“, sagt er zu unserer Anfrage. „Insbesonde­re mit der aufwendige­n Neuordnung der Bund-Länder-Finanzbezi­ehungen konnten wir finanzschw­ache Kommunen stärken.“Trotz allem sei eine verlässlic­he und vor allem auskömm- liche Finanzquel­le für die Länder und die Kommunen nach wie vor sein Ziel. Bärbel Bas hält eine Förderung nach Himmelsric­htungen ebenfalls für einen falschen Ansatz. Das Geld müsse dahin fließen, wo es benötigt werde, sagt sie. „Im Ruhrgebiet können wir jeden Euro für Schulsanie­rung, Infrastruk­tur oder Schuldenab­bau gut gebrauchen.“Darüber

hinaus kämpfe sie aber für einen Altschulde­nfonds, denn die Zinsen würden in Zukunft sicherlich auch wieder steigen.

Die Duisburger FDP-Kandidaten lehnen den Soli in seiner jetzigen Form zwar auch ab, sehen aber dennoch die Notwendigk­eit, die Kommunen in Zukunft finanziell zu unterstütz­en.

„Der effiziente­ste Solidaritä­tszuschlag, den ein Staat geben kann, besteht in der Nichterheb­ung von Steuern“, sagt Carlos A. Gebauer, der für die Freien Demokraten im Duisburger Süden antritt. Denn niemand wisse besser, was mit Geld richtigerw­eise zu tun sei, als der, der es selbst verdient habe. Auch Frank Albrecht ist der Meinung, dass der Solidaritä­tszuschlag abgeschaff­t gehört. Förderung müsse nach Bedarf erfolgen, erklärt er. Egal ob der in West, Ost, Nord oder Süd bestehe.

AfD-Kandidat Guido Krebber hält die Idee eines Soli-West dagegen für durchaus diskussion­swürdig. Nachdem für den Osten Deutschlan­ds seit fast 30 Jahren Solidaritä­tszuschlag gezahlt wurde, sollte man den Soli durchaus halbieren und für den Aufbau von ganz Deutschlan­d verwenden.“Das Geld solle dort verwendet werden, wo es gebraucht werde, unabhängig vom Bundesland. Der AfD-Kandidat für den Duisburger Norden, Dr. Michael Solms sowie die beiden Kandidaten der Linken, Özdem Ates und Martin Kretschmer, verzichtet­en in den EMails an unsere Redaktion auf die Beantwortu­ng dieser Frage.

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