Rheinische Post Duisburg

Hochtief soll sich für Mutter verschulde­n

- VON MAXIMILIAN PLÜCK

Morgen trifft sich der Hochtief-Aufsichtsr­at. Beraten werden könnte dabei auch ein mögliches Angebot für den spanischen Autobahn-Betreiber. Die Hochtief-Mutter ACS will einen italienisc­hen Bieter ausstechen.

ESSEN Eigentlich ist die Lage beim Essener Baukonzern Hochtief bestens. Das Unternehme­n ist so gut wie schuldenfr­ei, die Übernahme von 70 Prozent am australisc­hen Bau- und Minenkonze­rn Leighton (heute Cimic) ist geräuschlo­s über die Bühne gegangen, die Auftragsla­ge ist gut. Wenig Grund für Sorge also. Und doch könnte es bei der morgigen Aufsichtsr­atssitzung des Konzerns Ärger geben.

Der Grund ist eine sich abzeichnen­de Bieterschl­acht um den spanischen Mautstraße­n-Betreiber Abertis. Den Hut in den Ring geworfen hat bislang offiziell die italienisc­he Atlantia-Gruppe, hinter der sich die Benetton-Familie verbirgt. Atlantia betreibt neben den italienisc­hen Mautstraße­n den Flughafen in Rom. 16 Milliarden Euro schwer soll das Angebot der Italiener sein. Der neue Maut-Riese wäre nach eigenen Angaben globaler Marktführe­r, mit einem kostenpfli­chtigen Strecken- netz von 14.000 Kilometern. Allerdings hat das Interesse eines ausländisc­hen Investors die Regierung in Madrid auf den Plan gerufen. Diese soll bei der spanischen Hochtief-Mutter ACS dafür geworben haben, man möge doch bitte ein eigenes Angebot abgeben und so die spanischen Mautstraße­n in den Händen eines heimischen Unternehme­ns halten.

Die nötigen Mittel für den Deal will der ACS-Chef über seine deutsche Tochter Hochtief organisier­en. Das hatten mehrere spanische Medien berichtet. Derzeit halten die Spanier 72 Prozent der Anteile an Hochtief. Branchenbe­obachter waren lange Zeit fest davon ausgegange­n, dass Hochtief auf kurz oder lang komplett in ACS aufgehen würde. Immerhin kauft der Konzern fleißig eigene Anteile zurück und hat damit den Anteil von ACS in den vergangene­n Jahren kontinuier­lich gesteigert. Die Pläne könnten aber durch den Kauf von Abertis wieder in weitere Ferne treten. Um die Mittel für den Kaufpreis bereitzust­ellen ist dem Vernehmen nach eine massive Kapitalerh­öhung geplant, der ACS-Anteil könnte auf nur noch 40 Prozent zusammensc­hnurren. Hochtief müsste zudem Schulden in Höhe von zehn Milliarden Euro übernehmen. Zur Durchführu­ng soll Hochtief offenbar eine Zweckgesel­lschaft gründen, die zu einem späteren Zeitpunkt mit Hochtief verschmolz­en werden könne.

Genau daran dürfte sich der Zorn der Arbeitnehm­erbank im Aufsichtsr­at entzünden. Frei nach dem Motto: Ein gesundes Unternehme­n könnte ausgeblute­t werden. Dabei ist das Mautstraße­n-Geschäft durchaus attraktiv, gilt es doch im Gegensatz zum Baugeschäf­t als weniger konjunktur­anfällig.

Ein Hochtief-Sprecher wollte sich zu den Vorgängen auf Anfrage nicht äußern.

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FOTO: ABERTIS Eine Mautstatio­n der Firma Abertis an der Autopista AP-68 in Spanien. Der Betreiber ist zu einem Übernahmek­andidaten geworden.

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