KOMMENTAR
Der Kölner Protest wäre legitim
Der 1. FC Köln hat angekündigt nach dem 0:5 in Dortmund Protest gegen die Spielwertung einzulegen. Einen Fairplay-Preis wird das den Rheinländern nicht einbringen, dennoch ist der Protest legitim.
Dass die desolaten Kölner in Dortmund gnadenlos unterlegen waren, tut dabei nichts zur Sache. Der Kölner Sportdirektor Jörg Schmadtke berief sich darauf, dass der Schiedsrichter einen Regelverstoß begangen habe. Laut Regelwerk ist eine Spielwiederholung möglich, wenn der Regelverstoß die „Spielwertung als verloren oder unentschieden mit hoher Wahrscheinlichkeit beeinflusst hat.“Die Kölner Argumentation: Wenn es mit einem 0:1 in die Pause geht, kann das Spiel im zweiten Durchgang ganz anders laufen. Die Dortmunder Argumentation, vorgetragen durch Geschäftsführer Hans-Joachim Watzke: Wer zweimal aufs Tor schießt und fünf Tore kassiert, hat zurecht verloren und muss sich das „klipp und klar“eingestehen.
Natürlich mutet es merkwürdig an, wenn ein Verein nach einer derart schwachen Vorstellung nach so einem Strohhalm greift. Fakt ist aber auch, dass sich das Regelwerk nicht nach den Spielanteilen einer Mannschaft richten darf. Und dass die Szene erneut eine Schwäche des Videobeweises aufzeigt. Bedeutet das technische Hilfsmittel für Schiedsrichter in Zukunft: Lieber warten statt pfeifen?
Aus Kölner Sicht ist der Protest verständlich. Und er erfolgt mit Kalkül. Schmadtke, nach dem schwächsten Saisonstart der Kölner in der Klubhistorie ob seiner Transfers im Sommer selbst in die Kritik geraten, rückt den Videobeweis durch den Protest bewusst in den Fokus der Aufmerksamkeit. Das lenkt vom Sportlichen ab. Intern müssen die Kölner Verantwortlichen das Spiel aber ganz anders aufarbeiten. Denn als Alibi für den desolaten Auftritt des Tabellenletzten darf die Thematik nicht dienen.
ANTJE REHSE