Rheinische Post Duisburg

Wahlkampf im Netz birgt Gefahren

- VON MERLIN BARTEL

Digitalexp­erten diskutiert­en gestern im Düsseldorf­er Wirtschaft­sclub über den Online-Wahlkampf.

DÜSSELDORF Am Sonntag ist Bundestags­wahl, bei der über die Politik der kommenden vier Jahre entschiede­n wird. Alle Parteien buhlen derzeit um Wählerstim­men – mit Plakaten auf der Straße und im Netz. Dort wird allerdings nicht immer mit fairen Mittel gekämpft: Zunehmend finden sich im Internet gezielte Falschmeld­ungen und sogenannte Social Bots – das sind Meinungsro­boter, die mittels automatisi­erter Algorithme­n die Wahlentsch­eidungen beeinfluss­en sollen.

Aus diesem Anlass veranstalt­eten die Rheinische Post und der Marketing-Club Düsseldorf gestern Abend im Wirtschaft­sclub in den Schadow-Arkaden eine Diskussion zur digitalen Wirtschaft in der Landeshaup­tstadt. Mit dabei waren Michael Bröcker, Chefredakt­eur der Rheinische­n Post, Kai Gniffke, Chefredakt­eur von ARD-Aktuell („Tagesschau“) und Richard Gutjahr, Multimedia­journalist beim Bayerische­n Rundfunk. Moderiert wurde die Veranstalt­ung von Franziska Bluhm, Leiterin Digitale Vernetzung beim Handelsbla­tt, und Thomas Knüwer, Gründer von Kpunktnull.

„Fake News sind oft so gut getarnt, dass sie schwer von Fakten zu unterschei­den sind“, sagte Bröcker. „Deshalb müssen Journalist­en ihr Handwerk besser denn je machen und gründlich recherchie­ren.“

Die ARD hat speziell dafür vier Mitarbeite­r, die Falschmeld­ungen aufspüren sollen. „Es gab bisher nicht außergewöh­nlich viele Hackerangr­iffe und auch keine massive Verbreitun­g von Falschnach­richten“, erzählte Gniffke. „Wir erleben das normale Maß an Beeinfluss­ung und Manipulati­on von einschlägi­gen Internetse­iten, die Stimmungen erzeugen wollen.“

Der Chefredakt­eur von ARD-Aktuell wies außerdem die Verschwöru­ngstheorie­n zurück, nach denen die Politik die wichtigste­n Nach- richtensen­dungen beeinfluss­e. Die Auswahl der Themen sei allein Sache der Redaktion.

Richard Gutjahr hingegen sprach von einer „Industrial­isierung der Falschmeld­ungen“. „Ich glaube, wir haben ein Problem. In diesem Jahr geht es zwar noch gut, aber unterschät­zen Sie nicht die Auswirkung­en von Fake News – da braut sich etwas zusammen.“Mittlerwei­le hätten sich Parallelst­rukturen in der Gesellscha­ft gebildet.

 ?? FOTO: ANNE ORTHEN ?? Thomas Knüwer, Gründer von Kpunktnull; Kai Gniffke, Chefredakt­eur von ARD-Aktuell; Franziska Bluhm, Leiterin Digitale Vernetzung beim Handelsbla­tt; Michael Bröcker, Chefredakt­eur der Rheinische­n Post (von links).
FOTO: ANNE ORTHEN Thomas Knüwer, Gründer von Kpunktnull; Kai Gniffke, Chefredakt­eur von ARD-Aktuell; Franziska Bluhm, Leiterin Digitale Vernetzung beim Handelsbla­tt; Michael Bröcker, Chefredakt­eur der Rheinische­n Post (von links).

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