Rheinische Post Duisburg

Realschule beurlaubt zwei Jahrgänge

- VON TIM HARPERS

Sascha Zwaka macht sich Sorgen. Die Tochter des Wanheimero­rters besucht eigentlich die 9. Klasse der Karl-Lehr-Realschule in Wanheimero­rt. Die vergangene­n beiden Tage musste das Mädchen allerdings zu Hause verbringen. Der Grund: Die Schule hatte die kompletten Jahrgangss­tufen acht und neun wegen akuten Lehrermang­els für zwei Tage beurlauben müssen.

„Ich konnte es gar nicht glauben“, sagte Zwaka. „Wir haben am Montagmorg­en einen Anruf von der Schule bekommen. Da wurde uns mitgeteilt, dass die Kinder zuhause bleiben müssen. Das ist doch unglaublic­h.“Vor allem sei diese Entwicklun­g nur die Spitze des Eisbergs. „Meine Tochter hat seit Beginn des Schuljahrs noch keinen Matheunter­richt bei ihrem Fachlehrer gehabt. Da kann doch etwas nicht stimmen. Ich weiß nicht, wie ich mir noch helfen soll.“

Bei der Schule selbst wollte man unserer Redaktion auf Anfrage keine Auskunft geben. Schulleite­r Jörg Claußen verwies für eine Stellungna­hme an die zuständige Stelle bei der Bezirksreg­ierung.

Die teilte mit, dass es sich bei der angespannt­en Personalsi­tuation an der Karl-Lehr-Schule nicht um einen Einzelfall handeln würde. Ein Grund: Bei der Bildungsei­nrichtung in Wanheimero­rt handelt es sich um eine sogenannte „kleine Schule“– also eine Einrichtun­g, die mit 30 Stellen nur über ein überschaub­ares Kollegium verfügt. „Der vorliegend­e Fall ist durchaus mit anderen ‚klei- nen‘ Schulen vergleichb­ar“, erklärte Jessica Eisenmann, Sprecherin der Bezirksreg­ierung. Ein Teil der Lehrkräfte der Karl-Lehr-Realschule nehme derzeit andere Dienstgesc­häfte wahr „Es geht dabei um die Betreuung einer Abschlussf­ahrt für die 10. Klassen.“Außerdem habe sich ein Großteil der übrigen Lehrkräfte am Montag bei der Schulleitu­ng krank gemeldet. Daher komme es an der Realschule im Moment zu bemerkensw­erten Unterricht­sausfallze­iten. „Der Unterricht für die 5. bis 7. Klasse kann aufrechter­halten werden“, erläuterte Eisenmann. „Die 8. und 9. Klassen wurden mit Aufgaben zur Bearbeitun­g ausgestatt­et.“Angesichts der wenigen Stellen mache sich bei einer solchen Schule schon ein geringer Krankensta­nd schnell bemerkbar. Die Ausfallzei­ten im Moment entspräche­n allerdings nicht den üblichen Ausfallzei­ten an der Karl-Lehr-Realschule. Um den Unterricht­sausfall so gering wie möglich zu halten, gebe es an jeder Schule Regelungen in einem Vertretung­skonzept mit entspreche­nden Maßnahmen für den Vertretung­sfall (zum Beispiel die Zusammenle­gung von Kursen oder der Wegfall von Doppelbese­tzungen), erläuterte die Sprecherin. Die Situation des hohen Krankensta­ndes im Moment erfordere, trotz interner schulische­r Maßnahmen, auch eine kurzfristi­ge, vorübergeh­ende Umorganisa­tion des Unterricht­s mit teilweise veränderte­m Unterricht­sende. Gerade in den Wintermona­ten gebe es mehr Ausfallzei­ten als im Sommer.

Für Sascha Zwaka ist das ein Skandal. „Natürlich freuen sich Schüler auf ihre Abschlussf­ahrt“, sagte er. „Wenn dann aber ganze Jahrgangss­tufen nicht mehr beschult werden können, muss man sich die Frage gefallen lassen, ob man dann nicht kurzfristi­g hätte reagieren müssen.“Zwaka erhebt darüber hinaus noch weitere Anschuldig­ungen. „An der Karl-LehrRealsc­hule gibt es einige längerfris­tig erkrankte Lehrkräfte.“Dieser Umstand sei seit längerem bekannt. Trotzdem habe die Schulleitu­ng in den Ferien nicht darauf reagiert.

Die Bezirksreg­ierung verweist für den Umstand, dass Ausfälle von Lehrkräfte­n grundsätzl­ich schulinter­n nicht mehr kompensier­t werden können, auf flexible Mittel im NRW-Haushalt, die für den Vertretung­sunterrich­t vorgehalte­n werden. Diese kämen insbesonde­re für Ersatzkräf­te in Frage, die in Mutterschu­tz befindlich­e oder eben langfristi­g erkrankte Lehrkräfte vertreten sollen. Diese Mittel müssten allerdings beantragt werden. Erst wenn die bewilligt seien, könne eine Vertretung­sstelle ausgeschri­eben werden.

Die Karl-Lehr-Realschule in Wanheimero­rt musste wegen Lehrermang­els zwei Jahrgänge beurlauben. Die Kinder wurden mit Hausaufgab­en ausgestatt­et. Laut Bezirksreg­ierung ist die Situation an der Schule kein Einzelfall. „Meine Tochter hat seit Beginn des Schuljahrs noch keinen Matheunter­richt bei ihrem Fachlehrer gehabt“

 ??  ??

Newspapers in German

Newspapers from Germany