Rheinische Post Duisburg

Der Amtsinhabe­r

- VON HILDEGARD CHUDOBBA

Sören Link hat es so gewollt: Weil er im Frühjahr sein Amt vorzeitig zur Verfügung gestellt hat, wählen die Duisburger nun einen neuen OB.

Eigentlich sollten die Duisburger das neue Stadtoberh­aupt erst im kommenden Jahr wählen. Doch die Zusammenle­gung von OB und Bundestags­wahl werde für die Stadt preiswerte­r, hatte Link argumentie­rt, der mit dieser Entscheidu­ng sowohl alle anderen Duisburger Parteien als auch seine eigene überrascht­e. Zu diesem Zeitpunkt schwamm die SPD allerdings auch auf einer großen Schulz-Sympathiew­elle.

35 Jahre war Sören Link alt, als er von seiner Partei vor sechs Jahren zum ersten Mal ins Rennen geschickt wurde, um den abgewählte­n OB Sauerland im Rathaus abzulösen. Die Sozialdemo­kraten hatten sich schwer getan, wollten den angekündig­ten „Neuanfang“möglichst mit einem externen Bewerber schaffen. Doch es fand sich keiner. Link war zu diesem Zeitpunkt Landtagsab­geordneter, und ihn reizte der Job im Rathaus so sehr, dass er seine Partei überzeugte.

1993 trat Sören Link in die SPD ein, wurde Vorsitzend­er der Jusos und zog als 29Jähriger in den NRW-Landtag ein. Als Diplom-Verwaltung­swirt arbeitete er bis 2005 in der Schulabtei­lung der Bezirksreg­ierung. Er ist enger Freund des Duisburger SPD-Parteichef­s und Ex-Innenminis­ter Ralf Jäger, dem nachgesagt wird, zumindest in den ersten Amtsjahren wesentlich­en Einfluss auf die Arbeit von Link am Burgplatz genommen zu haben. Ge- rade erst hat er angekündig­t, sich im Wahlkampf an der Seite seines Freundes Sören zu engagieren,

In sein Amt wurde der Oberbürger­meister 2012 im ersten Wahlgang zwar mit 48,3 Prozent gewählt, allerdings bei einer Beteiligun­g von unter 33 Prozent. Beim zweiten schaffte er es dann auf 72 Prozent bei noch niedrigere­r Wahlbeteil­igung (28 Prozent). Ihm haftet seitdem der Makel an, ein Minderheit­en-OB zu sein. Das will er nun ändern.

Im Rathaus ergriff er nach seinem Amtseintri­tt einige verwaltung­sinterne Initiative­n, für die ihn seine Mitarbeite­r lobten. Mehr Bürgernähe bei Entscheidu­ngen hatte er ange

kündigt. Doch hier ist sicherlich noch viel Luft nach oben. Auch wenn die Duisburger zum Beispiel bei der Erarbeitun­g eines neuen Leitbildes für die Stadt ihre Vorschläge machen durften oder die Chance bekamen, bei der Gestaltung der Bahnhofspl­atte mitzureden – in den vergangene­n Jahren gab es immer wieder Kritik an Alleingäng­en des OB bzw. seiner Dezernente­n. Zum Beispiel beim Thema Baumfällun­gen gehen die Bürger wegen des Handelns der Verwaltung­sspitze auf die Barrikaden. Den Glauben an den propagiert­en Neuanfang haben sie längst verloren.

Dass sich Link alle Mühe gibt, Duisburg als eine erfolgreic­he Großstadt zu verkaufen, wird ihm nicht abgesproch­en. Doch der Ruf Duisburgs ist außerhalb der Stadt nach wie vor nicht der beste. Dazu hat Link (durch ungeschick­te Äußerungen) auch selbst beigetrage­n, zum Beispiel, als er in einer Berliner Flüchtling­srunde der SPD äußerte, er würde gerne mehr von ihnen aufnehmen, wenn ihm dafür Bulgaren und Rumänen abgenommen würden.

Auch Äußerungen zu einem der jüngeren Polizeiein­sätze in Bruckhause­n, bei dem er die den Beamten gegenübers­tehe große Masse Menschen mit unfeinen Worten bedachte, brachte ihm keinen Beifall ein, wohl aber einen türkisch-stämmigen Gegenkandi­daten. Seinen vollmundig­en Ankündigun­gen, was alles besser wird, folgten bislang nicht immer Taten. Minuspunkt­e hat er auch im Fall der nach Nepal abgeschobe­nen Schülerin Bivsi bekommen, weil er die erfolgte Abschiebun­g, die er als Verwaltung­schef letztlich mitzuveran­tworten hat, öffentlich dann kritisiert­e.

Um zu punkten, präsentier­t Sören Link seit Wochen ein Projekt nach dem anderen, das aus seiner Sicht erfolgreic­h auf die Schiene gesetzt wurde. Doch was er nicht sagt, ohne riesige Fördermitt­el-Zuweisunge­n aus Berlin und Düsseldorf wäre hier eine ganze Menge wohl nicht möglich.

Sören Link haftet

der Makel an, ein Minderheit­en-OB

zu sein. Das will er nun ändern.

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