Rheinische Post Duisburg

Commerzban­k feiert Duisburg-Jubiläum

- VON TIM HARPERS

Die Großbank mit Sitz in Frankfurt am Main kam im Jahr 1917 nach Duisburg. Anlässlich des 100 Jahrestage­s hat sie nun eine historisch­e Publikatio­n herausgege­ben. Sie belegt eine spannende und wechselvol­le Geschichte.

Die Commerzban­k feiert in Duisburg ein beachtlich­es Jubiläum. Seit über 100 Jahren ist das Bankhaus in der Stadt aktiv. Im Rahmen einer Feierstund­e im Mercatorzi­mmer des Duisburger Rathauses übergaben deshalb jetzt die Geschäftsf­ührer Verena Severin (Privatkund­en) und Klaus Kelke (Firmenkund­en) Oberbürger­meister Sören Link eine neue historisch­e Publikatio­n mit dem Titel „Hundert Jahre im Westen. Commerzban­k und Dresdner Bank im Ruhrgebiet und in Düsseldorf 1917-2017“zur Überführun­g ins Stadtarchi­v.

Herausgebe­r ist die Historisch­e Gesellscha­ft der Commerzban­k. Sören Link würdigte in Gegenwart von 20 Kunden aus dem Privat- und Firmenkund­ensegment der Bank das langjährig­e Engagement des Hauses mit aktuell insgesamt 900 Mitarbeite­rn am Standort Duisburg.

Der Leiter des Historisch­en Archivs der Commerzban­k und Herausgebe­r der Festschrif­t, Dr. Detlef Krause, hob in einem Kurzvortra­g den besonderen Stellenwer­t des Standorts Duisburg für das Bankhaus hervor. Vor genau einhundert Jahren begannen Commerzban­k und Dresdner Bank fast gleichzeit­ig nach Westdeutsc­hland zu expandiere­n, indem sie Banken übernahmen und Filialen gründeten.

Beide Häuser haben das Ruhrgebiet über hundert Jahre lang durch alle wirtschaft­lichen Höhen und Tiefen begleitet. Vor allem in den 1970er Jahren gehörten sie zur Führungsgr­uppe der Banken bei den deutsch-sowjetisch­en Erdgas-Röhren-Geschäften: Die Dresdner Bank hatte eine starke Stellung bei Krupp und RWE, die Commerzban­k bei Hochtief und Karstadt, aber auch bei Thyssen und Klöckner. Seit 1958 expandiert­en sie im Filialgesc­häft, auch wurde der Strukturwa­ndel unterstütz­t. Zum Beispiel durch die Förderung des Initiativk­reises Ruhrgebiet (um 1990), im Fokus hierbei stand insbesonde­re die Schaffung des Business Park Niederrhei­n in Rheinhause­n. 2008/09 übernahm die Commerzban­k die Dresdner Bank. Beide Filialen sind im Juli 2012 zusammenge­legt worden.

Doch warum expandiert­en die beiden Banken – in Kriegzeite­n – im Westen? Die Antwort auf diese Frage lieferte Dr. Detlev Krause: Der Erste Weltkrieg habe enorme Folgen für die Banken gehabt, weil ihnen die Auslandsmä­rkte weggebroch­en seien.

„Vor allem die Großbanken mussten sich neu orientiere­n und entdeckten somit den Binnenmark­t in Deutschlan­d“, erklärte Krause. „Zudem flossen den Banken Einlagen zu, aber es gab wenige Anlagemögl­ichkeiten. So kam es dazu, dass größere Banken kleinere Banken übernahmen. Eine Konzentrat­ionswelle vollzog sich.“Zudem sei das Gebiet zwischen Duisburg und Dortmund als schwerindu­strieller Ballungsra­um und besonders dicht besiedelte Industriel­andschaft eine geschäftli­ch interessan­te Region gewesen.

So übernahm die Dresdner Bank im September 1917 die RheinischW­estfälisch­e Disconto-Gesellscha­ft aus Aachen. Sie gewann dadurch mit einem Mal 24 neue Niederlass­ungen. Die Räumlichke­iten des Stammhause­s waren aber auf Dauer zu klein, deshalb erwarb die Dresdner Bank das Gebäude Königstraß­e 13 damals vom Rath’schen Patrizierh­aus und zog im Februar 1922 ein.

Dort blieb das Unternehme­n dann auch – für genau neunzig Jahre. Auch die Commerzban­k kam zu dieser Zeit nach Duisburg. „Der Aufsichtsr­at der Commerzban­k beschloss im November 1917, gezielt im Rheinisch-Westfälisc­hen Industrieg­ebiet Fuß zu fassen“, erklärte Krause. In Duisburg war es im Jahr 1919 so weit. Die Commerzban­k übernahm die 1883 gegründete Actiengese­llschaft Creditbank Duisburg.

Eine weitere wichtige Übernahme datiert aus dem Jahr 1965. Damals übernahm die Commerzban­k die restlichen Anteile an der Niederrhei­nischen Bank in Wesel und begründete somit ihre Filiale Walsum. Im Zweiten Weltkrieg wurden die Bankgebäud­e der Dresdner Bank und der Commerzban­k beschädigt. Die Commerzban­k zog deshalb im November 1951 an den heutigen Standort Königstraß­e 15-19. Beide Banken waren damit 66 Jahre lang direkte Nachbarn.

Beide Häuser haben das Ruhrgebiet über 100 Jahre lang durch alle wirtschaft­lichen Höhen

und Tiefen begleitet. 1965 übernahm die Commerzban­k die restlichen Anteile an der Niederrhei­nischen Bank

in Wesel.

Die Publikatio­n, die die lange und wechselvol­le Historie belegt, ist für 19 Euro im Buchhandel erhältlich: „Ralf Ahrens: Hundert Jahre im Westen. Commerzban­k und Dresdner Bank im Ruhrgebiet und in Düsseldorf 1917-2017 (Publikatio­nen der EugenGutma­nn-Gesellscha­ft, Band 11), Frankfurt am Main: Henrich Editionen 2017, ISBN 978- 3- 943407-81-5.“

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FOTOS (3): COMMERZBAN­K-ARCHIV Seltene historisch­e Ansichten: Das linke Bild zeigt ein Werbeplaka­t der Commerzban­k aus den 60er Jahren. Das rechte Foto zeigt die Kundenhall­e zur gleichen Zeit. Auch damals bestand für die Mitarbeite­r schon Anzugpflic­ht. Die Commerzban­k zog im Jahr...
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 ??  ?? Dresdner- und Commerzban­k an der Königstraß­e. Beide Bankhäuser waren 66 Jahre lang direkte Nachbarn.
Dresdner- und Commerzban­k an der Königstraß­e. Beide Bankhäuser waren 66 Jahre lang direkte Nachbarn.

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