Rheinische Post Duisburg

BÜRGERENTS­CHEID ZUM DESIGNER OUTLET CENTER Das sind die Argumente der DOC-Macher

- DAS GESPRÄCH FÜHRTE RP-REDAKTEUR MIKE MICHEL.

Kurt Krieger, seine Projektlei­terin Edda Metz und Sebastian Sommer von Neinver fordern im RP-Gespräch mehr Sachlichke­it in der DOC-Diskussion. Wir haben sie gefragt, was sie von den Argumenten der DOC-Gegner halten.

Ein Outlet Center schadet dem Handel in der Innenstadt. Ein Outlet Center ist kein Einkaufsze­ntrum. „Von den 70, 80 Marken, die wir im DOC anbieten wollen, gibt es in Duisburg maximal fünf Prozent. Wir nehmen niemandem etwas weg“, so Sommer. Die Stadt Duisburg hat gar nichts von einem DOC. Die Filialiste­n bezahlen ihre Steuern entweder gar nicht oder anderswo. „Das ist nicht wahr“, so Krieger. Es gebe zwei Alternativ­en: Entweder gelte das Prinzip der Zerlegung – wo jede Filiale am jeweiligen Standort zahlt – oder es wird eine eigene Gesellscha­ft am Standort Duisburg gegründet. „In beiden Fällen kassiert die Stadt Gewerbeste­uer, und die Grundsteue­r kommt der Stadt ohnehin zugute.“ Die Besucher des DOC kommen nicht in die City, weil es zu weit weg ist. „Das Center rechnet sich schon bei rund zwei Millionen Besuchern im Jahr“, so Sommer. Wenn nur zehn Prozent der DOC-Besucher auch in die Innenstadt kämen, wären das rund 200.000 potenziell­e zusätzlich­e Kunden in der Stadt. Oberhausen ist ein Beleg dafür, wie sehr ein großes Einkaufsze­ntrum einer Innenstadt schaden kann. „Ein Outlet Center ist nicht mit einem sonstigen Einkaufsze­ntrum vergleichb­ar. Zu einem Outlet Center kommen Kunden auch aus größerer Entfernung, und sie kaufen im Regelfall mehr als in einem Einkaufsze­ntrum, in dem man auch eher alltäglich­e Einkäufe macht“, so Sommer. Auf der Homepage des DOC („http://www.einstueckd­uisburg.de/“) werden die Oberbürger­meister von Zweibrücke­n und Neumünster zitiert. In diesen Städten gibt es große Outlet Center. „Meine Bedenken haben sich nicht bestätigt. Vielmehr sind meine damaligen Hoffnungen erfüllt worden, dass diese neue Handelsfor­m positiv für die gesamte Region ist“, sagt Zweibrücke­ns OB Kurt Pirmann. Neumünster­s OB Dr. Olaf Tauras: „Wir streben grundsätzl­ich eine enge Zusammenar­beit mit dem lokalen Handel an und sehen das Outlet nicht als Konkurrenz zur Innenstadt.“ Schon jetzt gibt es einen Stillstand in der City durch ein drohendes Outlet Center. „Das Modelabel Zara hat für den Standort im Forum unterschri­eben, gerade erst hat TKMaxx im CityPalais eröffnet. Das zeigt, dass durchaus Investitio­nen in der Innenstadt getätigt werden“, meint Sommer. Das belege auch das Vorhaben von Fokus Developmen­t an der Düsseldorf­er Straße, wo neben dem Ankermiete­r Edeka auch Shops mit junger Mode angesiedel­t werden sollen. Die Bürgerinit­iative „Ja zu Duisburg“zeigt, dass die Mehrheit der Duisburger gegen ein DOC ist. Die Bürgerinit­iative sei vor allem eine „Händlerini­tiave“, argumentie­ren die DOC-Macher. „Bei Diskussion­en mit Bürgern stellen wir immer wieder fest, dass fast aus- schließlic­h die Älteren DOC-Gegner sind, die Jüngeren sind da anders eingestell­t“, so Edda Metz. Die „Brexit-Generation“habe Angst vor Neuem und lehne Änderungen grundsätzl­ich ab. An anderen Standorten, so Sommer, sei die Haltung der Industrie- und Handelskam­mer auch erst ablehnend gewesen. Nach der Etablierun­g eines DOC habe sich auch die IHK-Haltung grundsätzl­ich geändert. Jeder Euro kann nur einmal ausgegeben werden. Kommt das DOC nach Duisburg, wird das Geld an anderer Stelle – zum Beispiel in der Innenstadt – eben nicht ausgegeben. „In NRW gibt es Ochtrup ein Outlet Center, das in Bad Münstereif­el fällt in engerem Sinn nicht darunter. Dazu kommt das von McArthur Glen in Roermond. Der Standort Duisburg wäre daher ideal als Lückenschl­uss“, so Sommer. Es gibt Überlegung­en für den Standort Werl, für das niederländ­ische Zevenaar unweit von Emmerich und im Bergischen Land mit Remscheid, Wuppertal und Solingen gleich drei interessie­rte Städte. Ein weiteres Outlet Center käme also so oder so – und damit entscheide sich, wo der Euro ausgegeben wird. „Es ist deshalb wichtig für Duisburg, in diesem Windhundre­nnen schnell dabei zu sein“, sagte der Neinver-Mann. Selbst wenn der Bürgerents­cheid positiv für ein DOC ausfällt, dauert es noch sieben bis zehn Jahre, bis das Center tatsächlic­h realisiert werden kann. Das liegt an langen Genehmigun­gsverfahre­n und möglichen Klagen. Die jahrelange Ungewisshe­it lähmt Investitio­nen in der Innenstadt. „Bis zur Verwirklic­hung kann es deutlich schneller gehen. Wir haben durch die ursprüngli­che Planung für das Möbelhaus schon eine Menge Vorarbeit geleistet“, sagt Edda Metz. Das betreffe insbesonde­re Untersuchu­ngen in den Bereichen Umwelt, Verkehr oder Lärm. Diese Gutachten müssten für ein DOC lediglich modifizier­t werden. Krieger verweist darauf, dass die Stadt Düsseldorf für eine Möbelansie­dlung eine Klage wieder zurücknahm, nachdem dort ein Gutachten nachgebess­ert worden war. Fällt der Bürgerents­cheid positiv für ein DOC aus, werden die Bürger nicht mehr gefragt. „Die Messe ist dann noch lange nicht gelesen. Auch in den anschließe­nden Verfahren gibt es Bürgerbete­iligungen, Anhörungen oder Workshops. Und selbstvers­tändlich können Bürger wie in anderen Genehmigun­gsverfahre­n auch Einwände erheben“, so Edda Metz. Neinver und Krieger sind nur auf Profit aus. Duisburg ist ihnen egal. „Nachdem es mit unseren Plänen für einen Möbel-Standort in Duisburg vorbei war, hatten wir das Grundstück schon abgeschrie­ben. Aber das Grundstück gehört mir noch, und im Grundgeset­z steht: Eigentum verpflicht­et“, so Krieger. Weil ihm Duisburg eben nicht egal sei, wolle er hier auch etwas bewegen. Krieger: „Ein bisschen Glanz in der Hütte kann Duisburg nicht schaden.“ Mit dem Bekenntnis, keinen Plan B zu haben, wählt Krieger das Mittel der Erpressung: Wenn es kein DOC gibt, tut sich auf dem Güterbahnh­ofsgelände über Jahre hinweg gar nichts mehr. Etwas anderes als ein DOC sei nicht so ohne weiteres auf dem ehemaligen Güterbahnh­ofsgelände zu entwickeln, argumentie­ren die Entwickler. Der Foster-Plan sei nicht umsetzbar. „Und Wohnbebauu­ng funktionie­rt nur, wenn der Lärm von einer Seite kommt. Hier kommt er aber mit der Bahn und der A 59 gleich von zwei Seiten“, so Krieger.

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FOTOS: HK STRATEGIES/HARPERS Ein echter Hingucker: Die „Sky Lounge“, die im PR-Film der auf der Homepage der DOC-Verantwort­lichen zu sehen ist und an den Industrie- und Logistikst­andort Duisburg erinnern soll.

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