Rheinische Post Duisburg

Sprühkunst bekämpft Graffiti

- VON MONIQUE DE CLEUR

Der Profi-Sprayer Marten Dalimot verschöner­t für die Wirtschaft­sbetriebe den S-Bahnhof Großenbaum. Dort gab es bislang Ärger mit illegalen Schmierere­ien

GROSSENBAU­M Einen Kalauer hat Marten Dalimot parat: „Die Leute laufen hier lang und sagen: ,Guck mal, die malen einen großen Baum’ – ach, Großenbaum!“Seit ein paar Tagen schwingt der Graffiti-Künstler im Auftrag der Wirtschaft­sbetriebe Dose und Pinsel in der Unterführu­ng des S-Bahnhofs Großenbaum. Am Ende soll eine Zugreise durch die Jahreszeit­en die knapp 400 Quadratmet­er Wandfläche be-

Marten Dalimot decken – und das Ende der illegalen Schmierere­ien stehen, die den Bahnhof beim jährlichen Stationsbe­richt des VRR regelmäßig durchfalle­n lassen.

Sein mit bunten Papageien besprühter Lieferwage­n verrät den Künstler schon oben auf dem Parkplatz: „Der ist nicht für nächtliche Straftaten geeignet“, scherzt unten Marten Dalimot, während mal wieder ein Zug vorbei donnert. Kaum ein Graffiti-Sprayer, der nicht mit illegalen Aktionen anfängt, doch der Profi sagt: Dosen weg von nicht freigegebe­nen Wänden, „weil’s mit Strafverfo­lgung und viel Ärger verbunden ist“.

Ärger auch für die Wirtschaft­sbetriebe, in deren Bilanz sich die Kos- ten fürs aufwendige Entfernen der Graffiti niederschl­agen: rund 8000 Euro kommen dafür allein am SBahnhof Großenbaum jährlich zusammen, für dessen Unterführu­ng das Unternehme­n zuständig ist. Das neue, legale Graffito dient als Prävention: Sprayer respektier­en die Werke anderer. Den Rheinhause­r Bahnhof hat Dalimot vor knapp einem Jahr gestaltet, seitdem sei dort die Anzahl neuer Tags, der omnipräsen­ten Buchstaben­signets, deutlich zurückgega­ngen, so die Wirtschaft­sbetriebe. Die Hoffnung ist, dass das auch hier klappt. Der Künstler selbst sagt: „Ich hoffe natürlich, dass es auch gut aussieht.“

Dalimot trägt einen schwarzen Kapuzenpul­li mit bunten Farbklecks­en und dazu Handschuhe. Eine Farbrolle führt er routiniert über die Wand, hinterläss­t braune Streifen, bessert hier nach und da und arbeitet sich rasch weiter. Die Sprühdose braucht er momentan nicht, „aber nur weil ich gerade keine Dose in der Hand habe, heißt das nicht, dass das kein Graffiti ist.“Einige Meter weiter kommt sie gerade zum Einsatz, die klassische Dose: Mitarbeite­r Dirk sprüht in kurzen Hüben hellgrüne Kleckse auf den dunkelgrün­en Untergrund – das wird dann wohl der Frühling der Zugreise durch die Jahreszeit­en. Es riecht nach Lösungsmit­teln und klingt wie Haarspray.

Zwei Wochen werden Dalimot und sein Mitarbeite­r noch im Einsatz sein. Den Passanten springt ihre Arbeit natürlich ins Auge. „Das wurde mal langsam Zeit“, ruft einer im Fahrradvor­beischiebe­n. Lob bekommen die Sprayer schon. „Leider kommt immer ein Aber“, seufzt Dalimot. Meistens verbunden mit einem ,Mal sehen, wie lange das so bleibt’. „Den Spruch habe ich alleine heute Morgen schon 30 mal gehört.“

Frustriere­nd für einen wie Marten Dalimot, der über sich selbst sagt: „Mein Anspruch war immer, Kunst im öffentlich­en Raum zu schaffen.“Tags kommen ihm nicht aus der Dose.

Und am S-Bahnhof Großenbaum hoffentlic­h ab jetzt auch niemand anderem mehr.

„Den Spruch habe ich alleine heute Morgen schon 30 mal gehört“

Graffiti-Künstler

 ?? FOTO: TANJA PICKARTZ ?? Künstler Marten Dalimot führt die Farbrolle frei Hand. An dieser Stelle der Unterführu­ng im S-Bahnhof Großenbaum, erklärt er kalauernd, entsteht ein – großer Baum.
FOTO: TANJA PICKARTZ Künstler Marten Dalimot führt die Farbrolle frei Hand. An dieser Stelle der Unterführu­ng im S-Bahnhof Großenbaum, erklärt er kalauernd, entsteht ein – großer Baum.

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