SPD will eine neue Brücke mieten
250 Bürger folgten Demo-Aufruf und hörten sich an der gesperrten Ruine die Pläne der SPD an. Die will neues Bauwerk mieten und noch immer ein Stück von Moers.
TROMPET Es war kurz vor 17 Uhr, als Reiner Friedrich das Mikrofon einschaltete. Zusammen mit etwa 250 Bürgern und so manchem Genossen stand der Rheinhauser SPD-Bezirksverbandsvorsitzende vor der Brücke An der Cölve. Und zwar am östlichen Ende, das bereits auf Moerser Gebiet liegt. „Den Zustand dieser Brücke können wir leider nicht mehr ändern“, sagte er, bevor er zur besten Wahlkampfzeit mit den Forderungen seiner Partei weitermachte.
Friedrich blickte zurück: Es habe zig Gespräche mit Vertretern der Stadt Moers gegeben, ihr gehört bekanntlich die zur Ruine verkommene Querung. „Ergebnis: Bis heute sind für einen Neubau der Brücke keine Förderanträge gestellt worden. Drei bis fünf Jahre würde ein solcher Bau dauern, wenn denn alle dafür nötigen Beschlüsse vorliegen.“Ein untragbarer Zustand für Pendler und Anwohner, es müssten andere Lösungen her, etwa der Bau einer sogenannten Behelfsbrücke. „Eine entsprechende kleine Anfrage im Landtag, ob es möglich wäre, eine solche Brücke zu bekommen, habe ich gestellt“, ergänzte der Abgeordnete Rainer Bischoff. Eine Antwort habe er noch nicht in seinem Postfach gehabt, formalrechtlich müsse diese bis kommenden Dienstag vorliegen, so Bischoff.
An die Brückenabsperrungen hatten die SPD-Leute Bilder und Informationen zum Thema Behelfsbrücke gehängt. „So etwas lässt sich leicht umsetzen“, hieß es. Am KarlLehr-Brückenzug im rechtsrheinischen Duisburg habe es eine solche 180 Meter lange Brücke gegeben, über die sogar die Straßenbahn fahren konnte. „Hier müsste es lediglich einspurig sein, damit Rettungswagen und Busse darüberfahren könnten“, so Friedrich. Außerdem bräuchte man allenfalls ein 100 Meter langes Stück. 100.000 bis 150.000 Euro würde eine solche Brücke an jährlicher Pacht kosten, rechneten die Genossen vorsichtig vor, ohne genaue Zahlen zu haben. Ein Betrag, der womöglich gemeinsam mit der Stadt Moers zu schultern wäre. Zumal die aktuelle Busumleitung die DVG pro Jahr 120.000 Euro kosten würden.
Wer sich an diesem milden Abend zu Fuß auf den Weg über die Brücke machte, traf am Westende der Brücke auf zwei Pappschilder, die einen möglichen neuen Grenzverlauf Duisburg/Moers markieren sollen. Die Sozialdemokraten rücken nämlich von ihrem kühnen Plan der Gebietsübertragung von Moers an Duisburg nicht ab. So könnte die neue Stadtgrenze nicht mehr entlang der Römerstraße verlaufen, sondern direkt an der Brücke. „Damit wären keine Wohn- und Gewerbegebiete betroffen, da es auf dem Stück gar keine Wohnadressen gibt“, erklärte Friedrich.
Gehöre die Brücke nach einer Gebietsübertragung der Stadt Duisburg, könne man sich selbst um die Sanierung kümmern und brauche dafür Moers nicht, so die SPD-Intention. Wobei die Kosten für einen Neubau noch gar nicht errechnet sind. Die ursprünglich einmal kalkulierten knapp drei Millionen Euro sind bereits laut Aussage der Stadt Moers nicht zu halten. Laut Informationen der Redaktion ist ein Brückenneubau wohl nicht unter zehn Millionen Euro zu bekommen.