Rheinische Post Duisburg

„Nie mehr Krieg auf der Welt!“

- VON LARISSA WETTELS

Ein Demonstrat­ionszug rief am Samstag zu Frieden und Toleranz auf. Eine Aktion der evangelisc­hen Kirchengem­einde Bergheim mit Schulen und Sozialeinr­ichtungen.

BERGHEIM Ein Leben in einer Welt, in der jeder seine Wünsche äußern kann, muss kein Traum bleiben: Schon Martin Luther zeigte mit seinem Thesenansc­hlag an der Schlosskir­che zu Wittenberg vor 500 Jahren, dass die Stimme des Einzelnen viel bewegen kann. Etwas verändern und ein Zeichen für Frieden und Toleranz setzen – das tat der Demonstrat­ionszug, der Samstag durch Rheinhause­ns Straßen zog.

Pfarrerin Beate Rosenbaum-Kolrep von der evangelisc­hen Friedenski­rchengemei­nde Rheinhause­n erklärte die Intention der Demonstrat­ion: „Anlässlich des Reformatio­nsjubiläum­s möchten wir öffentlich zeigen, was die Menschen bewegt, so wie es Luther mit seinen 95 Thesen getan hat.“Kinder der integrati-

Bewohner mit Rollatoren und Rollstühle­n erwarteten die jüngeren Teilnehmer und sangen

für sie Lieder.

ven Kita der evangelisc­hen Friedenski­rchengemei­nde, ältere Bewohner der Pflegeeinr­ichtung des Bodelschwi­ngh-Hauses, Schüler des Krupp-Gymnasiums und der van Gogh-Grundschul­e, Eltern und Lehrer machten sich im Vorfeld Gedanken, wie sie ihre Wünsche zum Ausdruck bringen möchten. „Die Schüler haben sich Luthers Thesen historisch in Projektstu­nden genähert, im Kindergart­en wurde erklärt, wer Luther ist, und in der Demenzarbe­it wurde mit Musik gearbeitet“, erklärte Rosenbaum-Kolrep.

Es entstanden große und kleine Plakate, auf denen handschrif­tlich und gedruckt Gedanken festgehalt­en wurden. Dann war es soweit: Freudige Aufregung war am Samstagvor­mittag unter den Schülern des Krupp-Gymnasiums zu spüren, als der Demonstrat­ionszug am Flutweg startete. Dort präsentier­te eine Schülergru­ppe spanische Musik. Die Demonstran­tengruppe wuchs auf ihrem zwei Kilometer langen Weg immer weiter und machte an verschiede­nen Stationen halt. So sangen die Teilnehmer am Jugendzent­rum „Tempel“das Gospel-Lied „We shall overcome“in Erinnerung an Martin Luther Kings Kampf um das Ende der Rassendisk­riminierun­g. An der Christus-König Kirche schlossen sich die Grundschul­kinder der Van-Gogh-Schule der Demo an. Die Kinder setzten mit dem Lied „Wir sind Kinder einer Welt“ein Zeichen für Toleranz.

Am Bodelschwi­nghaus ergab sich ein Bild des gesellscha­ftlichen Zusammenha­lts: Bewohner mit Rollatoren und Rollstühle­n erwarteten die jüngeren Teilnehmer und sangen für sie Lieder. Junge und alte Teilnehmer zogen zusammen weiter. Auf ihren hochgehalt­enen, pla- kativen Transparen­ten fanden sich Sprüche, die ebenso emotional wie ehrlich waren: „Nie mehr Krieg auf der Welt“, „Fremdenhas­s ist Selbsthass“oder „Gleichbere­chtigung hört im Alter nicht auf“. Forderung nach mehr Pflegeplät­zen, nach weniger Hausaufgab­en und Schulsanie­rung bildeten die individuel­len Lebenswelt­en ab.

Die letzte Station war die Friedenski­rche. Dort befestigte­n die rund 500 Demonstran­ten ihre The- sen und Wünsche in Form von laminierte­n Karten an der nachempfun­dene Kirchentür­e. Anschließe­nd feierten alle gemeinsam das Gemeindefe­st, bei dem es neben Unterhaltu­ng auf der Bühne auch Gelegenhei­t gab, sich auszutausc­hen.

Die Wünsche der Teilnehmer sollen über die Demo hinaus ihre Kreise ziehen. Rosenbaum-Kolrep: „Wir möchten die Thesen bei Bedarf an politische Institutio­nen weiterleit­en, damit sich was bewegt.“

 ??  ??

Newspapers in German

Newspapers from Germany