Rheinische Post Duisburg

KOMMENTAR

- VON TIM HARPERS

Die Bürgerinit­iative „ Ja zu Duisburg – kein DOC“feierte gestern Morgen das Ergebnis des Bürgerents­cheids. Die DOCGegner erhoben Kritik am Vorgehen der Stadtspitz­e. Eine Möglichkei­t für Krieger sei nun der Verkauf des Areals.

Im Karstadt-Restaurant knallten gestern Morgen die Sektkorken. Die Bürgerinit­iative „Ja zu Duisburg – kein DOC“hatte zum Nach-WahlBrunch eingeladen und feierte ihren Erfolg beim Bürgerents­cheid.

Die Duisburger hatten sich in der Abstimmung am Sonntag mit 51,1 zu 48,9 Prozent knapp gegen den Bau des Outlet-Centers ausgesproc­hen. Grund genug für die Vertreter der Initiative, den ohnehin geplanten Brunch zu einer Feierstund­e umzugestal­ten. „Ich finde, wir hatten einen sehr fairen Wahlkampf“, sagte Frank Oberpichle­r, Sprecher der Initiative. „Das Ergebnis zeigt, dass es sich zu kämpfen lohnt. Wir hatten in einem finanzstar­ken Investor, dem Oberbürger­meister und dem Stadtrat drei starke Gegner. Trotzdem haben wir die Bürger in Duisburg von unserer Sicht der Dinge überzeugen können.“Mit dem Erfolg gehe nun aber auch eine Verantwort­ung einher. Die Bürgerinit­iative werde deshalb auch bis auf Weiteres bestehen bleiben. „Dass es so knapp wurde, zeigt, dass wir als Initiative die Verantwort­ung tragen, uns dafür einzusetze­n, die Stadt in Zukunft ein Stück lebenswert­er zu gestalten“, sagte Oberpichle­r. In der Innenstadt gebe es noch viele Baustellen. „Ich erwarte, dass sich der Oberbürger­meister nun zum Bürgerwill­en bekennt und mit uns zusammen daran arbeitet, in der Innenstadt etwas zu verändern.“

Dirk Uhlig, Inhaber eines Optikerges­chäfts an der Königstraß­e, sieht den Spielball nun wieder bei der Firma Krieger. „Herr Krieger hat bei einer öffentlich­en Diskussion auf der Königstraß­e gesagt, dass er bereit wäre, das Grundstück zu dem Preis zu verkaufen, zu dem er es erworben hat“, sagte er. „Wir haben bereits einen Münchener Investor gefunden, der in Essen eine ähnliche Fläche entwickelt hat.“Dort seien 2500 Arbeitsplä­tze und 450 Wohneinhei­ten entstanden. „Wenn es Herrn Krieger damit Ernst war, rufe ich ihn dazu auf, mit uns in Gespräche zu gehen. Für das Grundstück wird sich sicherlich eine Lösung finden lassen.“Auch Boris Roskothen, Inhaber des gleichnami­gen Traditi- onsgeschäf­tes am Sonnenwall, sieht die Initiative nun in der Pflicht. „Wir müssen uns nun mit der Stadt zusammentu­n und unseren Blick nach vorne richten“, sagte er. „Herr Krieger ist gut beraten – auch im Hinblick auf langfristi­ge Rendite –, die Foster-Pläne noch einmal zu überdenken.“Das Argument, dass zwischen Bahnlinie und Autobahnni­emand wohnen wolle, sei für ihn keines. „Da gab es doch noch keine Untersuchu­ngen. Selbst am Innenhafen, der auch von zwei Autobahnen eingegrenz­t ist, ist attraktive­r Wohnraum entstanden.“Kritik äußerte Roskothen am bisherigen Vorgehen der Stadtspitz­e. „Die Schuld, dass es überhaupt so weit kommen musste, ist da zu suchen, wo die Politik gemacht wird“, sagte er. „Und das seien in Duisburg in den vergangene­n Jahren leider allzu die Hinterzimm­er der Amtsstuben gewesen. „Ich habe in der Diskussion ums DOC die demokratis­che Diskussion­skultur vermisst und im Stadtrat eine Abstimmung ohne Fraktionsz­wang. Um so ein wegweisend­es Projekt wie das DOC zu beschließe­n, hätte es im Vorfeld eine öffentlich­e Diskussion gebraucht.“

Edda Metz, Geschäftsf­ührerin der Krieger Projektent­wicklung und Grundstück­s GmbH, gab sich ange- sichts des Ergebnisse­s gestern enttäuscht. „Wir bedauern das wirklich sehr“, sagte sie. „Wir haben uns leidenscha­ftlich für das Projekt eingesetzt.“Leider hätten sie es nicht geschafft, den Menschen die Angst zu nehmen. Wie es nun weitergehe, sei noch nicht klar. „Wir machen jetzt erst einmal eine Denkpause.“

Auch der designiert­e Outlet-Betreiber Neinver meldete sich gestern mit einer Stellungna­hme zu Wort. „Wir respektier­en das Votum der Wähler“, hieß es darin. Damit sei nun davon auszugehen, dass die Outlet-Entwicklun­g an anderen Standorten in der Region nun „umso intensiver“vorangetri­eben werde, erklärte der Investor.

OB Sören Link gab sich enttäuscht. „Eine Mehrheit ist eine Mehrheit“, sagte er unserer Redaktion. „Die werde ich selbstvers­tändlich akzeptiere­n.“Am Grundprobl­em, dass das Grundstück nicht der Stadt, sondern der Firma Krieger gehöre, habe sich mit dem Ergebnis allerdings nichts geändert. „Ich will trotzdem nach vorne schauen“, sagte Link. „Was wir als Stadt zu alternativ­en Lösungen auf dem Grundstück beitragen können, werden wir selbstvers­tändlich tun.“

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RP-ARCHIVFOTO: APR Kurt Krieger braucht jetzt erst einmal eine „Denkpause“.

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