Amtsgericht: Immer mehr Strafverfahren fallen aus
(bm) Die Sitzungspläne der Schöffengerichte und Strafrichter des Amtsgerichts Duisburg sind voll. Theoretisch. Tatsächlich fallen viele Verfahren aus. Tendenz steigend. Das hat viele Gründe. Justizinterne Pannen, Fehler in der Postzustellung sowie mangelnde Kommunikation zwischen Behörden spielen eine Rolle. Doch meist fehlen schlicht der Angeklagte oder Zeugen. Ordnungsgeld oder gar Haft ändern daran wenig. Beim Schöffengericht II lag die Ausfallquote gestern sogar bei 100 Prozent.
Um 9 Uhr sollte der erste Prozess, bei dem sich ein Bulgare (24) aus Neudorf wegen räuberischer Erpressung verantworten sollte, beginnen. Ein Schöffe und der Vertei- diger erreichten das Gericht wegen des durch die Sperrung der KarlLehr-Brücke verursachten Verkehrschaos erst um 9.30 Uhr. Allerdings kam der Angeklagte, der einen Mann mit einem Messer bedroht und 20 Euro gefordert haben soll, gar nicht. Bei der zweiten Sache um 10 Uhr war der Angeklagte da. Er wurde aus der Haft vorgeführt. Der 49-jährige Pole ohne festen Wohnsitz in Deutschland soll im Juli 2016 in Hochfeld einen Mann mit einem Ledergürtel gewürgt haben, um an dessen EC-Karte und Pin zu kommen. Der Geschädigte hatte wegen Kreislaufproblemen abgesagt. Um sexuelle Nötigung sollte es eine Stunde später gehen. Neben dem Angeklagten (36) waren auch alle Zeugen erschienen. Statt einer Übersetzerin für Tschetschenisch erschien eine für Russisch. Und das versteht der Angeklagte nicht ausreichend. Der Angeklagte im letzten Fall kam nicht. Der alkoholisierte Litauer (28) soll in einem Rheinhauser Supermarkt Tabak und Schnaps gestohlen und sich gewehrt haben, als Angestellte ihn ertappten.
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