Rheinische Post Duisburg

Zu Gast in Duisburgs Baumwipfel­n

- LENA GROSSMANN

Einmal wie Tarzan fühlen und durch die Baumkronen von Duisburg klettern. Dieses Gefühl hat unsere Praktikant­in um 14 Uhr im Duisburger Hochseilga­rten Tree2Tree erlebt.

Er ist Ziel von Schulklass­en und ambitionie­rten Freizeitsp­ortlern. Auf dem Gelände ist Kinderjauc­hzen zu hören. Die Rede ist vom Kletterpar­k Tree2Tree direkt im Sportpark Wedau. Ich bin mit Béla Kubick verabredet, der der Betreiber der drei Tree2Tree-Parks ist, die es in der Region gibt.

Bevor ich wie Tarzan in den Bäumen klettern darf, muss ich mir eine ausführlic­he Sicherheit­seinweisun­g anhören und unterschre­iben. Dann bekomme ich mein Gerüst angelegt. Es ist ein Modell, das auch Berufsklet­terer nutzen. Erwachsene müs-

Béla Kubick sen keinen Helm aufsetzen. Trotzdem entscheide ich mich dafür, denn sicher ist sicher. Als letztes streife ich noch Handschuhe über und dann geht es los. Im Einsteiger­Parcours lerne ich, wie man sich sichert. Mit den zwei Karabinern, die gegenläufi­g an die Sicherungs­drähte geklippt werden, folge ich der so genannten Yellow Line. Sie gibt den einfachste­n Weg zum nächsten Hindernis in den Bäumen vor. Außerdem habe ich eine Seilrutsch­e an meinem Gurt, mit der ich zwischen den Bäumen rutschen kann. Als ich alles gelernt habe, möchte ich mit einem echten Parcours weiter machen. Kubick erklärt mir das System: „Das ist wie beim Skifahren mit den Pisten. Die Parcours sind mit Farben gekennzeic­hnet und geben den Schwierigk­eitsgrad an.“Er empfiehlt mir einen blauen Parcours, der mittelmäßi­g schwierig ist. „Duisburg ist eine MarathonSt­adt. Deswegen ist das unser Marathon Parcours mit 42 Elementen. Das Highlight ist die Seilrutsch­e. Da geht es dann 250 Meter lang über den Parallelka­nal“, sagt er.

Los geht es für mich. Die Leiter, die auf die erste Plattform führt, ist leicht zu bezwingen. Schnell bin ich oben und muss das erste Hindernis überwinden. Immer wieder wackeln die Seile, ich balanciere auf Hölzern und komme immer wieder aus dem Gleichgewi­cht. Doch schon ab dem vierten Hindernis klettere ich routiniert durch die Bäume. Am meisten Spaß machen die Seilrutsch­en, die zwei Plattforme­n miteinande­r verbinden. Es fehlt nur noch, dass ich einen Schrei von mir gebe. Ich fühle mich wie Jane.

Kubick erzählt, dass er die Firma 2005 gegründet habe. 2006 habe er dann in Oberhausen den ersten Tree2Tree eröffnet. 2008 wurde ein zweiter Hochseilga­rten in Dortmund gebaut und 2009 hat schließlic­h in Duisburg der dritte eröffnet. Der Besitzer erklärt, dass das Tree2Tree-Konzept eine OutdoorVer­anstaltung sei: „Klettern findet auch bei Regen statt, die Sicherheit wird nicht davon beeinfluss­t. Wie sagt man so schön: Es gibt nur schlechte Kleidung, kein schlechtes Wetter“, sagt der Oberhausen­er. Die Zielgruppe sei sehr breit gefächert. Die Klettergär­ten eigneten sich für Familien, Einzelpers­onen und auch für Firmenfest­e. Auf dem zehn Hektar großen Klettergeb­iet in Duisburg gibt es extra den „Pünktchen Parcours“, auf dem sich schon Zweijährig­e austoben können. „Unser ältester Besucher war 86 Jahre alt“, erzählt Kubick. In Duisburg würden mittlerwei­le auch Teamevents stattfinde­n, die eine reduzierte Form der Team -rainings darstellen würden: „In vier Stunden kann man kein Team von Null auf Hundert zusammensc­hweißen, aber zumindest Anfänge machen“, sagt der Besitzer. Außerdem könne man hier nun Bubble Football spielen.

Am Boden fahren immer wieder Angestellt­e vorbei, die den Besuchern zur Not helfen können, wenn sie an einer Stelle nicht weiterkomm­en. Zum Glück brauche ich diese Hilfe nicht. Denn wenn ich darüber nachdenke, dass ich auf knapp sieben Metern Höhe an einem Seil hänge und nicht vor und zurückkomm­e, wird mir doch mulmig.

Nach weiteren Hinderniss­en sehe ich endlich den Kanal. Zuerst klettere ich über ein Netz zur Plattform auf der anderen Seite. Nach der Hälfte der Länge bleibe ich stehen und genieße kurz den Ausblick auf die Hochöfen von Duisburg und das schimmernd­e Wasser davor. Drüben angekommen heißt es dann mutig sein. Gleich soll ich in knapp zehn Metern Höhe über den Kanal rutschen. Unter mir läuft ein älteres Ehepaar entlang. Die Frau schaut zu mir hoch und ruft: „Mein Gott, da sind Sie aber mutig!“Ich zögere und zögere. Jetzt gibt es keinen Weg mehr zurück. Und dann endlich hole ich Schwung und rutsche über das Wasser. Es ist ein tolles Gefühl, zu erleben, wie die Landschaft an mir vorbeizieh­t. Eine Schulklass­e steht unten und schaut begeistert zu mir herauf. Kurz vor der nächsten Plattform verlässt mich mein Schwung aber und ich muss mich mit meinen Händen weiter zum Ziel ziehen. Danach stehe ich stolz auf der Plattform und erkläre der Schulklass­e, dass sie überhaupt keine Angst vor der Rutsche haben müssen.

Noch ein paar Hürden, und der Halbmarath­on mit 23 Elementen ist geschafft. Nach dem Klettern darf ich die Handschuhe behalten: Ein Andenken an einen abenteuerl­ichen Nachmittag in den Baumwipfel­n Duisburgs.

„Klettern findet auch bei Regen statt, die Sicherheit wird nicht davon beeinfluss­t“

Kletterpar­k-Betreiber

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FOTO: TREE2TREE Lena Großmann fühlte sich beim Kletterpar­k-Selbstvers­uch ein wenig wie Tarzans Jane. Den Halbmarath­on-Parcours schaffte sie jedenfalls ohne Probleme.

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