Zu Gast in Duisburgs Baumwipfeln
Einmal wie Tarzan fühlen und durch die Baumkronen von Duisburg klettern. Dieses Gefühl hat unsere Praktikantin um 14 Uhr im Duisburger Hochseilgarten Tree2Tree erlebt.
Er ist Ziel von Schulklassen und ambitionierten Freizeitsportlern. Auf dem Gelände ist Kinderjauchzen zu hören. Die Rede ist vom Kletterpark Tree2Tree direkt im Sportpark Wedau. Ich bin mit Béla Kubick verabredet, der der Betreiber der drei Tree2Tree-Parks ist, die es in der Region gibt.
Bevor ich wie Tarzan in den Bäumen klettern darf, muss ich mir eine ausführliche Sicherheitseinweisung anhören und unterschreiben. Dann bekomme ich mein Gerüst angelegt. Es ist ein Modell, das auch Berufskletterer nutzen. Erwachsene müs-
Béla Kubick sen keinen Helm aufsetzen. Trotzdem entscheide ich mich dafür, denn sicher ist sicher. Als letztes streife ich noch Handschuhe über und dann geht es los. Im EinsteigerParcours lerne ich, wie man sich sichert. Mit den zwei Karabinern, die gegenläufig an die Sicherungsdrähte geklippt werden, folge ich der so genannten Yellow Line. Sie gibt den einfachsten Weg zum nächsten Hindernis in den Bäumen vor. Außerdem habe ich eine Seilrutsche an meinem Gurt, mit der ich zwischen den Bäumen rutschen kann. Als ich alles gelernt habe, möchte ich mit einem echten Parcours weiter machen. Kubick erklärt mir das System: „Das ist wie beim Skifahren mit den Pisten. Die Parcours sind mit Farben gekennzeichnet und geben den Schwierigkeitsgrad an.“Er empfiehlt mir einen blauen Parcours, der mittelmäßig schwierig ist. „Duisburg ist eine MarathonStadt. Deswegen ist das unser Marathon Parcours mit 42 Elementen. Das Highlight ist die Seilrutsche. Da geht es dann 250 Meter lang über den Parallelkanal“, sagt er.
Los geht es für mich. Die Leiter, die auf die erste Plattform führt, ist leicht zu bezwingen. Schnell bin ich oben und muss das erste Hindernis überwinden. Immer wieder wackeln die Seile, ich balanciere auf Hölzern und komme immer wieder aus dem Gleichgewicht. Doch schon ab dem vierten Hindernis klettere ich routiniert durch die Bäume. Am meisten Spaß machen die Seilrutschen, die zwei Plattformen miteinander verbinden. Es fehlt nur noch, dass ich einen Schrei von mir gebe. Ich fühle mich wie Jane.
Kubick erzählt, dass er die Firma 2005 gegründet habe. 2006 habe er dann in Oberhausen den ersten Tree2Tree eröffnet. 2008 wurde ein zweiter Hochseilgarten in Dortmund gebaut und 2009 hat schließlich in Duisburg der dritte eröffnet. Der Besitzer erklärt, dass das Tree2Tree-Konzept eine OutdoorVeranstaltung sei: „Klettern findet auch bei Regen statt, die Sicherheit wird nicht davon beeinflusst. Wie sagt man so schön: Es gibt nur schlechte Kleidung, kein schlechtes Wetter“, sagt der Oberhausener. Die Zielgruppe sei sehr breit gefächert. Die Klettergärten eigneten sich für Familien, Einzelpersonen und auch für Firmenfeste. Auf dem zehn Hektar großen Klettergebiet in Duisburg gibt es extra den „Pünktchen Parcours“, auf dem sich schon Zweijährige austoben können. „Unser ältester Besucher war 86 Jahre alt“, erzählt Kubick. In Duisburg würden mittlerweile auch Teamevents stattfinden, die eine reduzierte Form der Team -rainings darstellen würden: „In vier Stunden kann man kein Team von Null auf Hundert zusammenschweißen, aber zumindest Anfänge machen“, sagt der Besitzer. Außerdem könne man hier nun Bubble Football spielen.
Am Boden fahren immer wieder Angestellte vorbei, die den Besuchern zur Not helfen können, wenn sie an einer Stelle nicht weiterkommen. Zum Glück brauche ich diese Hilfe nicht. Denn wenn ich darüber nachdenke, dass ich auf knapp sieben Metern Höhe an einem Seil hänge und nicht vor und zurückkomme, wird mir doch mulmig.
Nach weiteren Hindernissen sehe ich endlich den Kanal. Zuerst klettere ich über ein Netz zur Plattform auf der anderen Seite. Nach der Hälfte der Länge bleibe ich stehen und genieße kurz den Ausblick auf die Hochöfen von Duisburg und das schimmernde Wasser davor. Drüben angekommen heißt es dann mutig sein. Gleich soll ich in knapp zehn Metern Höhe über den Kanal rutschen. Unter mir läuft ein älteres Ehepaar entlang. Die Frau schaut zu mir hoch und ruft: „Mein Gott, da sind Sie aber mutig!“Ich zögere und zögere. Jetzt gibt es keinen Weg mehr zurück. Und dann endlich hole ich Schwung und rutsche über das Wasser. Es ist ein tolles Gefühl, zu erleben, wie die Landschaft an mir vorbeizieht. Eine Schulklasse steht unten und schaut begeistert zu mir herauf. Kurz vor der nächsten Plattform verlässt mich mein Schwung aber und ich muss mich mit meinen Händen weiter zum Ziel ziehen. Danach stehe ich stolz auf der Plattform und erkläre der Schulklasse, dass sie überhaupt keine Angst vor der Rutsche haben müssen.
Noch ein paar Hürden, und der Halbmarathon mit 23 Elementen ist geschafft. Nach dem Klettern darf ich die Handschuhe behalten: Ein Andenken an einen abenteuerlichen Nachmittag in den Baumwipfeln Duisburgs.
„Klettern findet auch bei Regen statt, die Sicherheit wird nicht davon beeinflusst“
Kletterpark-Betreiber