Rheinische Post Duisburg

Den perfekten Garten gibt es nicht

- VON MONIQUE DE CLEUR

Philipp Zauner gewann einen bundesweit­en Wettbewerb. Der Landschaft­sgestalter verrät wertvolle Tipps. Wer die Blühabfolg­e beachtet, hat das ganze Jahr einen schönen Garten. Der Einsatz von Licht und Wasser ist wichtig.

GROSSENBAU­M 100 bis 150 Gärten pro Jahr bekommt Philipp Zauner zu sehen. Nicht nur zu sehen, er gestaltet sie auch, denn er ist Landschaft­sgärtner, Inhaber von Baakes Gartengest­altung. Für einen seiner Gärten hat er in diesem Jahr den 1. Platz bei einem bundesweit­en Wettbewerb gewonnen. Grund genug, mit Philipp Zauner zu sprechen über kleine und große Gärten, Anfängerfe­hler und Profitipps.

„Nordseite, klein, schief“– so beschreibt Zauner seinen eigenen Garten. Der Alptraum also, könnte man meinen. Tatsächlic­h ist Zauners Garten ein grünes Idyll mit großen Bäumen, Sitzgelege­nheiten und einem Teich. Er beweist seine Aussage also selbst: Auch ein kleiner Garten kann schön sein, ein sehr kleiner sogar: 50 Quadratmet­er reichen aus für den persönlich­en Rückzugsor­t hinterm Haus. Nur sollte dessen Besitzer dann vielleicht lieber keine der so beliebten Kirschlorb­eerhecken pflanzen – die lassen schon einen Reihenhaus­garten mit seinen sechs Metern Breite binnen einiger Jahre auf die Hälfte der Breite schrumpfen.

Wer sich gerade ein Häuschen gekauft hat und bei der nackten Erde anfängt, dem rät der Fachmann: Erst ein Konzept überlegen, dann buddeln. Also am Anfang entscheide­n: Was will ich – und was nicht? In einem kleinen Garten zum Beispiel ist Rasen gar nicht nötig – „aber billiger als jede Pflasterfl­äche“. Und dann soll der Garten natürlich schön sein, aber eben nicht nur. Schließlic­h will der Besitzer nicht nur gucken, sondern auch im Garten leben: der eine mit Grill, der an- dere mit Schaukel und Sandkasten, mal in der Sonne, mal im Schatten. Und möglichst ohne dass ihm der Nachbar dabei auf die Terrasse schaut. Also muss ein Sichtschut­z her – aber bloß nicht einer dieser grün geflochten­en Drahtzäune mit eingezogen­er Folie, die sind Zauner ein Dorn im Auge.

Fürs Schöne, schön grün und schön bunt, und zwar nicht nur zwei, drei Monate lang, da hat Zauner ganz konkrete Tipps: „Die Blühabfolg­e beachten.“Wer nur Maiblüher pflanzt, kann sich zwar im Wonnemonat an einer Farb- und Duftexplos­ion erfreuen – aber in den übri- gen elf Monaten ist’s halt nur grün. Dabei gibt es tatsächlic­h für jeden Kalendermo­nat Pflanzen, die dann ihre zierenden Köpfe aus der Erde strecken. Um Farbkollis­ionen wie bei der Kleidungsw­ahl braucht sich der Hobbygärtn­er dabei keine Gedanken zu machen: Da darf ruhig Pink neben Orange blühen. Die Farbtöne passen trotzdem zueinander. Zauner erklärt, warum: „In der Natur gibt es nur ganz wenig Disharmoni­en.“Wichtig auch eine weitere Folge, die sogenannte Höhenfolge. „Jede Pflanze hat nun mal ihre Wuchshöhe“. Klingt logisch, hinter der Sonnenblum­e sieht der Garten- besitzer auch die hübscheste Glockenblu­me nicht mehr. Also beim Pflanzen darauf achten, zum Zaun hin die höheren Gewächse anzusiedel­n.

Grün und bunt, das ist noch lange nicht alles. „Ein Garten, das sind nicht nur Pflanzen. Das ist auch Wasser, Licht, Accessoire­s“, sagt Zauner. Beim größeren Garten darf es ruhig ein Teich sein, beim kleinen vielleicht nur ein Quellstein. Und Licht macht die Schönheit dessen, was man da mühe- und liebevoll angepflanz­t und gepflegt hat, auch in der dunklen Jahreszeit sichtbar – zum Beispiel in Form eines Spots, der die Baumrinde von unten beleuchtet. Und wenn’s einem plötzlich doch nicht mehr gefällt? Bloß nicht einfach alles rausrupfen, empfiehlt der Landschaft­splaner. „In jedem Garten ist irgendwas drin, was brauchbar ist.“Das darf weiter Wurzeln schlagen, der Rest wird – Stichwort Konzept – gezielt ersetzt oder umgestalte­t. Wen’s auch nach der Umgestaltu­ng noch im grünen Daumen juckt, der sei beruhigt: Den perfekten Garten gibt es nicht, sagt Zauner. „Perfekter Garten hieße, er wäre fertig – und dann wäre er tot.“

Lebendig aber macht ihn ja gerade das Wachsen und Verdrängen, der natürliche Kreislauf des Lebens eben. Zauners Job ist also gesichert. „Einen Garten kann man immer pimpen.“

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FOTO: UDO MILBRET Auch ein kleiner Garten kann schön sein, ein sehr kleiner sogar: 50 Quadratmet­er reichen aus für den persönlich­en Rückzugsor­t hinterm Haus, weiß Landschaft­sgärtner Philipp Zauner.

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