Rheinische Post Duisburg

Jüdische Gemeinde: Der AfD-Erfolg ist ein Desaster

- VON VOLKER POLEY

Das Ergebnis der Bundestags­wahl beschäftig­t auch den feierliche­n Empfang zum Neujahrsfe­st im Gemeindeze­ntrum am Springwall.

Fünf Tage nach Beginn des neuen Jahres – nach dem jüdischen Kalender hat das Jahr 5778 begonnen – darf man sich mit Recht noch „Schana Towa“wünschen. Mit dem hebräische­n Neujahrswu­nsch begrüßte Dmitrij Yeguin, der Vorsitzend­e der Jüdischen Gemeinde Duisburg - Mülheim - Oberhausen, am Dienstagab­end im Gemeindeze­ntrum am Springwall die Neujahrsgä­ste. Überschatt­et wurde der Neujahrsem­pfang von den Ergebnisse­n der Bundestags­wahl, die der AfD mit einem zweistelli­gen Erfolg den Einzug in den Bundestag sicherte. „Das Ergebnis der Wahl ist ein Desaster“, so Yeguin. In seinem Grußwort bezeichnet­e Oberbürger­meister Sören Link die Arbeit der Jüdischen Gemeinde auch auf kulturelle­r Ebene als „beispielha­ft für das Zusammenle­ben in der Stadt“. Zur AfD merkte Link an, dass diese Partei „keine Alternativ­e für Deutschlan­d“sei und Hetzern nun klarge- macht werden muss: „Bis hierher und nicht weiter.“

Eingebette­t war der Empfang zum jüdischen Neujahrsfe­st in ein anspruchsv­olles Musikprogr­amm, das vom internatio­nal renommiert­en Pianisten Albert Mamriew und Elina Nussbaum (Gesang) gestaltet wurde. Als Festredner hatte man den Spiegel-Journalist­en Jan Fleischhau­er gewinnen können. Der Autor der Spiegel-Kolumne „Der schwarze Kanal“ging dabei ebenfalls auf den Wahlerfolg der AfD ein. „Ich musste schon schlucken“, beschrieb Fleischhau­er seine Gefühle nach der ersten Hochrechnu­ng. „Die AfD ist alles andere als eine normale Partei, da sitzen jetzt Nazis im Parlament, das ist schon ein echter Einschnitt“, bewertet der Journalist den Einzug der Rechtsauße­n-Partei in den Bundestag.

Dass er dem links-grünen Spektrum ebenfalls nicht gerade zugeneigt ist, wurde bei seinem AfDVerglei­ch mit den Grünen deutlich. Die aus der 68-Bewegung hervorge- gangene Partei habe damals ähnliche Verhaltens­weisen gezeigt, so Fleischhau­er: „Auch damals gab es eine große Verachtung für das Parlament, die Regierende­n wurden als korrupt denunziert, die Presse als Teil des verhassten Systems bezeichnet.“Der Spiegel-Journalist erinnerte auch an das Verhalten eines Teils der Bundestags-Fraktion der Linken, die 2010 nach der Rede des israelisch­en Staatspräs­identen Shimon Peres aus Protest demonstrat­iv sitzen blieb.

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FOTO: PARIS Dmitrij Yegudin

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