Friemersheim macht mobil gegen tonnenschwere Brummis
Um 4.30 Uhr ist in Friemersheim die Nacht zu Ende, dann kommen die ersten Lkw auf ihrem verbotenen Weg zum Logport. Das wollen die Anwohner nicht weiter hinnehmen.
FRIEMERSHEIM Die Nacht ist kurz auf der Adler- und Schleusenstraße in Friemersheim: Ab 4.30 Uhr rollen sie an, die Lkw, die die schmale Wohnstraße Richtung Logport I passieren. „Bis 8 Uhr brettern hier täglich bis zu 40 Laster durch“, berichtet Anwohner Oliver Scholten beim Ortstermin, und mehrere Nachbarn stimmen ihm zu. „Dann ist es hier mit der Nachtruhe vorbei“. Tagsüber ginge es mit geringerer Frequenz weiter, dann ignorierten immer wieder einzelne LkwFahrer das Durchfahrtverbot auf der Adler- und Schleusenstraße und benutzten den unerlaubten Schleichweg als Abkürzung von und zum Logport.
Das Problem ist seit Jahren bekannt: Irrlichternde Lkw mit oder ohne Anhänger erzürnen viele Friemersheimer Bürger. Dabei ist die Adler-/Schleusenstraße nur einer der Hotspots in Friemersheim. Denn fast der gesamte Ortsteil ist betroffen – auch die Dahling-, Bach, Wilhelm-, Reichs-, Bismarck- und Kruppstraße durchqueren trotz Verbots täglich Laster, manchmal mit überhöhter Geschwindigkeit. Dabei fürchten Oliver Scholten, Vater einer kleinen Tochter, und seine Nachbarn auch um die Sicherheit der Kinder auf ihrem Weg von und zur Marktschule.
Schon 2011 lief eine erste Bürgerinitiative Sturm gegen den wachsenden Lkw-Verkehr, der mit der Eröffnung von Logport III in Hohenbudberg noch einmal zunahm: Lkw wurden tageweise gezählt, Proteste organisiert, die Bezirksvertretung appellierte an den Stadtrat. Der lehnte aber Maßnahmen ab, etwa Verkehrsberuhigung und Schlie- ßung/Sperren von Straßen für den Laster-Verkehr. Begründung: Es handele sich nur um einzelne Fehlfahrten. Die betroffenen Straßen müssten für Fahrzeuge der Feuerwehr und der Landwirtschaft frei gehalten werden. So blieb es bei dem allgemeinen Durchfahrtverbot durch Friemersheim, auf das zahlreiche Verkehrsschilder hinweisen – auch an der Adler-/Schleusenstraße. Nur: Kontrolliert wurden die Fahrverbote nach Beobachtung der Anwohner kaum, mangels Personal bei Polizei und Ordnungsamt.
Jetzt reicht es den betroffenen Bürgern. Sie rufen alle Friemersheimer zu einer Demonstration auf: Sie beginnt am Samstag, 14. Oktober, 11 Uhr, auf dem Marktplatz zwischen Kaiser- und Kronprinzenstraße und soll danach durch die besonders betroffenen Straßen ziehen, die Wilhelm-, Dahling-, Adler- und Schleusenstraße. Den Protestzug beschloss eine Bürgerversammlung im Gemeindesaal der katholischen Pfarrgemeinde St. Joseph: „Das war ein sehr guter Start für unsere Aktivitäten“, so Scholten. „Rund 90 Leute waren da, alle mit viel Power, schöpferischer Unzufriedenheit und Tatendrang. Wir haben bei dem Treffen festgestellt, dass wir uns vor allem auf unsere eigene Kraft verlassen und einen langen Atem haben müssen, angesichts der Erfahrungen mit dem Rat, Logport, Hafen AG und auch der Polizei.“Lokalpolitiker hätten bei dem Treffen ihre Unterstützung zugesagt. Es müsse jetzt zweigleisig gefahren werden, so Scholten: „Wesentlich ist die Aktivität an der Basis hier in Friemersheim. Daneben begrüßen wir weitere Bemühungen auf kommunalpolitischer Ebene in der Bezirksvertretung und im Rat der Stadt.“