Die Erfüllung eines Lebenstraums
Der Duisburger Feuerwehrmann Vito Tagliente (44) startet beim Ironman auf Hawaii. Bei der WM der Triathleten will der Italiener nur eines: das Ziel erreichen.
(RPN) Vito Tagliente steht derzeit „voll im Saft“. Bei 1,80 Meter bringt er gerade einmal 66 Kilo auf die Waage. Sein drahtiger Körper weist einen Fettanteil von 2,8 Prozent auf. Die in der Spitze bis zu 30Trainingsstunden pro Woche haben sichtbar Wirkung hinterlassen. Der Feuerwehrmann (44), der auf der Hauptwache in Duissern in der Leitstelle arbeitet, will bestmöglich vorbereitet in die anstehende Strapaze gehen: Am 14. Oktober startet er beim Ironman auf Hawaii, das ist die Weltmeisterschaft der Triathleten. „Für mich geht damit ein Lebens-
Vito Tagliente traum in Erfüllung“, verrät das italienische Ausdauer-Ass.
3,8 Kilometer Schwimmen im pazifischen Ozean, 180 Kilometer Radfahren durch die Hitze auf der hawaiianischen Hauptinsel Big Island und zum Abschluss noch ein Marathonlauf bei Temperaturen von bis zu 40 Grad – und das alles hintereinander an einem Stück. Wer dieses Megapensum überhaupt einmal meistern möchte, der muss schon ein Könner seines Faches sein. Doch die rund 1800 Starter aus 60 Nationen, die bei der WM an den Start gehen, bilden die absolute Elite in dieser Sportart. „Die meisten, die hier mitmachen, sind Vollprofis. Ich bin schon stolz, es überhaupt zur WM geschafft zu haben“, erzählt der in Großenbaum lebende Tagliente.
Dazu hat es auch einige Anläufe gebraucht. Doch in diesem Jahr schaffte es Tagliente in China bei einem der Qualifikationswettbewerbe, das Ticket für den Saisonhöhe- punkt zu lösen. Er ist einer von insgesamt nur 30 Italienern im Starterfeld. In den dortigen Alpen absolvierte er auch eines seiner Trainingslager, um sich auf den Ironman vorzubereiten. 15 dieser kräftezehrenden Wettbewerbe hat Tag- liente bisher absolviert. Seine Zeiten lagen dabei zwischen 9:20 und 12:30 Stunden. Bei seinem 16. Start hat er sich keine Zeit vorgenommen. „Ich möchte einfach nur das Ziel erreichen“, sagt er und vermeidet es so, sich selbst unter Druck zu setzen. Denn die vergangenen Wettkämpfe hätten gezeigt, dass er immer dann die besten Leistungen erzielte, wenn Tagliente ohne große Erwartungen an den Start gegangen war. Während der Dauerbelastung verbraucht der Körper der Triathleten bis zu 16.000 Kalorien. Entsprechend Nachschub muss unterwegs aufgefüllt werden. „Pro Stunde trinke ich etwa einen Liter stilles Wasser“, sagt Tagliente. Beim Essen vertraut er auf Nahrungsergänzungsmittel – die nimmt er in Form von gepressten Waffeln zu sich. Hinzu kommen Elektrolytkapseln. Beim Radfahren wartet alle 20 Kilometer ein Verpflegungsstand auf die Sportler, beim Marathonlauf sogar alle anderthalb Kilometer. „Ich nutze jeden davon aus, um aufzutanken“, so Tagliente.
Anfang kommender Woche macht sich der Immigranten-Sohn („Italien ist meine Heimat“) bereits auf den Weg nach Hawaii, um sich am Start- und Zielort Kailua Kona zu akklimatisieren. Seine Lebensgefährtin Melanie begleitet ihn, um vor Ort die Daumen zu drücken. Seine vier Geschwister tun dasselbe von Zuhause aus. „Ohne die Hilfe meiner Sponsoren und meines Arbeitgebers hätte ich das alles gar nicht schaffen können“, bedankt sich der Mann mit dem ausgeprägten Bewegungsdrang. Vor allem der ehemalige Feuerwehr-Notarzt und nun als Sportmediziner praktizierende Dr. Stefan Hackmann habe ihm sehr geholfen. „Dank seiner Betreuung habe ich sogar bei kleineren Verletzungen mein Training aufrechterhalten können.“
„Ich bin schon stolz, es überhaupt zur Weltmeisterschaft geschafft zu haben“
Triathlet und Feuerwehrmann