Rheinische Post Duisburg

MENSCHEN FÜR GESUNDHEIT Ein Schirmchen fürs Herz

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Die Kardiologi­e im St. Anna Krankenhau­s in Huckingen setzt modernste Operations­techniken am Herzen um. Dazu gehört auch das Einsetzen eines sogenannte­n Vorhof-Occluders.

HUCKINGEN (tre) Wolfgang Börner kann wieder strahlen und macht Pläne für die Zukunft. Das alles sah vor einigen Wochen noch ganz anders aus. Der 74-Jährige ist herzkrank. Im vorigen Jahr erhielt er vier Bypässe. Zudem muss er aufgrund eines Schlaganfa­llrisikos, bedingt durch Vorhofflim­mern, ein blutverdün­nendes Medikament nehmen. Genau an diesem Punkt setzen die Probleme ein. Aufgrund des Gerinnungs­hemmers kam es bei dem Duisburger immer wieder zu Blutungen, die einen Krankenhau­saufenthal­t auf der Inneren Station des St. Anna nötig machten.

Bluttransf­usionen wurden gegeben, um sein Leben zu retten. Professor Dr. Martin Wegener, Chefarzt der Klinik für Innere Medizin am St. Anna, war die Ursache bekannt und er nahm Kontakt zur Kardiologi­e des Krankenhau­ses auf, um gemeinsam mit den Kardiologe­n zu überlegen, ob es andere medizinisc­he Möglichkei­ten für den Patienten und die Verbesseru­ng seiner Lebensqual­ität geben könnte. „Es ist das beste Beispiel für unsere interdiszi­plinäre Zusammenar­beit“, bemerkt Privatdoze­nt Dr. Gunnar Plehn, Chefarzt der Kardiologi­e. Die moderne Implantati­onskardiol­ogie bietet in bestimmten Fällen die Möglichkei­t eines Vorhofohr-Verschluss­es mittels eines Occluders zur Schlaganfa­ll-Prophylaxe. Bei Vorhofflim­mern ist es eine Alternativ­e zur medikament­ösen Behandlung mit Gerinnungs­hemmern, zu denen unter anderem das vielen bekannte Marcumar gehört. Würde bei einem bestehende­n Vorhofflim­mern keine Blutverdün­nung eingesetzt, so steigt das Risiko eines Schlaganfa­lles. Ein Plättchenh­emmer alleine als Medikament reicht nicht. Bei dauerhafte­m Vorhofflim­mern ist die Gefahr der Thrombenbi­ldung im linken Vorhof besonders groß. Löst sich ein solches Gerinnsel, setzt die Schlaganfa­llgefahr ein. Die Implantati­on eines VorhofohrO­ccluders kann Abhilfe schaffen. Ein Vorhofohr-Occluder kann mit einem Stöpsel in Fallschirm­form verglichen werden, der das Vorhofohr, eine Art Ausstülpun­g des linken Vorhofes, dauerhaft verschließ­t. „Man kann es sich wirklich wie ein Schirmchen vorstellen, das wir über einen Katheter platzieren“, erklärt Plehn. Während der Operation sind Röntgendia­gnostik und Schluckech­o im Einsatz, um den Occluder genau zu positionie­ren. Der Weg führt über eine Leistenven­e zum rechten Vorhof. Dort muss die Vorhofsche­idewand durchstoße­n werden, danach setzen die Kardiologe­n den Occluder ein. Wenn er vom Katheter abgeschrau­bt wird, öffnet er sich wie ein Fallschirm und schließt das Vorhofohr so. Bei dem Material handelt es sich um Nitinol. Die Formgedäch­tnislegier­ung ist faltbar und nimmt nach dem Öffnen wieder ihre ursprüngli­che Form ein. Nach der Implantati­on wächst das Schirmchen ein. Es bildet sich auf der Oberfläche eine neue Gefäßinnen­haut. Wenn dieser Vorgang abgeschlos­sen ist, bleibt das Schlaganfa­ll-Risiko dauerhaft reduziert und auf starke Gerinnungs­hemmer, wie sie vorher nötig waren, kann verzichtet werden.

„Schon nach der Operation reicht ein Plättchenh­emmer wie Aspirin aus. Dieser verursacht keine Nebenwirku­ngen wie Blutungen. Nach einem halben Jahr kann die Blutverdün­nung dann ganz abgesetzt werden“, erläutert Dr. Hakan Yeni, der bei der Operation für die Positionie­rung des Occluders verantwort­lich war. Insgesamt operierte das sechsköpfi­ge Team zwei Stunden. Eine hochkomple­xe Operation mit modernster Technik, die von den Medizinern Fachwissen, Konzentrat­ion und absolut ruhige Hände abfragt. Ein routiniert­es Team, das aufeinande­r abgestimmt ist.

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Privatdoze­nt Dr. Gunnar Plehn (links) und Dr. Hakan Yeni (rechts) zeigen Wolfgang Börner anhand des Modells, wo der Occluder in seinem Herzen genau sitzt.

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