Riesenkalmare sind kein Seemannsgarn
Riesige Tintenfische, die in der Tiefsee ihr Unwesen treiben: Das galt über Jahrhunderte als Hirngespinst übernächtigter Seeleute. Seemannsgarn, das Matrosen sich in der Hafenkneipe erzählten. Und doch: Immer wieder gab es Anzeichen, dass solche Ungeheuer tatsächlich in der Tiefe lebten. Waljäger fanden an Pottwalen Narben, die auf den Kampf mit Wesen mit gigantischen Saugnäpfen hindeuteten. Auch im Magen verendeter Wale wurden Überreste gefunden. Und manchmal verbreiteten sich Berichte von riesigen, rätselhaften Kadavern, die an Stränden angespült wurden. Trotzdem dauerte es lange, bis die seriöse Wissenschaft sich der Sache annahm. Am 30. September 2004 gelang einem Forscherteam um den Japaner Tsunemi Kubodera ein Durchbruch: Die Biologen konnten zum ersten Mal einen Riesenkalmar in seiner natürlichen Umgebung fotografieren. Bei der Arbeit verletzten die Forscher das Tier unabsichtlich, so dass es einen seiner Fangarme verlor. Daraus errechneten die Wissenschaftler seine Größe: Der Kalmar war vermutlich acht Meter lang. Seitdem wurden weitere Exemplare, teilweise sogar noch größer, fotografiert, gefilmt und gefunden (Foto: Riesenkalmar im Ozeaneum in Stralsund). Das Tier gibt es also tatsächlich. Und doch gehört vieles wohl weiterhin in das Reich der Legende. Denn dass Riesenkalmare auftauchen, um Menschen oder ganze Schiffe anzugreifen, bleibt Seemannsgarn.