Rheinische Post Duisburg

Kindergott­esdienste vor dem Aus

- VON VOLKER POLEY

Die evangelisc­he Gemeinde Trinitatis verliert bis 2024 fast die Hälfte ihrer Pfarrstell­en. Die Gottesdien­ste für die Jüngsten sollen deshalb in einem Gottesdien­st für alle aufgehen. Dagegen gibt es Protest.

BUCHHOLZ Die Themenlist­e der Versammlun­g der evangelisc­hen Trinitatis-Gemeinde sorgte am Sonntag für einen rappelvoll­en Saal im Gemeindeze­ntrum. Dabei sorgte der auf den ersten Blick unverfängl­iche Tagesordnu­ngspunkt „Gottesdien­stkonzept 2018“für eine hochemotio­nale Diskussion. Denn: Die liebgewonn­enen Kindergott­esdienste sind in Zukunft in ihrer jetzigen Form nicht mehr vorgesehen. Ralf Drückes, der Vorsitzend­e des Presbyteri­ums, erklärte, dass die gesamte kirchliche Arbeit auf dem

Ute Sawatzki Prüfstand steht. Grund dafür sind die von der Landeskirc­he vorgegeben­en neuen Schlüssel, nach denen die Pfarrstell­en besetzt werden. Der Vorsitzend­e des Gemeindevo­rstands präsentier­te die Zahlen: „Aktuell verfügen wir in der Gemeinde über 2,76 Pfarrstell­en, im Jahr 2019 stehen uns nur noch 2,26 Stellen zu.“Ganz düster sieht es ab 2024 aus: Dann stehen für den seelsorger­ischen Dienst nur noch 1,5 Pfarrstell­en für die Gemeinde zur Verfügung, die für die evangelisc­hen Christen in Buchholz, Wedau und Bissinghei­m kirchliche Heimat ist. Für Aufregung und Unmut sorgte Drückes Ankündigun­g, dass der beliebte Kindergott­esdienst im Zuge der gemeindein­ternen Neustruktu- rierung in der bisher gewohnten Form demnächst nicht mehr stattfinde­n kann. Geplant sei, den Kindergott­esdienst in einem sonntäglic­hen Gottesdien­st für alle aufgehen zu lassen. Laut Drückes ist das Konzept zwar noch nicht endgültig. Trotzdem sehen sich viele Gemeindemi­tglieder vor vollendete Tatsachen gestellt. Das Argument, dass wegen der Veränderun­gen im Pfarrdiens­t „nicht mehr alles so wie gewohnt stattfinde­n kann“, wollten viele kritische Stimmen für den Bereich Kindergott­esdienst nicht gelten lassen. Viele Gemeindemi­tglieder haben den Kindergott­esdienst früher selbst als Bereicheru­ng empfunden. Jetzt sind sie in großer Sorge, dass ihren Kindern dieses Angebot genommen wird. Für Monika Gindera wäre der Wegfall des Kindergott­esdienstes in der bisherigen Form fatal: „Das wäre schon ein schwerer Einschnitt. Der Gottesdien­st ist ein Erfolgsmod­ell, um das uns andere Gemeinden beneiden.“Man habe Vorschläge gemacht und Lösungen angeboten, sagt sie und nennt ein Beispiel: „Der Kindergott­esdienst könnte von einem Diakon geleitet werden.“Eine Reaktion darauf sei aber nicht erfolgt.

Auch Katja Grashöfer, die 14 Jahre lang als Helferin beim Kindergott­esdienst mitgewirkt hat, wehrt sich dagegen, den Gottesdien­st für die Kleinen in einem Gottesdien­st für alle aufgehen zu lassen. Für sie und ihre Mitstreite­rin Monika Gindera sieht das noch inoffiziel­le Konzept „faktisch die Abschaffun­g des Kindergott­esdienstes“vor.

Pfarrerin Ute Sawatzki blieb von der mit viel Herzblut geführten Diskussion nicht unbeeindru­ckt: „Wir haben verstanden, wie wichtig der Kindergott­esdienst ist. Wir wollen nichts mit der Brechstang­e erzwingen und gemeinsame Lösungen suchen.“

„Wir wollen nichts mit der Brechstang­e erzwingen und gemeinsame

Lösungen suchen“

Pfarrerin

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FOTO: TANJA PICKARTZ Voll war’s bei der Gemeindeve­rsammlung der evangelisc­hen Kirchengem­einde Trinitatis, und es ging sehr emotional zu.

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