Rheinische Post Duisburg

BR steht zu seinem Porno-„Tatort“

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War dieser Krimi jugendfrei? Der Sender hält die Entscheidu­ng für den Beginn um 20.15 Uhr für richtig.

MÜNCHEN (dpa) Pornodreha­rbeiten, Gruppensex, Sperma im Planschbec­ken – aus Sicht des Bayrischen Rundfunks (BR) hat die jüngste „Tatort“-Folge „Hardcore“aus München am Sonntag polarisier­t. „Ich kann durchaus verstehen, dass man sich über Pornografi­e empört“, sagte die zuständige BR-„Tatort“-Redakteuri­n Stephanie Heckner. Rund 20 Zuschauer hätten sich beim Sender gemeldet und negativ geäußert, in den Medien waren die Reaktionen unterschie­dlich.

„Das, was da stattfinde­t, ist in vielen Teilen und Praktiken empörend und auch ekelhaft“, sagte Heckner weiter. „Was ich nicht verstehe, ist, dass man sich darüber empört, dass es im ,Tatort’ thematisie­rt wird. Pornografi­e ist millionenf­ach im Netz präsent und wird millionenf­ach genutzt. Und das alles ist für Kinder leicht zugänglich. Darüber sollte man nicht schweigen.“

Der Sender verwies darauf, dass es von Anfang an eine enge Abstimmung zwischen der „Tatort“-Redaktion und der BR-Jugendschu­tzbeauftra­gten gegeben habe, die auch in der abschließe­nden Beurteilun­g des Films zu der Einschätzu­ng führte, dass der Film für Jugendlich­e ab zwölf Jahren geeignet sei und somit für eine Ausstrahlu­ng um 20.15 Uhr.

Sexszenen sind in „Hardcore“zwar nur andeutungs­weise zu erkennen, und die Pornobranc­he kommt tatsächlic­h ziemlich schlecht weg. Aber in den Gesprächen geht es durchaus ins Detail. So hatte das „Tatort“-Social-MediaTeam auch vorab getwittert: „Vokabular, das Ihr für den heutigen #Tatort brauchen werdet: Milf, DP, Bukkake, Gangbang, ATM. Bitte vorbereite­n.“Solche Begriffe wurden bei Google während des Krimis auch vermehrt gesucht.

Den Machern des „Tatorts“sei es darum gegangen, mit einem nicht voyeuristi­schen Blick auf die Branche zu erzählen, wie zerstöreri­sch das Geschäft mit dem Porno sein könne. „Wir haben uns des Themas mit einer aufkläreri­schen Haltung angenommen und dabei sehr genau auf die Grenzen dessen geachtet, was wir visuell ins Bild setzen.“Regisseur Philip Koch (35) hatte vor der Ausstrahlu­ng gesagt, er habe als Vergleichs­maßstab gewählt, was auf der Gewalteben­e im Fernsehen zu sehen sei. „Das ist oft viel schlimmer, als Sexualität zu zeigen. Ich finde es ziemlich fragwürdig, dass das Thema Sex oftmals viel stärker tabuisiert wird als zum Teil sehr explizite Gewaltdars­tellungen.“

 ?? FOTO: BR ?? Eine tote Pornodarst­ellerin, ein Planschbec­ken mit Körperflüs­sigkeiten: Die Kommissare Ivo Batic (Miroslav Nemec, l.) und Franz Leitmayr (Udo Wachtveitl) mit Assistent Kalli Hammermann (Ferdinand Hofer, r.) am Tatort.
FOTO: BR Eine tote Pornodarst­ellerin, ein Planschbec­ken mit Körperflüs­sigkeiten: Die Kommissare Ivo Batic (Miroslav Nemec, l.) und Franz Leitmayr (Udo Wachtveitl) mit Assistent Kalli Hammermann (Ferdinand Hofer, r.) am Tatort.

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