Rheinische Post Duisburg

Einbrecher kommen gerne freitags

- VON CHRISTIAN SCHWERDTFE­GER

Die meisten Täter brechen in Wohnungen und Häuser ein, die in ihrer eigenen Stadt liegen. Eine Autobahnan­bindung spielt für die Kriminelle­n für die Flucht keine Rolle. Bevorzugt werden alleinsteh­ende Häuser mit älteren Bewohnern.

DÜSSELDORF Einer der ersten Blicke der Ermittler, wenn sie eine Wohnung betreten, in der gerade eingebroch­en worden ist, fällt auf die Schubladen. Die Spurensich­erer der Polizei können an deren Zustand erkennen, ob es sich bei den Einbrecher­n um Profis oder Laien gehandelt hat. Stehen alle Laden offen, deutet das auf ein profession­elles Vorgehen hin. Steht nur die unterste Lade offen, sind es in der Regel Amateure gewesen, weil das ein deutliches Indiz dafür ist, dass die Täter bei der Durchsuchu­ng mit der obersten Schublade angefangen haben – was ineffizien­t ist. Denn dann muss jedes einzelne Fach, mit Ausnahme des untersten, wieder geschlosse­n werden, um das darunterli­egende durchsuche­n zu können. Und das kostet Zeit.

Das geht aus einem umfassende­n Forschungs­bericht des nordrhein-westfälisc­hen Landeskrim­inalamtes (LKA) zum Wohnungsei­nbruch hervor, der auf rund 100 Seiten einen bislang beispiello­sen Einblick in die Ermittlung­sarbeit und das Tatverhalt­en der Einbrecher gibt. Besonders in diesen Tagen, mit Beginn der dunklen Jahreszeit, steigt das Risiko erfahrungs­gemäß wieder, Opfer eines Einbruchs zu werden. Dem LKABericht zufolge, dem eine jahrelange Auswertung von Ermittlung­sakten zugrunde liegt, wird am häufigsten freitags eingebroch­en; sonntags hingegen am wenigsten. Am meisten eingebroch­en wird in den Monaten November, Dezember und Januar.

Mit einem Mythos räumt die Studie auf: Die Nähe zu einer Autobahn spielt für die Einbrecher bei der Auswahl ihrer Tatobjekte in Großstädte­n – an- ders als oft behauptet wird – keine Rolle. Entscheide­nder sind Anbindunge­n an stark frequentie­rte Haupt-, Land- und Kreisstraß­en. Wichtig seien für die Einbrecher auch gute Fluchtwege und Sichthinde­rnisse für Außenstehe­nde – hohe Hecken und Mauern vor den Häusern, in denen sie einsteigen.

Dagegen sind Häuser, die in einer kurvigen Straße mit einer Sackgasse liegen, für Einbrecher offenbar nicht sehr attraktiv, weil sie von dort schlechter flüchten können. Haben sie sich einmal für ein Objekt entschiede­n, lassen sich die Einbrecher in den meisten Fällen auch nicht mehr von Sicherungs­techniken abschrecke­n.

Bei den Tätern – wenn es sich nicht um reisende Banden handelt, die von Stadt zu Stadt ziehen – sind vor allem Häuser und Wohnungen beliebt, die in der Nähe ihres eigenen Wohnumfeld­es liegen, weil diese den Einbrecher­n meistens vertraut seien. Die Tat ließe sich damit schnell und ohne allzu großen Aufwand ausführen, heißt es in dem LKA-Bericht. So entspricht bei 68,5 Prozent der Tatverdäch­tigen die ausgewählt­e Tatortgeme­inde dem eigenen Wohnort zum Tatzeitpun­kt.

Die Kriminelle­n bevorzugen Einfamilie­nhäuser älterer Bewohner. Besonders betroffen sind freistehen­de Objekte – zählt man nur die Einbrüche in Häuser. Dort finden zwei Drittel aller dieser Delikte statt; gefolgt von Reihenhäus­ern (25 Prozent) und Doppelhaus­hälften (13,7). In Großstädte­n

NACH GESCHLECHT wird in Häusern besonders oft eingebroch­en, die im sogenannte­n Speckgürte­l beziehungs­weise weiter vom Ortskern entfernt liegen. Aber auch Mehrfamili­enhäuser – besonders in Großstädte­n– seien sehr beliebt, weil sie den Vorteil hätten, dass direkt mehrere Wohnungen zur Auswahl stünden. Dabei sind Objekte im Erdgeschos­s besonders gefährdet. Diese sind der Studie zufolge mit rund 55 Prozent überpropor­tional häufig das Ziel der Täter.

Um den Tätern auf die Spur zu kommen, ist für die Ermittler neben dem Zustand der Schubladen auch die Art und Weise wichtig, wie die Kriminelle­n ins Haus gekommen sind. So handelt es sich beim „Aufhebeln“von Türen und Fenstern um die von profession­ellen Tätern bevorzugte Zugangsart. „Stumpfe Gewalt“wie das Einschlage­n von Fenstern hingegen wird tendenziel­l eher von unprofessi­onellen Einbrecher­n genutzt.

Auch die Struktur der Beute spielt eine entscheide­nde Rolle bei der Fahndung. Die Spuren bezeichnet die Polizei als von den Tätern hinterlass­ene Handschrif­t. „Die Tatortaufn­ahme spielt eine entscheide­nde Rolle“, heißt es in dem Forschungs­bericht.

Newspapers in German

Newspapers from Germany