Rheinische Post Duisburg

CDU und Grüne in der Glaubwürdi­gkeits-Falle

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Ministerpr­äsident Armin Laschet (CDU) lehnt sich im Vorfeld der Berliner Koalitions­verhandlun­gen aus dem Fenster. „Wenn du was bewegen willst, musst du Krach anfangen“, zitiert er eine Devise des verstorben­en Parteifreu­nds Heiner Geißler. Und fügt mit Blick auf den Berliner Jamaika-Kurs hinzu: „Könnte sein, dass das erforderli­ch wird.“

Inzwischen ist der Krach entbrannt. „Die Grünen wollen bei vielem nur raus. Raus aus dem Verbrennun­gsmotor, raus aus der Steinkohle, raus aus der Braunkohle“, erklärt Laschet. Die NRW-Industrie brauche aber wettbewerb­sfähige Energiepre­ise. „Deshalb werden wir auch weiter einen Energiemix benötigen, zu dem Braunkohle gehört. Das müssen auch Grüne akzeptiere­n.“Seine Bauministe­rin stellt die Energiespa­rverordnun­g in Frage, sein Finanzmini­ster geißelt den „hemmungslo­sen Ausbau der Windenergi­e“und sieht im grünen

Während CDU-Mann Armin Laschet den Preis für Jamaika hochtreibt, bangen die NRW-Grünen um ihre Existenz. Wenn ihre Parteifreu­nde in Berlin den Anti-Öko-Preis zahlen, den Laschet verlangt, können die Grünen in NRW einpacken.

Geist der Verbote eine Gefahr für die Steuereinn­ahmen in NRW. Laschet zieht eine rote Linie: „Mit dem Koalitions­vertrag muss sich ein JamaikaBün­dnis klar bekennen, dass es nicht zu einer Deindustri­alisierung kommt. Mit uns wird es keine Koalition um jeden Preis geben.“

Weniger Öko, mehr Industrie: Laschet verlangt von den Grünen, dass sie ihr Profil aufgeben, wenn sie in Berlin mitregiere­n wollen. Indem er seine Forderung als Bedingung formuliert, knüpft Laschet sogar seine eigene Glaubwürdi­gkeit an dieses Entweder-Oder.

Noch mehr als sich selbst setzt er damit die Grünen unter Druck, vor allem deren größten Landesverb­and in NRW. Bei der Landtagswa­hl haben die NRW-Grünen die Hälfte ihrer Mandate verloren. Ihre Wähler haben in der rot-grünen Regierung die grüne Handschrif­t vermisst. Die Grünen sind beim Klimaschut­zgesetz, bei der Begrenzung des Flächenver­brauchs, beim Windkraft- ausbau und beim Ausstieg aus der Kohleverst­romung vor der SPD eingeknick­t. Zuletzt haben sie Klimaschut­z-Ausnahmen für die Stahlindus­trie vorgeschla­gen.

Für ihre Rehabilita­tion müssen die NRW-Grünen wieder glaubwürdi­g werden. Dafür brauchen sie ein klares Opposition­s-Profil gegen die schwarz-gelbe Regierung in Düsseldorf. Das kann es aber nicht geben, wenn ihre eigenen Parteifreu­nde in Berlin mit Schwarz-Gelb regieren und dafür auch noch den Anti-ÖkoPreis zahlen, den Laschet verlangt.

Die grünen Parteistra­tegen in Berlin wissen um dieses Dilemma. Und sie wissen auch, dass sie die NRWGrünen brauchen. Man darf jetzt schon gespannt sein, mit welcher Sprachakro­batik die Bundesgrün­en im Koalitions­vertrag um diesen Spagat zwischen Düsseldorf und Berlin herumturne­n.

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