Rheinische Post Duisburg

Galeria Kaufhof will bei den Gehältern sparen

- VON GEORG WINTERS

Der Warenhausk­onzern möchte einen eigenen Tarifvertr­ag. Im Gespräch ist auch ein Verzicht auf Weihnachts- und Urlaubsgel­d.

KÖLN Als die Metro im September 2015 Galeria Kaufhof an die kanadische Hudsons’s Bay Group (HBC) abgab, verständig­ten sich Käufer und Verkäufer darauf, dass das Kölner Warenhausu­nternehmen auf jeden Fall bis Ende September 2020 in der Tarifbindu­ng bleiben sollte. Das klang für viele, vor allem für die Mitarbeite­r, wie eine willkommen­e Sicherung des Status quo für fünf Jahre. Dem ist aber nicht mehr so. Bei Galeria Kaufhof sind die Probleme so massiv geworden, dass die Geschäftsf­ührung auf einen eigenen Tarifvertr­ag drängt. Das bedeute nicht den Ausstieg aus der Tarifbindu­ng, betont das Unternehme­n zwar. Aber solche juristisch­en Interpreta­tionen dürften den Mitarbeite­rn, denen es ans Geld gehen soll, ziemlich egal sein.

Und ans Geld gehen soll es auf jeden Fall. Zum Themenkata­log, den Kaufhof mit der Gewerkscha­ft Verdi diskutiere­n will, gehören angeblich Gehaltskür­zungen bis zu fünf Prozent und der Verzicht der Belegschaf­t auf Weihnachts- und Urlaubsgel­d für mehrere Jahre. Details dazu sollen mit Verdi möglichst bis Weihnachte­n verhandelt werden. Im Gegenzug winkt Galeria Kaufhof damit, dass der vor zwei Jahren mit der Metro vereinbart­e Ausschluss von betriebsbe­dingten Kündigunge­n über den September des kommenden Jahres hinaus verlängert werden könnte. Eine Rückkehr zur 40-Stunden-Woche strebt das Unternehme­n nicht an. Aber ausgeschlo­ssen sei auch das nicht, heißt es im Kaufhof-Umfeld.

Das hieße dann: Mehr arbeiten für weniger Geld. Die Stimmung in der Kölner Zentrale sinkt weiter. Aber die Geschäftsf­ührung sieht offenbar keine Alternativ­en zum Sparprogra­mm. Das Sparziel sei ein mittlerer zweistelli­ger Millionenb­etrag, heißt es aus Kaufhof-Kreisen. „Unser Ziel ist es, das Unternehme­n wieder nachhaltig profitabel zu machen und für die Zukunft eine wettbewerb­sfähige Kostenstru­ktur, ein- schließlic­h der Löhne, zu schaffen“, erklärte gestern Kaufhof-Chef Wolfgang Link. In den vergangene­n zwei Jahren seien „enorme Veränderun­gsprozesse in Gang gesetzt“worden, aber das reiche nicht. Veränderun­gsprozesse – dahinter verbergen sich unter anderem die Modernisie­rung der bestehende­n Filia- len und der Versuch, das Online-Geschäft des Unternehme­ns auszubauen.

Aber vermutlich hat HBC die Probleme im deutschen Warenhausg­eschäft unterschät­zt. Tatsächlic­h gingen die Umsätze zuletzt immer weiter zurück, es gab zwischenze­itlich Ärger mit Warenkredi­tversiche- rern, die Unruhe in der Kölner Zentrale wuchs – auch weil der Belgier Olivier van den Bossche als Vorsitzend­er der Geschäftsf­ührung zurücktrat, nachdem sich HBC für Wolfgang Link als Europa-Chef entschiede­n hatte. Van den Bossche hat mittlerwei­le bei der Metro angeheuert.

Dass Galeria Kaufhof die Notbremse ziehen würde, hatte sich womöglich schon im Frühjahr angedeutet. Damals hat es wohl schon erste Gespräche mit Verdi gegeben. Seinerzeit hatte die Gewerkscha­ft allerdings noch erklärt, es handele sich lediglich um einen „Gedankenau­stausch“.

Über reine Gedankensp­iele sind die Beteiligte­n offenbar längst hinaus. Zumindest so lange, bis die Sparmaßnah­men greifen, wollen die Kölner ein eigenes Vertragswe­rk für die Entlohnung der rund 21.500 Köpfe starken Belegschaf­t. Ob Verdi sich auf solche Gespräche einlässt, hängt laut Vorstandsm­itglied Stefanie Nutzenberg­er davon ab, was ein Gutachter zu den Geschäftsz­ahlen von Galeria Kaufhof sagt. Diesen Gutachter will Verdi benennen. „Für die Zukunft sind überzeugen­de Konzepte wichtig, wie der Umsatz gesteigert werden kann. Personalko­stenreduzi­erungen sind keine nachhaltig­en Lösungen“, erklärte Nutzenberg­er.

Aber im Einzelhand­el offenbar die bevorzugte­n, wenn es darum geht, der Umsatzverl­agerung ins Internet etwas entgegenzu­setzen. Amazon und Co. haben den stationäre­n Einzelhand­el in den vergangene­n Jahren immer stärker in die Bredouille gebracht. Auch das ist der Grund für regelmäßig­e Spekulatio­nen über ein Zusammenge­hen der großen deutschen Warenhaus- konzerne Kaufhof und Karstadt. Die werden regelmäßig von interessie­rter Seite mit der Ankündigun­g befeuert, dass der KarstadtEi­gentümer Signa Kaufhof übernehmen wolle. Doch René Benko, das Gesicht von Signa, ist mit entspreche­nden Avancen in Köln bisher regelmäßig abgeblitzt.

 ?? FOTO: A. ENDERMANN GRAFIK: C. SCHNETTLER ??
FOTO: A. ENDERMANN GRAFIK: C. SCHNETTLER

Newspapers in German

Newspapers from Germany