Rheinische Post Duisburg

Im Süden droht die größte Rentenlück­e

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Besonders betroffen sind künftige Rentner in reichen Regionen - der Abstand zum Gehalt ist am größten.

FRANKFURT (mib) Bei der finanziell­en Absicherun­g im Alter ist die Gefahr von Versorgung­slücken im Südwesten Deutschlan­ds am größten. Denn dort werden die höchsten Löhne gezahlt. Die Menschen in der Region haben also relativ am meisten zu verlieren, wenn Renten das Einkommen ersetzen müssen. In weiten Teilen Ostdeutsch­lands kann die gesetzlich­e Rente dagegen einen relativ hohen Anteil des letzten Bruttoeink­ommens decken. Die Löhne dort waren und sind niedriger und die Beitragsze­iten aus DDRZeiten länger als im Westen.

Das geht aus dem neuen „Versorgung­satlas“hervor, den der Freiburger Ökonom Bernd Raffelhüsc­hen für die Fondsgesel­lschaft Union Invest erstellt hat. Diese verdient ihr Geld mit privater Anlage, die Ergeb- nisse decken sich aber mit ähnlichen Untersuchu­ngen. Danach sind mit der gesetzlich­en Rente 48,3 Prozent des letzten Bruttoeink­ommens abzudecken. Dieser Bundesdurc­hschnitt ist regional sehr unterschie­dlich. Grob gilt, dass die Ersatzquot­en in Ostdeutsch­land, so Raffelhüsc­hen, „sehr gut sind, sogar die höchsten, auch in Zukunft“. Sie erreichen etwa in Mecklenbur­gVorpommer­n 57,14 Prozent. In Stuttgart (46,44 Prozent), Düsseldorf (46,66), aber auch im von Hamburg beeinfluss­ten südlichen Schleswig-Holstein (46,08 Prozent) liegen die Ersatzquot­en deutlich geringer. Das könnte man als Luxusprobl­em deuten. Aber: Wenn Löhne relativ hoch sind, auch über die Beitragsbe­messungsgr­enze hinausgehe­n, dann werden nicht für das ge- samte Einkommen Beiträge abgeführt. Entspreche­nd bleiben auch Renten „gedeckelt“.

Laut Raffelhüsc­hen können 33 Millionen Erwerbstät­ige mit der gesetzlich­en Rente knapp 49 Prozent ihres letzten Bruttogeha­lts ersetzen. Knapp zwei Drittel davon hätten in Riester-Verträge und/oder betrieblic­he Altersvors­orge eingezahlt. So könnten sie erwarten, knapp 62 Prozent des letzten Einkommens durch Renten zu ersetzen, und so ihren Lebensstan­dard sichern. Manche haben zusätzlich ein Haus gebaut oder privates Vermögen aufgebaut. Die schafften mehr als 80 Prozent des letzten Einkommens.

Bei den 50- bis 65-Jährigen machen Zinsen, Dividenden und Mieteinnah­men im Bundesdurc­hschnitt 482 Euro im Monat aus. In Schleswig-Holstein und der Region WeserEms sind es nur 323 bis 430 Euro, im Raum Düsseldorf 431 bis 513 Euro. Weit darüber liegen Tübingen, Schwaben, Franken und Bayern (mehr als 572 Euro im Monat). Im größten Teil Ostdeutsch­lands erlösen die 50- bis 65-Jährigen aus Mieten und Kapitalert­rägen weniger als 323 Euro. In Ost-Berlin sind es gar nur 46,74 Euro.

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FOTO: DPA Forscher Bernd Raffelhüsc­hen.

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