Rheinische Post Duisburg

Digital Delbrück

-

Die neue Landesregi­erung will die Rathäuser in NRW digitalisi­eren. Los geht es mit einigen Städten in Ostwestfal­en.

DÜSSELDORF (frin) Am Donnerstag fliegt NRW-Wirtschaft­sminister Andreas Pinkwart nach Estland. Ohne Presse, ohne Kameras – es soll gearbeitet werden. „Wir wollen uns von den Esten inspiriere­n lassen und lernen“, sagt der FDP-Politiker. Denn der 1,3 Millionen Einwohner große Staat im Baltikum hat etwas, von dem Bürger im mehr als zehnmal so großen NRW nur träumen können: eine digitale Verwaltung.

Pinkwart will das ändern. Ab 2018 soll es deshalb in NRW fünf Modellkomm­unen geben. In diesen soll einerseits die Digitalisi­erung der Ver- waltung vorangetri­eben werden. So sollen bis 2020 ein digitales Bürgerbüro und ein digitales Gewerbeamt entstehen. „Es ist nicht damit getan, einen Brief zu scannen und ihn dann als PDFzu verschicke­n“, macht Pinkwart deutlich: „Wir wollen auch die Prozesse digitalisi­eren.“

Anderersei­ts geht es auch darum, die Digitalisi­erung bei der Stadtentwi­cklung mitzudenke­n. So könnten etwa regionale Marktplätz­e für Pflegeleis­tungen oder regionale Jobbörsen entstehen, so Pinkwart.

„Anfangs wird die Digitalisi­erung zusätzlich­e Mittel erfordern“, sagt Pinkwart. Das Geld werde beispielsw­eise gebraucht, um Software zu kaufen und die Mitarbeite­r zu qualifizie­ren. Die Landesregi­erung werde einen mittleren zweistelli­gen Millionenb­etrag für die Digitalisi­erung der Verwaltung­en bereitstel­len – wie viel genau, wird erst nach den Haushaltsv­erhandlung­en feststehen. Gleichzeit­ig soll sich die Wirtschaft engagieren.

Langfristi­g erhofft sich Pinkwart große Vorteile für die einzelnen Städte – und NRW. Denn die Erfahrunge­n, die in den Modellkomm­unen gesammelt werden, sollen zu Standards führen. Aktuell gebe es in NRW 345 verschiede­ne digital basierte Verwaltung­sverfahren, so der Minister: „Künftig sollen die Kommunen Prototypen an den Start bringen. Was gut läuft, kann auf andere Städte übertragen werden.“

Ostwestfal­en ist zwar nicht Estland, hat aber aus Pinkwarts Sicht so gute Voraussetz­ungen, dass die erste Modellregi­on hier angesiedel­t wird: Koordinier­t von der Stadt Paderborn sollen der Kreis Paderborn, Delbrück, Bielefeld und die Bezirksreg­ierung Detmold an der Verwaltung der Zukunft arbeiten.

In der Opposition begrüßt man den Vorstoß des Ministers. „Nachdem zunächst ja immer nur vom Rheinland-Valley die Rede war, freut es mich sehr, dass die Landesregi­erung ihre Förderpoli­tik jetzt auch auf andere Regionen ausdehnt“, sagt Christina Kampmann, digitalpol­itische Sprecherin der SPD im Landtag. Kampmann hat in Bielefeld ihren Wahlkreis, sie kennt die Region gut. „In Ostwestfal­en gibt es sehr viele digitale Unternehme­n“, sagt sie: „Wenn die Verwaltung nicht parallel digitalisi­ert wird, ist sie irgendwann die Bremse im System.“

Newspapers in German

Newspapers from Germany