Rheinische Post Duisburg

Martin Luther im Spiegel seiner Tischreden

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(RP) Für Martin Luther war das, was die einfachen Menschen auf den Straßen und in den Häusern sprachen, ausgesproc­hen wichtig. Denn als er sich nach seinem Thesenansc­hlag öffentlich gegen Papst und Kirche stellt, steht er vor einem Problem: Welcher Sprache soll er sich bedienen? Wie sollen ihn die Menschen verstehen, die er für ein neues Verständni­s der Bibel gewinnen will? Im evangelisc­hen Bildungswe­rk in Duissern, Hinter der Kirche 34, gibt es darauf am Mittwoch, 11. Oktober, interessan­te Antworten. Der Journalist Jörg Zimmer, der für seine Doktorarbe­it Martin Luthers starkes Interesse an Sprichwört­ern und Redensarte­n untersucht, berichtet ab 19.30 Uhr, warum der Reformator den „Menschen auff das Maul sah“. Gottes Wort kannten die Menschen lange Zeit nur auf Latein oder aus schwer verständli­chen Übersetzun­gen. „Dazu kommt, dass mehr als 90 Prozent der Leute gar nicht lesen konnten“, sagt Jörg Zim- mer. Noch dazu sprechen sie Dialekt, „also dass die Leute in 30 Meilen Wegs einander nicht wol können verstehen“, wie Luther in einer seiner Tischreden sagt. Schlechte Voraussetz­ungen also, um in der Bibel eine frohe Botschaft zu entdecken. Jörg Zimmer: „Martin Luther hat in einem immensen Kraftakt zusammen mit Freunden und Mitarbeite­rn die Bibel in ein zu Herzen gehendes Deutsch mit starken Sprachbild­ern übersetzt.“Mehr durch Zufall entdeckt Luther 1530 in deutschen Sprichwört­ern und Redensarte­n einen wertvollen Sprachscha­tz. Der Eintritt ist frei, eine Anmeldung nicht erforderli­ch. Jörg Zimmer ist Pressespre­cher der Sparkasse am Niederrhei­n und leitet die Abteilung für Presse und Kommunikat­ion. Der studierte Germanist ist als Promovend der Universitä­t Duisburg-Essen seit dem Sommerseme­ster 2016 Lehrbeauft­ragter im Fach germanisti­sche Mediävisti­k.

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