Noch keine heiße Spur im ungeklärten Innenhafen-Mordfall
(RPN) Fünf Monate sind seit dem Tötungsdelikt am Rande der Innenhafen-Promenade vergangen. Und noch immer ist die Polizei auf der Suche nach einer heißen Spur, die sie zu jenem Täter führt, der am Morgen des 3. Mai die Inhaberin des „Café Vivo“erschossen hat. Rund 20 Hinweise aus der Bevölkerung sind laut Alexander Bayer (33), dem für Kapitaldelikte zuständigen Staatsanwalt, seitdem bei der Polizei eingegangen. Die 15-köpfige Mordkommission hat diese inzwischen nahezu komplett abgearbeitet – ohne den erhofften Fortschritt zu erzielen. Täter und Tatwaffe sind bis zum heutigen Tag verschwunden geblieben.
Am 3. Mai hatte eine Angestellte des Cafés kurz vor 10 Uhr im Ladenlokal die am Boden liegende Leiche ihrer Chefin Birgül D. (46) gefunden. Sie war durch mehrere Schüsse in den Kopf getötet worden. Dieses brutale Vorgehen des Täters ließ Gerüchte aufkommen, dass es sich hier um einen Fall von nicht gezahltem Schutzgeld handeln könnte. „Nach unseren Ermittlungen gibt es aber keine Anhaltspunkte, dass die Getötete ein Opfer von Schutzgeld-Erpressern geworden ist oder dass es ihrerseits Kontakte zur Organisierten Kriminalität gegeben hat“, sagte Staatsanwalt Bayer. Eine türkische Zeitung hatte die These aufgestellt, dass die Getötete eine Mitarbeiterin des Verfassungsschutzes gewesen sein könnte und ihr Café als Treffpunkt für Mitarbeiter des türkischen Geheimdienstes diente. Behauptet wurde auch, dass die Tat von Satellitenkameras aufgezeichnet wurde und dass die Bilder von den Behörden zurückgehalten würden. Das verbreitete sich auch im Internet. „Alles frei erfunden“, stellt Bayer klar.
Ein Spezialisten-Team des LKA hatte wie berichtet den Tatort komplett per Laser vermessen und aus den Daten ein maßstabgetreues Computer-Modell erstellt. „Damit können wir mögliche Szenarien durchspielen und eventuelle Tathergänge rekonstruieren“, so der Staatsanwalt.
Fest steht, dass Bildmaterial aus den Überwachungskameras der an- grenzenden Volksbank Rhein-Ruhr keine Hinweise auf den Täter lieferte. Auch mehrere Aufrufe an Zeugen, die am Tatmorgen im Innenhafen unterwegs waren, blieben ohne Resonanz. Daran änderte auch die Belohnung in Höhe von 3000 Euro nichts, die die Staatsanwaltschaft bereits im Mai ausgesetzt hatte. Zweimal ging eine Taucherstaffel der Polizei im Innenhafen-Becken auf die Suche nach der Tatwaffe. Ohne Erfolg. Nun steht die Mordkommission vor dem Problem, dass sie kaum noch Ermittlungsansätze hat. Bleibt die Hoffnung auf „Kommissar Zufall“.
Das „Café Vivo“befindet sich im Gebäude der Volksbank am Innenhafen. „Den Tatort haben wir seit einigen Wochen wieder freigegeben“, sagt Staatsanwalt Alexander Bayer. Die Volksbank erklärte auf Nachfrage, dass derzeit mit den Hinterbliebenen der Verstorbenen verhandelt wird, was mit dem Café-Inventar geschehen soll. „Wir wollen auf jeden Fall einen Nachfolger für das Café finden“, betonte Yvonne Rettig, Sprecherin der Volksbank.