MENSCHEN FÜR GESUNDHEIT Neuer Weg im Kampf gegen Tumore
Die Strategien im Kampf gegen Krebs werden immer raffinierter. Mittels Mikro-Katheter-Technik kann ein ChemoTherapeutikum direkt an den Tumor ausgebracht werden. Das Verfahren ist extrem effektiv und schont den Patienten.
Eigentlich war es nur eine Routineuntersuchung im Rahmen einer bereits bestehenden Leberzirrhose, die den 63-jährigen Duisburger in das Malteser Krankenhaus St. Anna in Homberg führte. Beim Ultraschall wurden Unstimmigkeiten festgestellt, die eine Computertomographie (CT) und eine Magnetresonanztomographie (MRT) nach sich zogen. Wobei sich der Anfangsverdacht eines fünf Zentimeter großen Lebertumors bestätigte. Es erfolgte die Überweisung in das Malteser Krankenhaus St. JohannesStift in Huckingen. Dort tauschten sich bei einer interdisziplinären onkologischen Konferenz Ärzte der verschiedenen Fachabteilungen, darunter unter anderem Onkologen, Radiologen und Mediziner der Inneren Medizin, über die weitere Vorgehenswiese aus.
„Bei Tumoren an der Leber stehen uns mehrere Behandlungsmöglichkeiten zur Verfügung. Gemeinsam sprechen wir, entsprechend des je- weiligen Falles, die bestmögliche Therapie für den Patienten ab“, informiert Professor Dr. Martin Wegener, Chefarzt der Inneren Medizin mit den Schwerpunkten Gastroenterologie, Diabetologie, Onkologie und Kardiologie. Für den 63-Jährigen nutze das operierende Ärzteteam eine „Trans-arterielle ChemoEmbolisation“(TACE) mit medikamentenbeladenen „Mikrosphären“, also spezielle Protein-Zellen. Eine Premiere, denn erstmals kam ein neues, äußert effektives ChemoTherapeutikum zum Einsatz und Dr. Amin Laali, Chefarzt der Radiologie, setzte ein neuartiges Katheterverfahren ein.
Bei der TACE wird mittels einer Mikro-Katheter-Technik minimal invasiv gearbeitet. Eine Vollnarkose ist nicht vonnöten. „Über den Zugang in der Leistenbeuge führe ich den Mirko-Katheter ein, wobei ich den Katheter in die Leberarterie einbringe, die den Tumor versorgt“, erklärt Laali die Vorgehensweise. Über den Katheter wird ein mit Mikropartikeln beladenes ChemoTherapeutikum direkt an den Tumor gebracht und kann ohne nennenswerte Nebenwirkungen effektiv den Tumor zerstören. Zeitgleich wird die Arterie, die den Tumor versorgt, verschlossen. Auch hier kommen die aneinandergelagerten Proteine, die das Medikament tragen, zum Einsatz. Rund zwei Wochen bleibt das Gefäß dabei verschlossen. Solange dauerte es nämlich, bis sich die Proteine aufgelöst haben.
Das Einsetzen des Katheters erfordert absolute Präzision, wobei der Eingriff unter Nutzung des Hochleistungs-Hybrid-OPs im St. Johannes Hospital erfolgt. Das moderne Krebstherapieverfahren ermöglicht es, dass sich das in der Leber befallene Tumorgewebe weitestgehend zurückbildet und zer- fällt. Nicht betroffenes, gesundes Lebergewebe bleibt hingegen dank dieser Methode verschont. „Nach drei Monaten führen wir eine erste Kontrolle durch. Es kann sein, dass wir das Verfahren zwei- bis dreimal wiederholen müssen, bis ein Tumor zerstört oder so klein ist, dass wir weitere Verfahren zur Behandlung wie zum Beispiel eine Wärmesonde einsetzen können“, berichtet Chris- toph Ehlen, Oberarzt der Onkologie. Für den erkrankten Duisburger ist es indes unfassbar, dass er einen Tag nach dem Eingriff wieder auf den Beinen ist – ohne Beschwerden. „Vor dem Eingriff war ich wirklich ziemlich nervös, aber Dr. Laali hat mir alles genau und verständlich erklärt. Das hat mir sehr geholfen. Ich bin entspannt in den OP gegangen“, sagt der 63-Jährige. Übelkeit, Haar- ausfall oder andere Probleme einer Chemotherapie tangieren den Patienten aufgrund des mehr als nur gezielten Einbringens des Chemotherapeutikums nicht. Laali beschreibt das Hightech-Verfahren als eine schonende, elegante Lösung, die im St. Johannes Hospital zu den Angeboten gehört, damit eine Krebsdiagnose nicht das Ende eines Lebens bedeutet.