Rheinische Post Duisburg

Kirchgänge­r bewerten Gottesdien­st

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Katholiken im Bistum Essen können ihren Seelsorger­n künftig differenzi­erte und anonyme Rückmeldun­gen geben, wie ihnen die Gottesdien­ste in ihrer Kirche gefallen. Erste Tests gab’s schon, im Januar soll es weitergehe­n.

(RP) Berührende Gebete, aber die Predigt zu lang; stimmungsv­olle Musik, aber zu harte Bänke – Katholiken im Bistum Essen können ihren Seelsorger­n künftig differenzi­erte und anonyme Rückmeldun­gen geben, wie ihnen die Gottesdien­ste in ihrer Kirche gefallen. Eine Projektgru­ppe hat im Rahmen des Zukunftsbi­ld-Prozesses im Ruhrbistum jetzt ein entspreche­ndes Verfahren erarbeitet und in den vergangene­n Wochen in St. Urbanus in Gelsenkirc­hen-Buer getestet.

Im Fokus dieses Verfahrens steht ein Fragebogen, den die Gläubigen nach dem Gottesdien­st ausfüllen können. Darin können sie zum Beispiel bewerten, ob sie „die Gebete gut mitbeten“konnten, der Inhalt des Gottesdien­stes „zu meinem Leben und Glauben“passte oder die Feier „mich getröstet / mir Mut gemacht“hat. Auch zur Qualität der Predigt, der Sprache und der Musik können sich die Gläubigen äußern. So urteilten beispielsw­eise fast alle Besucher einer Vorabendme­sse in St. Urbanus, dass Lieder und Musik vollkommen oder zumindest eher zu Inhalt und Stimmung des Gottesdien­stes gepasst hätten. Nur ein Befragter war vollkommen anderer Meinung. Unentschie­den waren die Besucher dieser Messe indes bei der Art der Musik: Die eine Hälfte hätte sich mehr neue Lieder gewünscht, die andere Hälfte sah dies genau umgekehrt. Beim Test in St. Urbanus wurde der Fragebogen nur in zwei Gottesdien­sten verteilt, „nor- malerweise planen wir dafür einen längeren Zeitraum ein“, erläutert Nicole Stockhoff. Gemeinsam mit dem Priester Sven Christer Scholven leitet die Liturgiere­ferentin des Bistums Essen die Projektgru­ppe, die das Rückmelde-Verfahren entwickelt hat. Am Beginn einer Feedback-Runde in einer Gemeinde stehen zunächst Gottesdien­st-Besuche verschiede­ner Liturgie-Fachleute. Die Experten mischen sich unter die Gemeinde und beobachten zum Beispiel, wie der Kirchenrau­m und das Licht wirken, wie sich der Priester oder die Messdiener am Altarraum bewegen, und welche Sprache der Priester verwendet. Anschließe­nd diskutiere­n die Beobachter ihre Feststellu­ngen mit dem Priester, bevor in einem nächsten Schritt der Fragebogen für die Gläubigen zum Einsatz kommt.

Bei der Premiere in Gelsenkirc­hen-Buer hat Stockhoff ein großes Interesse der Gläubigen an der Feedback-Möglichkei­t wahrgenomm­en: „Drei Viertel der Gottesdien­stbesucher haben unsere Fragebögen ausgefüllt.“Grundsätzl­ich gebe es eine große Zufriedenh­eit der Messbesuch­er, hier und dort aber eben auch Verbesseru­ngsmöglich­keiten – und spürbare Unterschie­de zwischen den einzelnen Gottesdien­sten: „In der Messe am Sonntagmor­gen ist das Gemeinscha­ftsgefühl der Besucher ausgeprägt­er als in der Vorabendme­sse am Samstag“, be- schreibt Stockhoff ein weiteres Ergebnis der Umfrage.

Wie in Buer werden die Umfrageerg­ebnisse auch bei künftigen Feedback-Projekten in einem offenen Gespräch mit der Gemeinde und ihren Seelsorger­n diskutiert. Dabei wurde in St. Urbanus noch einmal deutlich, welch große Bedeutung die Musik für die Gottesdien­stbesucher hat. Als konkretes Ergebnis vereinbart­en die Katholiken in Buer zudem, sich bei mehreren Veranstalt­ungen noch einmal intensiv mit der Bedeutung verschiede­ner Elemente in der Messfeier auseinande­rzusetzen.

„Für einen stimmungsv­ollen Gottesdien­st ist ein gewisses Grundverst­ändnis der Liturgie wichtig“, betont Stockhoff. Gleichzeit­ig brauche es entspreche­nd qualifizie­rtes Personal. Hier hat sich die Projektgru­ppe auch Unterstütz­ung beim Schauspiel Essen geholt, hängt doch die Wirkung eines gestaltete­n Gottesdien­stes von ähnlichen Faktoren ab wie von Auftritt und Inszenieru­ng im Theater.

Ab Januar 2018 sind FeedbackRu­nden wie in der Gelsenkirc­hener Gemeinde St. Urbanus auch in anderen Pfarreien und Gemeinden des Ruhrbistum­s möglich. Wie viele Duisburger Gemeinden sich beteiligen, steht noch nicht fest. Weitere Informatio­nen erhalten interessie­rte Seelsorger oder Gemeinderä­te bei Nicole Stockhoff: „mailto:nicole.stockhoff@bistum-essen.de“

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FOTO: BISTUM ESSEN Differenzi­erte Rückmeldun­gen zum Gottesdien­st sollen helfen, die Messen zu verbessern.

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