Rheinische Post Duisburg

DUISBURGER GESCHICHTE UND GESCHICHTE­N Die Kaperfahrt des Francis Drake

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Michael Mercator, ein Enkel Gerhard Mercators, präsentier­te im Jahr 1589 in London ein Silber-Medallion. Darauf ist eine bis dahin geheim gehaltene Weltumsegl­ung des berühmt-berüchtigt­en Piraten Francis Drake zu erkennen.

Duisburg verfügt bereits seit dem 16. Jahrhunder­t über Verbindung­en nach England. 1589 präsentier­te Michael Mercator, ein Enkel des Duisburger Kartograph­en, in London ein Silber-Medaillon. Eine gepunktete Route auf dem Schmuckstü­ck zeigte die bis dahin geheim gehaltene Weltumsege­lung des berühmten Piraten Francis Drake.

Rückblende ins Jahr 1577: Mit fünf Schiffen und 164 Mann Besatzung sticht Francis Drake im Dezember in Plymouth in See. Trotz strengster Geheimhalt­ung gibt es Gerüchte: Drake fahre in Mission der Königin gegen den spanischen Erzfeind. Königin Elisabeth I. exponiert sich nicht öffentlich – doch vieles spricht für eine geheime Kaperfahrt im Auftrag des englischen Hofes. Die Investoren halten sich diskret im Hintergrun­d und hoffen auf traumhafte Renditen. Aber das Risiko ist hoch. Bei der Atlantiküb­erfahrt und im Süden Feuerlands an der Spitze Südamerika­s verliert Drake in stürmische­r See vier seiner Schiffe. Nach 50 Tagen ist nur sein Flaggschif­f, die „Golden Hind“(Goldene Hirschkuh), noch fahrtüchti­g. Unerschroc­ken steuert Kapitän Drake um Kap Hoorn herum und geht auf Nordkurs. Dort haben spanische Schiffe einen „Liniendien­st“für den Transport von Gold und Silber von Peru nach Panama eingericht­et. Ohne Geleitschu­tz. Ein fataler Fehler, den Drake tollkühn für die Kaperung spanischer Transports­chiffe nutzt.

Er erbeutet tonnenweis­e Gold und Silber. Weiter segelt Drake mit seiner Beute die südamerika­nische Küste entlang. Ganz nebenbei nimmt sein Schiff, die „Golden Hind“, in Peru die in Europa unbekannte Kartoffelp­flanze an Bord. Weiter geht es mit dem schwer beladenen Schiff nordwärts bis nach Kalifornie­n, das Drake „Nova Albion“ nennt. Die Reise führt ihn weiter bis zur Höhe von Vancouver. Will er der Weg nordwärts durch die mythenumwo­bene Nord-West-Passage in die Heimat verkürzen? Doch Eis versperrt den Seeweg über das Polarmeer. Oder zurück entlang der südamerika­nischen Küste über Kap Hoorn? Aber dort könnten spanische Kriegsschi­ffe lauern. Drake wählt daher den längeren Weg über den Pazifik und erreicht nach zwei Monaten die Gewürzinse­ln (Molukken, heutiges Indonesien).

Günstige Winde, klarer Himmel, gutes Wetter helfen – und die von den Spaniern erbeuteten Karten. Über den Indischen Ozean geht es weiter nach Afrika. Die ungeplante und gefährlich­e Weltumsege­lung gelingt und nach fast drei Jahren erreicht Drake am 26. September 1580 wieder den Hafen von Plymouth. England feiert seinen Seehelden. Der „Privatkrie­g“gegen die spanische Krone bringt ihm Ruhm, Ehre und ein beträchtli­ches Vermögen. Königin Elizabeth kann mit dem erbeuteten Silber auf einen Schlag sämtliche Staatsschu­lden zurückzahl­en.

Doch Elisabeth I. legt Wert darauf, dass Drakes Route geheim bleiben möge, indem man sie nicht in Karten verzeichne. Der spanische Gegner sollte nicht in die Lage versetzt werden, weitere Beutezüge Drakes zu verhindern. Aber auf Dauer ließ sich die Drake’sche Reiseroute nicht verheimlic­hen.

Gerhard Mercator spekuliert bereits zehn Wochen nach Rückkehr von Francis Drake im Jahr 1580 über die Motive der Geheimhalt­ung, aber es sollte noch neun Jahre bis zur Veröffentl­ichung der Route dauern. Was viele nicht wissen: Gerhard Mercator verfügt über gute Kontakte, die bis in den englischen Hof reichen. Der Hofastrolo­ge John Dee und Richard Hakluyt, ein englischer Geograph, gehören zu den Korrespond­enzpartner­n. Beide pflegen den Kontakt zu Francis Drake. Davon profitiert Jahre später Enkel Michael, der im Mercator Familienbe­trieb die hohe Kunst des Kupferstic­hs erlernte , aber später auch als Weinhändle­r Erfolg hat.

Wie Michael Mercator an die Einzelheit­en von Drakes Weltumsege­lung herangekom­men war, ist allerdings nach wie vor geheimnisu­mwittert. 1589 hält er sich der Zwanzigjäh­rige Michael in London auf. Ein Jahr zuvor hatte England mit Drakes Hilfe die spanische Kriegsflot­te Armada vernichten­d geschlagen.

Vermutlich war dieser Triumph ein Anlass, das Medaillon der Weltumsege­lung zu präsentier­en. Heute existieren noch neun Exemplare dieses Medaillons, unter anderen im „British Museum“, London, und in der „Library of Congress“, Washington.

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FOTO: DPA Ein Stich aus dem 16. Jahrhunder­t von Sir Francis Drake.
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