Rheinische Post Duisburg

Zebras ohne Respekt vor den Teufeln

- VON HERMANN KEWITZ

MSV Duisburg: Der Zweitliga-Aufsteiger holt sich drei Punkte vom Betzenberg. Dustin Bomheuer erzielt den entscheide­nden Treffer zum 1:0-Sieg in Kaiserslau­tern, nachdem er zuvor noch einen Strafstoß auf die Tribüne schickt.

FUSSBALL Schiedsric­hter Florian Heft konnte irgendwie gar nicht genug vom Kellerkrim­i auf dem Betzenberg bekommen. Zu den drei Minuten Nachspielz­eit legte der Unparteiis­che nochmal unnütze 93 Sekunden drauf. Ein letztes Mal segelte die Kugel in den Strafraum der Zebras. MSV-Keeper Mark Flekken nahm sie sicher in Gewahrsam. Dann endlich hatte auch Heft ebenso wie die 22388 Zuschauer genug gesehen.

Das erleichter­te Ausatmen beim Spielern, Trainer, Offizielle­n und den lautstark feiernden Fans pustete einem noch hoch unterm Dach die Haare nach hinten. Lange umarmten sich die Kicker glücklich über das 1:0 (0:0) gegen das Schlusslic­ht 1. FC Kaiserslau­tern. Dustin Bomheuer hatte sein Team mit seinem ersten Treffer in dieser Saison und dem ersten Tor des FußballZwe­itligisten MSV Duisburg nach einer Ecke oder einem Freistoß die Steine vom Herzen fallen lassen.

Trainer Ilia Gruev sprach nachher von einem „Big Point“, Präsident Ingo Wald von einem „immens wichtigen“Sieg. Dustin Bomheuer gab zu Protokoll: „Ich bin froh, dass wir gerade gegen einen direkten Konkurrent­en gewinnen konnten.“Zu seinem Tor sagte er: „Ich freue mich, dass es jetzt geklappt hat und ich der Mannschaft so helfen konnte.“Ganz glücklich war der Innenverte­idiger mit tadelloser Vorstellun­g nicht. Sein Siegtor bescherte ihm ein Interview beim Fernsehen. Nicht gerade sein Lieblingss­port.

Derweil war Kollege Moritz Stoppelkam­p heilfroh, Bomheuer vor der Kamera zu sehen. Der Mann für die linke Angriffsse­ite hatte mit einem „unforced error“die Partie länger als nötig spannend gehalten. Nach einem Foul von Torhüter Ma- rius Müller an Cauly Oliveira Souza verschoss der Erz-Duisburger den Elfmeter. Irgendwo auf der Tribüne fand sich der Ball in der 38. Minute wieder. Der Fehlschütz­e, der schon gegen Düsseldorf vom Punkt nicht getroffen hatte, sagte selbstkrit­isch: „Jeder Elfmeter, den man verschießt, ist schlecht geschossen. Ich hätte mir heute einen Vorwurf machen müssen, wenn wir 0:0 gespielt hätten.“So aber blieb nur „Erleichter­ung pur“.

Ein Remis wäre nach dem beherzten Auftritt auf dem Betzenberg zu wenig gewesen, wie auch Sportchef Ivica Grlic anmerkte. Mit einem Punkt hätte er aber auch leben können. Der Spielverei­n stellte die klar bessere Mannschaft. Lautern hatte eine Chance, als Gerrit Nauber in höchster Not vor Sebastian Andersson klärte. Dann aber schlug der Gast mit sauberer Abwehrarbe­it den Teufeln den ohnehin schartigen Dreizack aus der Hand.

Der MSV hatte mehr Ballbesitz, die besseren Chancen und ein klar erkennbare­s Konzept. Trainer Gruev vertraute erneut der Mannschaft, die bereits gegen Braunschwe­ig die Null verteidigt hatte. Nauber und Bomheuer standen in der Innenverte­idigung sicher. Fabian Schnellhar­dt und Lukas Fröde fegten vor der Abwehr. Kevin Wolze stand links sicher und fand noch Zeit für gefährlich­e Distanzsch­üsse.

Einer davon führte zu der siegbringe­nden Ecke in der 67. Minute. Enis Hajri machte hinten rechts die Tür zu. Das bringt den Trainer gleich in neue Schwierigk­eiten. Hajri sah in der Nachspielz­eit – für irgendwas – die fünfte Gelbe Karte und fehlt gegen Union Berlin am nächsten Sonntag.

Nach vorn suchte man mit Bedacht den Weg oder schaltete bei Ballverlus­t des Gegners auch schnell um. Da hätte man gar nicht so lange auf Schiedsric­hter Hefts Pfeife starren müssen, wenn etwas mehr Fortune den Weg des Balls gelenkt hätte: Stoppelkam­p scheiterte am Bein der Lauterer Keepers (18.), Fröde (41.) nach einer Ecke an ei- nem ungünstige­n Winkel zum Ball und Souza (43.) am Außenpfost­en. Und da ist nur von der ersten Halbzeit die Rede.

Nach dem Wechsel und nach der Führung muss man klagen, dass der Gast seine Konter nicht konsequent genug fuhr. Zudem übersah Schiedsric­hter Heft zwei unerlaubte Rettungsta­ten gegen Souza und Onuegbu. Mit freier Sicht aufs Tor gingen die Zebras ungestraft zu Boden. Unterm Strich: Der MSV Duisburg hat den Teufel-TÜV glatt bestanden. Zudem gab es noch ein zweites Happy End. Tim Albutat kam nach mehr als dreimonati­ger Verletzung­spause zu einem Einsatz auf der Zielgerade­n. Für Fabian Schnellhar­dt, dem nach einem Sturz auf dem Rücken die Luft wegblieb, nahm er die Sechser-Position ein. Albutat zu seinem unerwartet­en Saisondebü­t: „Toll, wieder auf dem Platz zu stehen.“Damit es auch aktenkundi­g wurde, fing sich der Saisondebü­tant eine gelbe Karte ein.

 ?? FOTO: IMAGO ?? Glückliche Zebras. Hier feiern Lukas Fröde Cauly Oliveira Souza, Enis Hajri (von links) und Kingsley Onuegbu (rechts) den Torschütze­n Dustin Bomheuer.
FOTO: IMAGO Glückliche Zebras. Hier feiern Lukas Fröde Cauly Oliveira Souza, Enis Hajri (von links) und Kingsley Onuegbu (rechts) den Torschütze­n Dustin Bomheuer.

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