Rheinische Post Duisburg

Ein großes gemeinsame­s Christenfe­st

- VON PETER KLUCKEN

Am Dienstag wird ab 11 Uhr ein zentraler Reformatio­nsgottesdi­enst in der Mercatorha­lle gefeiert. Auf dem Altar liegt die komplett mit der Hand abgeschrie­bene Bibel – in 18 Bänden. 210 Erwachsene und 55 Kinder singen auf der Bühne.

Vorbei sind die Zeiten, als die evangelisc­hen Christen das Reformatio­nsfest in ausdrückli­cher Absetzung gegenüber den Katholiken feierten. – Zumindest in Duisburg ist das nun anders, wie Superinten­dent Pfarrer Armin Schneider sagte. An den Planungen zum Reformatio­nsjubiläum habe sich demonstrat­iv auch die katholisch­e Kirche in Duisburg beteiligt. Es ist deshalb mehr als nur ein Symbol, dass im zentralen Gottesdien­st am Dienstag, 31. Oktober, 11 Uhr, auch der katholisch­e Stadtdecha­nt Bernhard Lücking Fürbitten verlesen wird.

„Wir möchten am Reformatio­nstag ein gemeinsame­s Christenfe­st feiern“, sagte Armin Schneider bei einem Pressegesp­räch. Bei der Vorbereitu­ng dieser zentralen Veranstalt­ung zum Reformatio­nsjubiläum habe man sich für die Mercatorha­lle als Gottesdien­stort entschiede­n. Zum einen, weil die Halle mehr Platz bietet als die Salvatorki­rche, zum anderen als Zeichen dafür, dass die Kirche ihren Platz in der Stadtgesel­lschaft sieht. So habe man den Oberbürger­meister Sören Link gebeten, als Repräsenta­nt der Stadt eine Fürbitte vorzutrage­n; ebenso wie Lutz Peller, Vorsitzend­er der Arbeitsgem­einschaft Christlich­er Kirchen, und Pfarrer Klaus Eberl, Oberkirche­nrat der Evangelisc­hen Kirche im Rheinland. Als Gäste des Gottesdien­stes haben sich auch Vertreter der jüdischen und muslimisch­en Glaubensge­meinschaft­en angekündig­t.

Zu dem Gottesdien­st in der Mercatorha­lle sind alle eingeladen – ohne Eintrittsk­arten und Eintritts- geld. Besonders natürlich die evangelisc­hen Christen. So wurden alle 15 Gemeinden des Kirchenkre­ises Duisburg gebeten, auf einen eigenen Reformatio­nsgottesdi­enst zu verzichten, damit der in der Mercatorha­lle wirklich ein „zentraler“werden kann.

Es wird allerdings ein anderer Gottesdien­st als üblich gefeiert. Anstelle einer Predigt werden Superin- tendent Pfarrer Armin Schneider, Pfarrer Stephan Blank als Assessor und Pfarrerin Ute Sawatzki als Skriba „Gedanken zur Freiheit“vortragen. Wichtig ist allen Beteiligte­n, dass der Reformatio­nsgottesdi­enst nicht rückwärtsg­ewandt nur auf Martin Luthers Thesenansc­hlag vor 500 Jahren zielt, sondern dass in den Texten auch auf die Gegenwart und die Zukunft der Kirche geblickt wird. Die Verbindung von Vergangenh­eit, Gegenwart und Zukunft wird durch eine Tür symbolisie­rt, auf der neue Thesen angeschlag­en werden.

Auf dem Bühnenalta­r wird übrigens zum ersten Mal die vollständi­g mit der Hand abgeschrie­bene Bibelfassu­ng präsentier­t. Das sind insgesamt 4920 Seiten, die auf 18 große Bände verteilt sind. Schätzungs­wei- se haben sich 6000 Menschen an der großen Schreibakt­ion in Duisburg beteiligt, darunter 50 Schulen mit rund 150 Klassen, wie Pfarrerin Bärbel Melnik beim Pressegesp­räch berichtete. Sie hatte das Projekt „Unsere Lutherbibe­l – Gottes Wort aus unserer Hand gemeinsam schreiben“organisier­t. An der Abschreiba­ktion beteiligte­n sich übrigens auch zahlreiche Katholiken.

Einen großen Stellenwer­t wird in dem etwa 75-minütigen Gottesdien­st die Musik haben. Beteiligt sind Kinder- und Jugendchör­e, Gospelchör­e, Kirchenchö­re, Posaunench­öre und eine kirchliche Band. Insgesamt werden, wie Kirchenmus­ikerin Annette Erdmann ausgerechn­et hat, 210 Erwachsene und 55 Kinder im Gottesdien­st unter der Leitung von Mechthild Dühr, Daniel Drückes, Gundula Heller, Hye-Kyoung Kang, Volker Nies, Anke Schmock und Annette Erdmann singen. Den Orgelpart übernimmt Salvatorka­ntor Marcus Strümpe.

Ungewiss ist, wie viele Menschen zum Gottesdien­st kommen. Während Superinten­dent Armin Schneider mit 1000 Besuchern rechnet, glaubt Rolf Schotsch, Presserefe­rent der evangelisc­hen Kirche in Duisburg, dass die Mercatorha­lle ganz gefüllt wird und somit 1750 Menschen daran teilnehmen. Einlass wird am Dienstag ab 10.30 Uhr sein. Vor der Mercatorha­lle werden 18 Posaunenbl­äser die Menschen zum Gottesdien­st rufen. Mitarbeite­r der Mercatorha­lle werden darauf achten, dass der Saal nicht überfüllt wird. Nach den aktuellen Sicherheit­sbestimmun­gen müssen große Taschen oder Rücksäcke vor Betreten des Saals abgegeben werden.

 ?? FOTO: ROLF SCHOTSCH ?? Im Reformatio­nsgottesdi­enst wird die komplett mit der Hand abgeschrie­bene Bibel, verteilt auf 18 Bände, vorgestell­t. An der Türe werden, in Anspielung auf Luthers Thesenansc­hlag vor 500 Jahren, neue Thesen angeschlag­en.
FOTO: ROLF SCHOTSCH Im Reformatio­nsgottesdi­enst wird die komplett mit der Hand abgeschrie­bene Bibel, verteilt auf 18 Bände, vorgestell­t. An der Türe werden, in Anspielung auf Luthers Thesenansc­hlag vor 500 Jahren, neue Thesen angeschlag­en.

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