Rheinische Post Duisburg

Caritas-Kleiderkam­mer schließt am 22. November

- VON MARIUS FUHRMANN

Zwei Jahre lang wurden Menschen mit Hosen und Jacken versorgt – nun wird die Hilfe nicht mehr benötigt.

HÜTTENHEIM Zwei Jahre lang stand die Caritas-Kleiderkam­mer an der ehemaligen Kirchengem­einde Maria Himmelfahr­t für Bedürftige offen. Nun schließt sie ihre Pforten. Der letzte Annahme- und Ausgabetag erfolgt am 22. November.

Damit endet ein Projekt, das spontan in der ehemaligen Pastorenwo­hnung begann. Damals hielten sich zahlreiche Asylbewerb­er im Duisburger Süden auf, darunter viele Familien. Durch den Rückgang der Flüchtling­szahlen ist der Bedarf an Hilfe inzwischen gesunken. Was noch benötigt wird, sollen künftig die übrigen Kleiderkam­mern im Süden bereit stellen.

Horst Ambaum, Leiter der Kleiderkam­mer, blickt zufrieden auf die intensive Zeit zurück: „Wir wollten immer mehr sein als eine reine Ver- gabestelle – also wurde die Einrichtun­g zur Begegnungs­stätte. Wir wollten mehr über die Probleme der hilfebedür­ftigen Menschen erfahren, um sie besser unterstütz­en zu können.“Vor allem die Menschen aus Syrien hätten sich sehr über die Geschenke gefreut: In der Kleider- kammer warteten nicht nur Jacken und Schuhe, sondern auch Hausrat und Fahrräder.

Die Spendenber­eitschaft war enorm, berichtet Ambaum: „Nach drei, vier Tagen wussten wir schon nicht mehr, wo wir die Sachen hinräumen sollten.“Glückliche­rweise war das Interesse der Bedürftige­n genauso groß. In den zwei Jahren ihres Bestehens wurde die Kleiderkam­mer von mehreren hundert Hilfebedür­ftigen aufgesucht, der Großteil davon Migranten. „Man muss sich die Situation dieser Menschen mal vor Augen führen. Stellen Sie sich vor, sie kommen nach Hause, und ganz Hüttenheim ist zerbombt. Die Menschen haben das ja wirklich erlebt“, sagt Am- baum. „Da wird man demütig und dankbar, wie gut wir es hier haben.“

Unbürokrat­ische Hilfe war Ambaum und seinem Team aus elf Ehrenamtli­chen wichtig: „Wir haben auch viele Spenden aus privater Hand erhalten, damit konnten wir einem Mädchen die Klassenfah­rt bezahlen. Ein Anruf beim Lehrer für die Kontonumme­r hat genügt.“Auch ein paar Jungs machten die Helfer durch spendenfin­anzierte Fußballsch­uhe, die sonst eher selten den Weg in die Kleiderkam­mer fanden, glücklich. „Überhaupt“, sagt Ambaum, „die strahlende­n Gesichter sind immer das Schönste.“Viele Menschen hätten aus Dankbarkei­t ihre Hilfe angeboten. „Mit ein paar Flüchtling­en haben wir mal

Horst Ambaum die wuchernden Sträucher auf dem Gelände zurückgesc­hnitten. Oder jemand hat uns einen Kuchen vorbeigebr­acht, so durften wir auch mal Danke sagen.“

Auch zu Schulbegin­n wurde die Kleiderkam­mer aktiv: Mehr als 300 Kinder hat sie mit Schulmater­ial ausgestatt­et. „Uns war es wichtig, gute Ranzen zu verteilen, da Kinder häufig stigmatisi­ert werden, wenn sie keinen teuren Ranzen tragen. Zum Glück wurden uns entspreche­nde Marken gespendet.“

Sollten wieder mehr Flüchtling­e kommen, könnte die Kleiderkam­mer an der Mündelheim­er Straße wieder öffnen – allerdings unter der Bedingung, dass die ehemalige Pastorenwo­hnung frei bleibt. Was nach dem letzten Öffnungsta­g noch in den Regalen liegt, übergeben die Helfer an die Organisati­on Kolping Internatio­nal.

„Die strahlende­n Gesichter sind immer

das Schönste“

Leiter der Kleiderkam­mer

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FOTO: UTE GABRIEL Horst Ambaum (rechts) freut sich über Tarek Kanbars Hilfe.

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