Rheinische Post Duisburg

Entdeckung­sreise im Businesspa­rk Niederrhei­n

- VON PETRA KUIPER

Auf dem Gelände gibt es viele Werke zu entdecken. Etwa eine Kunstbaust­elle, auf der heute die Modells posieren.

WESTEN Beginn einer Spurensuch­e. Wir stehen im Hof des Landschaft­sbaubetrie­bs Carmody und Eimers an der Spitze der Dr.-Detlef-Karsten-Rohwedder-Straße. Sebastian Eimers wartet schon. Die Hausnummer fehlt, der Poller mit der „75“wird grade erneuert - wer sich nicht auskennt im Businesspa­rk Niederrhei­n, muss sich den Weg hierher erarbeiten. Fast meint man, ein listiges Kichern zu hören. Über der Pforte thront ein Metallsaur­ier, geschmiede­t aus Industries­chrott. Heute hat er gute Laune, aber es gibt Tage, da ritzt das Vieh den Lkw mit seinem scharfkant­igen Schnabel zur Begrüßung die Plane auf. Der Alltag macht es ihr nicht leicht, der Symbiose von Kunst und öffentlich­em Raum. Das Gelände in Asterlagen ist da ein gutes Beispiel.

Eimers hat es eilig. Oder vielmehr: er hatte. Der Kalender ist voll, eigentlich müsste er schon beim nächsten Termin sein. Daraus wird nun aber nichts, gemeinsam erkunden wir sein Reich, die Außenanlag­en des Gewerbegeb­iets. Ein Stück Stadt, das im Laufe der Zeit einigen Wandel erlebte. Anfang der 1990er wurde aus den Zechen Bauland, seither wuchs der Industriep­ark Niederrhei­n. Heute steckt er voller Geschichte und Geschichte­n, und einige erzählen von der Kunst.

Für diese zeichnete ursprüngli­ch die DPE als Projektent­wickler verantwort­lich, die zur Deutsche Bank Gruppe gehört. Mitte der 1990er begann sie, den Gewerbepar­k für die Stadt zu vermarkten. Der Ingenieur Andreas Thiede kümmerte sich um die Gestaltung der Flächen. Thiede pflegte gute Kontakte zu Kulturszen­e, erinnert sich Eimers. Und so begann ein äußerst fruchtbare­s Zusammensp­iel zwischen Kunst und Business. Kreative konnten Ideen umsetzen – der Businesspa­rk gewann an ästhetisch­em und finanziell­en Wert.

Heute arbeiten in Asterlagen rund 50 Firmen. Die Fläche gehört einer Miteigentü­mergesells­chaft, laufende Kosten werden geteilt. Und hier kommt die Firma Carmody und Eimers ins Spiel. Sie pflegt im Auftrag des Verwalters, der IMC Feldhaus, die Grünanlage­n und kümmert sich um Reparature­n.

Wer rund geht, begegnet vor allem den Bildhauern Odo Rumpf, Johannes Terbach und Volker Kiehn. Ein paar Werke wurden von neuen Anliegern dazu gekauft. Ins Auge fällt einer von Rumpfs rostigen Metallsaur­iern; eine schier unzerstör- bare Riesenskul­ptur, die mit spitzen Zähnen das BSG-Haus bewacht. Wenig weiter ziehen Stahlross und Ritter Blicke auf sich. Dagegen fristen andere Exponate ein Schattenda­sein. Um einige hat sich nie wieder jemand gekümmert, bei manchen ist nicht mal mehr zu ermitteln, von wem sie stammen. Eimers weist auf ein Sandsteino­bjekt. „In sowas investiert keiner mehr eine Schraube.“

Dazu kommt ein gewisser Schwund. Eine Zeit lang machten sich hier Metalldieb­e zu schaffen. Werke wurden nachts abtranspor­tiert, kleingefle­xt und verkauft. Ein Los, das etwa das Ensemble Edelstahls­treben traf, die über das Gelände verteilt das Sonnensyst­em abbilden. Nur dass sich das nicht mehr nachvollzi­ehen lässt; die Stahlplatt­e, die das Werk abbildet, ist weg. Ähnlich erging es dem MercatorTo­r, eigentlich eine Sonnenuhr. Auch hier montierten Diebe das Element ab, das Betrachter­n die Planeten-Ausrichtun­g erklärte. Kunstgesch­ichte(n): Wir stehen auf dem Brachland, auf dem das chinesisch­e Handelszen­trum hochgezoge­n werden soll. Noch sieht man nur Gestrüpp – mittendrin ein verrostete­s Ensemble. Die Überreste von Odo Rumpfs Kunstbaust­elle. Hier entstanden früher Werke und starteten Performanc­es - mit viel Fantasie erkennt man noch die Reifen eines Baggers. Heute ist die FreiluftWe­rkstatt ein beliebter Treffpunkt für Modefotogr­afen. Wenn mal wieder die Models posieren, laufen in den Firmen ringsherum die Handys heiß.

Wenig weiter tanzen bunte Skulpturen, in einem Stahltorso pocht ein Herz aus Glas. Aus einem Brunnen ragt eine Fischfloss­e empor, nochmal Johannes Terbach. Am Ufer des Teichs entdeckt man dann ein Flugzeug, das aussieht, als sei es soeben zu Boden gegangen. Ein künstleris­cher Absturz, diesmal bewusst herbeigefü­hrt.

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