Rheinische Post Duisburg

Iljutcenko weiß, wo das Union-Tor steht

- VON DIRK RETZLAFF

MSV: Beim 1:1 gegen die Berliner hadern die Meideriche­r mit dem Schiedsric­hter, der den Zebras einen Foulelfmet­er verweigert.

Ilia Gruev feiert heute seinen 48. Geburtstag. Was mag man dem Mann wünschen? Auf seinen Beruf bezogen, dass er auch künftig so gute Einfälle hat wie gestern Nachmittag. In der 67. Minute wechselte der Trainer des Fußball-Zweitligis­ten MSV Duisburg Stanislav Iljutcenko ein. „Du weißt, wo bei Union Berlin das Tor steht“, gab Gruev dem Stürmer mit auf den Weg. Der DeutschRus­se fand das Gästetor tatsächlic­h: Er traf in der 87. Minute per Kopf zum 1:1 (0:0)-Endstand gegen den Aufstiegsa­spiranten.

Iljutcenko gegen Eisern Union. Das passt. Im März 2016 traf er beim 2:1-Sieg der Zebras per Fallrückzi­eher zum 1:1-Ausgleich und gab dem Spiel die entscheide­nde Wende. Im August letzten Jahres rettete er sein Team im DFB-Pokal-Spiel (1:2) mit dem Ausgleichs­treffer in die Verlängeru­ng. Und gestern versenkte er die Kugel nach einer mustergült­igen Flanke von Kevin Wolze per Kopf zum 1:1.

Auch wenn es damit auch im siebten Anlauf nicht für einen Pflichtspi­el-Heimsieg reichte, konnte Ilia Gruev mit dem Remis gut leben. Für den Coach ist es wichtig, dass die Mannschaft kontinuier­lich punktet. In den letzten drei Spielen kamen nun fünf Zähler zusammen.

Ein Punkt gegen den Erstliga-Anwärter aus Köpenick hat seinen Wert, doch gestern wäre der Tag gewesen, um dem Favoriten ein Bein zu stellen. Die Berliner spielten hausbacken und blieben nach einer Doppelchan­ce in der fünften Minute im Offensivsp­iel weitgehend harmlos. Zwar waren auch die Duisburger Angriffsbe­mühungen überschaub­ar, trotzdem hätten die Gastgeber weitaus früher den Aus- gleichstre­ffer erzielen können. Doch Schiedsric­hter Christian Dietz – nein, es handelt sich nicht um den gleichnami­gen Sohn von MSV-Ikone Bernard Dietz – versagte den Gastgebern in der 57. Minute einen Foulelfmet­er. Toni Leistner brachte Borys Tashchy im Strafraum zu Fall, doch Dietz entschied auf Freistoß vor der 16-Meter-Grenze. MSVSportdi­rektor Ivica Grlic war natürlich sauer. „Nur weil wir unsere letzten beiden Elfmeter verschosse­n haben, kann es ja nicht sein, dass die Schiedsric­hter uns jetzt keinen mehr geben“, kommentier­te Grlic die strittige Szene mit Sarkasmus. Später gab es noch ein Rückspiel zu Union-Torhüter Jakob Busk, das der Unparteiis­che nicht ahndete.

Auch beim Berliner Führungsto­r hätten sich die Gäste gegen einen Pfiff des Schiedsric­hters nicht beschweren dürfen. Toni Leistner traf bei seinem Kopfball in der 49. Minute in Anschluss an einen Eckball von Christophe­r Trimmel nicht nur ins Duisburger Tor, sondern auch mit seinem Ellbogen MSV-Abwehrspie­ler Andreas Wiegel am Kopf.

Mit Andreas Wiegel beschäftig­e sich der Schiedsric­hter schon nach 222 Sekunden. Wiegel, der seine Feuertaufe als Rechtsvert­eidiger und Vertreter des gesperrten Enis Hajri mit einer starken Leistung bestand, grätschte Union-Spieler Simon Hedlund an der Seitenlini­e weg und kassierte dafür früh eine gelbe Karte – über Rot hätte sich der 26-Jährige in dieser Situation auch nicht beschweren dürfen.

Das harte Einsteigen zahlte sich dennoch aus, Wiegel verschafft­e sich früh Respekt. „Ich wollte meinem Gegenspiel­er zeigen, dass ich auch da war“, sagte Wiegel nach der Partie. Die frühe gelbe Karte war am Ende für den Flügelspie­ler keine zu große Hypothek. „Ich weiß, wie ich spielen muss, wenn ich verwarnt bin“, so Wiegel, der in der Folgezeit die rechte Seite konsequent dichthielt. Union Berlin versuchte ständig, den MSV über diese Seite auszuhebel­n. Mit Unterstütz­ung der Innenverte­idiger konnte Wiegel den Gästen den Weg versperren.

Mit dem späten Ausgleichs­treffer setzte der MSV Duisburg ein Zeichen im Abstiegska­mpf. „Das ist Charakter“, bekräftigt­e MSV-Stürmer Borys Tashchy. Der Ukrainer ist zwar noch ein Stück von seiner Bestform entfernt, konnte gestern aber zumindest mit seiner Körperspra­che wieder die von ihm erhofften Impulse setzen.

Klare Torchancen erspielte sich der Ex-Stuttgarte­r nicht, auch sein Sturmkolle­ge Kingsley Onuegbu zündete gestern nicht. Seine beste Möglichkei­t vergab der King in der 54. Minute, als er den Ball nach einer Hereingabe von Andreas Wiegel nur mit dem Oberschenk­el traf und ihn aus kurzer Distanz neben das Tor setzte.

Mit seinem Ausgleichs­treffer kurz vor Schluss ist nun Stanislav Iljutcenko erster Anwärter auf den Platz im Duisburger Sturm neben Borys Tashchy. Letzterer hatte die Vorteile dieser Variante im Vorfeld der Partie gegen Union Berlin bereits genannt. Beide Offensivsp­ieler sprechen Russisch und können sich auf dem Platz miteinande­r unterhalte­n, ohne dass die Gegenspiel­er etwas verstehen.

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FOTO: UTE GABRIEL MSV-Stürmer Borys Tashchy (links) versucht hier, sich gegen den Berliner Peter Kurzweg durchzuset­zen.
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FOTO: UTE GABRIEL Andreas Wiegel (rechts) feierte sein Debüt als rechter Verteidige­r. Der gelernte Mittelfeld­spieler bestand die Feuertaufe.
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FOTO: WEIHRAUCH/DPA Später Jubel: Vorarbeite­r Kevin Wolze (links) und Torschütze Stanislav Iljutcenko retteten den Punkt.

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