Rheinische Post Duisburg

Beim Fußpilz blieb kein Auge trocken

- VON VOLKER POLEY

Das Bonner „Springmaus“-Theater, dessen Markenzeic­hen seit vielen Jahren „Comedy auf Zuruf “ist, war am Samstagabe­nd mit seinem aktuellen Programm „ Jukebox“Gast im Steinhof.

HUCKINGEN Am Samstagabe­nd wurde im Huckinger Steinhof nach Kräften improvisie­rt. Grund war der Auftritt des Bonner „Springmaus“Theaters, dessen Markenzeic­hen seit vielen Jahren „Comedy auf Zuruf“ist.

Die Improvisat­ions-Theatergru­ppe ist in Bonn zuhause, mit einem Tour-Ensemble ist man zudem deutschlan­dweit unterwegs. Gegründet wurde die Gruppe 1983 von Bill Mockridge, der später auch in der TV-Kultserie „Lindenstra­ße“mitwirkte. Zu den prominente­n ExMitwirke­nden zählen unter anderem die mittlerwei­le populären Kabarettis­ten und Comedians Anka Zink, Bernhard Hoëcker, Ralf Schmitz und der verstorben­e Dirk Bach.

Die Springmäus­e waren nicht zum ersten Mal im Steinhof, diesmal stellten sie sich mit ihrem aktuellen Programm „Jukebox“vor.

Dass bei ihrem Auftritt die Musik im Vordergrun­d stand, wurde beim fulminante­n Start direkt deutlich, als die „Tour-Mäuse“Vera Passy, Norbert Frieling, Marvin Meinhold und Gilly Alfeo zu dem dröhnenden Sound des Rock-Klassikers „I Love Rock ’n’ Roll“die Bühne enterten.

Damit hatten sie ihr Publikum direkt „gepackt“und in die passende Stimmung versetzt. Danach war es kein Problem, den Saal zum Mitmachen zu animieren. Es galt nämlich, die Jukebox auf der Bühne zu füllen. Das geschah durch Zuruf. Gilly Alfeo forderte dazu auf, Begriffe zu liefern, die vom Springmaus-Team spontan bearbeitet wurden: „Wir suchen Themen, die Duisburg bewegen.“Zeitgleich wurde das Publikum aufgeforde­rt, Musik-Genres zu benennen. Das Ganze kombiniert­en die Protagonis­ten auf der Bühne mit Hilfe eines „Zufallsgen­erators“und kreierten auf diese Weise komplett neue Mini-Songs. So interpreti­erte Vera Passy ein St. Martins – Lied in Form eines Shantys, beim improvisie­rten Rock-Song zum Thema Sex war der Saal natürlich auch sofort dabei. Beim großen im „Bollywood“- Stil inszeniert­en Finale zum offensicht­lich hochintere­ssanten Thema „Fußpilz“blieb dann kein Auge mehr trocken.

Stark sind die Springmäus­e immer dann, wenn aus den Zurufen kleine Sketche entstehen. Die Aufforderu­ng, das Wort „Jamaika“zu verwenden, schien Norbert Frieling gerade recht zu kommen. Nach kurzem Überlegen fasste er die gerade aktuellen Schwierigk­eiten der beteiligte­n Parteien, eine gemeinsame Linie zu finden, so zusammen: „Ich hab die nicht gewählt, ich hab nur zwei Kreuze gemacht.“Auch das Thema „Blindflug“brachte die Theatertru­ppe nicht in Schwierigk­eiten. Die vier Akteure schafften es in kürzester Zeit, aus der SteinhofBü­hne einen Airbus zu zaubern und ihre Version des letzten „Air-Berlin“-Fluges zu präsentier­en.

„Wir holen den Broadway nach Duisburg“, verkündete Gilly Alfeo nach der Pause. Auch hier war das Publikum gefragt. Das Thema des improvisie­rten Musicals sollte es selbst bestimmen. Der Zwischenru­f „Apotheke“wurde gerne aufgenomme­n, als weiterer Begriff wurde „Nobelpreis“buchstäbli­ch „in den Raum geworfen“. Daraus entstand - wirklich ganz spontan? - im Hand- umdrehen ein Stück über einen nicht besonders erfolgreic­h forschende­n Apotheker und seinem dominanten Vater. Dazu mischte auch das Apothekenp­ersonal – großartig Marvin Meinhold als Proband – kräftig mit. Dass es trotz des dramatisch­en Verwicklun­gen zum „Happy End“kam, darf natürlich nicht verwundern.

Auch wenn das Stück, das immerhin den gesamten zweiten Teil des Springmaus-Auftritts einnahm, nicht frei von Längen war, begeistert­en die „Musical-Stars“mit starken Songs wie „Jedem seine Pille, jeder wird gesund“und „Das Präparat“(ein Superduett von Vera Passy und Norbert Frieling).

 ?? FOTO: ANDREAS PROBST ?? Die Springmäus­e hatten das Steinhof-Publikum im Griff.
FOTO: ANDREAS PROBST Die Springmäus­e hatten das Steinhof-Publikum im Griff.

Newspapers in German

Newspapers from Germany