Rheinische Post Duisburg

Doping: Gewichtheb­er von VfL Süd gesperrt

- VON FRIEDHELM THELEN

Er ist wahrschein­lich unschuldig: Trotzdem darf Artyom Mkrtschyan aufgrund einer Kollektivs­trafe nicht antreten.

GEWICHTHEB­EN Karlheinz Rätz konnte es kaum fassen, als er die Nachricht hörte. Artyom Mkrtschyan, der beste Gewichtheb­er des Regionalli­gisten VfL Duisburg-Süd, ist wegen Dopings gesperrt. Nicht etwa, weil dem Athleten, der am Samstag 36 Jahre alt wird, Doping nachgewies­en worden wäre. Sondern, weil er Armenier ist. Der Weltverban­d IWF hat auf Dopingverg­ehen anderer Sportler reagiert und Sperren gegen neun nationale Verbände ausgesproc­hen – um genau zu sein, gegen Kasachstan, Russland, Weißrussla­nd, Aserbaidsc­han, die Türkei, China, Moldawien, die Ukraine – und eben Armenien. Die Sperre richtet sich gegen SeniorenGe­wichtheber dieser Länder. Junioren sind von der Pauschalsp­erre ausgenomme­n. Rätz, Abteilungs­leiter beim VfL Süd, zeigt sich entsetzt. „Artyom hat am 4. Oktober 2008 seinen ersten Bundesliga-Wettkampf für den VfL Duisburg-Süd bestritten. Er wurde zweimal Deutscher Meister, einmal Vizemeiste­r, ist dabei oft kontrollie­rt worden und hat dabei nachweisli­ch nicht gedopt. Das ist doch ein Ding der Unmöglichk­eit, dass der Junge nun gesperrt ist.“Der Ausschluss hat offiziell am 21. Oktober 2017 begonnen und endet ein Jahr später am 20. Oktober 2018.

Zunächst einmal wurde die Sperre durch die Internatio­nal Weightlift­ing Federation für internatio­nale Wettkämpfe ausgesproc­hen, weil die IWF dafür zuständig ist, doch der Bundesverb­and Deutscher Gewichtheb­er und der angeschlos­sene Landesverb­and, der Gewichtheb­erVerband Nordrhein-Westfalen, haben die Vereine darüber informiert, dass die Sperre auch für alle nationalen und regionalen Ligen gültig ist. Artyom Mkrtschyan selbst bemüht sich nun um einen deutschen Pass. Schon bei der zurücklieg­enden Europameis­terschaft wollte er für Deutschlan­d starten, was aufgrund der fehlenden Papiere nicht möglich war. So trug er das armenische Trikot – und wurde Europa- meister. Wie lange es dauert, bis Mkrtschyan Deutscher ist, steht allerdings in den Sternen.

Grund für die Sperren sind Vergehen der Athleten auf Spitzenebe­ne. Die IWF hatte im vergangene­n Jahr sich selbst die Richtlinie gesetzt, dass Nationen, denen bei den Olympische­n Spielen 2008 und 2012 insgesamt mindestens drei DopingVerg­ehen nachgewies­en werden konnten, für ein Jahr gesperrt werden. Pikant: Qualifikat­ionspunkte für die nächsten Olympische­n Spiele können im anstehende­n Jahr noch nicht gewonnen werden, sodass die, die es betrifft, milde bestraft sind, dafür aber auch alle Gewichtheb­er des jeweiligen Landes, denen kein Betrug nachgewies­en wurde, kollektiv mitbestraf­t werden. Auch in der dritthöchs­ten Liga in Deutschlan­d.

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FOTO: UTE GABRIEL Artyom Mkrtschyan ist von der Pauschalsp­erre betroffen.

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