Rheinische Post Duisburg

MENSCHEN FÜR GESUNDHEIT Wie ein Kiefer korrigiert wird

- VON BIANCA TREFFER

„Fehlbiss“klingt harmlos, bedeutet aber für die Betroffene­n jahrelange Schmerzen. Die Mund-, Kiefer- und Gesichtsch­irurgie des Malteser Krankenhau­ses St. Johannes-Stift in Homberg kann helfen – mit modernster Technik.

Kopfschmer­zen gehörten zum Leben von Emina Brica seit ihrer Pubertät. In der Wachstumsp­hase dieses Alters stellte sich ein Problem ein, das sie bis zu ihrem 28. Lebensjahr begleitete. Während der Pubertät verschob sich der Unterkiefe­r nach vorne und der Oberkiefer nach hinten. Es entstand ein Fehlbiss. Bereits zu diesem Zeitpunkt begann eine kieferorth­opädische Behand-

„Ich habe ebenfalls Jahre gebraucht, bis ich mich zu einer Operation

entschloss­en hatte“

Emina Brica

Patientin

lung mittels einer Zahnspange, um weitere Probleme abzufangen. Doch der eigentlich­e Fehlbiss konnte nicht komplett korrigiert werden. „Die Probleme, die sich durch solche und ähnliche Fehlstellu­ngen ergeben, sind vielschich­tiger Art. Es wird nicht richtig gekaut, sondern nur auf einem Teil der Zähne. Verspannun­gen, die zu Kopfschmer­zen führen, sind keine Seltenheit. Es können sich sogar Atemproble­me einstellen“, berichtet Dr. Dr. Andreas Hammacher, Chefarzt der Mund, Kiefer- und Gesichtsch­irurgie am Malteser Krankenhau­s St. Johannes-Stift in Homberg. Dennoch scheuen viele Menschen eine Korrektur über eine Operation.

„Ich habe ebenfalls Jahre gebraucht, bis ich mich zu einer Operation entschloss­en hatte. Heute denke ich, hättest du es einfach viel früher gemacht“, sagt Brica. Anfang des Jahres wagte die 28-jährige Duisburger­in den Schritt. In einer zweieinhal­bstündigen Operation führte das mehrköpfig­e Ärzteteam der Mund-, Kiefer- und Gesichtsch­irurgie des St. Johannes-Stiftes die Operation durch, bei der die Kiefer getrennt wurden. Der Oberkiefer wurde nach vorne geschoben, um den gravierend­en Fehlbiss zu beheben und mehr Volumen einzubring­en. Den Unterkiefe­r stellten die Mediziner hingegen gerade. Mittels Platten wurde alles fixiert. Um die neue, für Brica ungewohnte Stellung des Kiefers in den ersten Tagen zu fixieren, kam es zum Einbringen von zwei Gummis, die die Bewegung des Mundes entspreche­nd einschränk­ten. „Früher musste ein Kiefer bei solchen Eingriffen nach der Operation völlig fixiert werden. Das ist heute nicht mehr nötig“, erklärt Dr. Dr. Mehran Masaeili, der leitenden Oberarzt der Mund-, Kiefer- und Gesichtsch­irurgie des St. Johannes-Stiftes. Für Brica bedeu- tete die erste Zeit nach der Operation zunächst den Verzicht auf feste Speisen. Mit der Schnabelta­sche funktionie­rte das Trinken, und die Nahrung nahm sie püriert zu sich. „Es hat alles hervorrage­nd geklappt. Ich hatte auch keine Schmerzen. Für mich bedeutete die Operation einen Schritt zu mehr Lebensqual­ität“, sagt die junge Frau.

In einer zweiten Operation wurden nach einem halben Jahr die Platten im Kiefer entfernt. Wichtig ist nach den Operatione­n die enge Zusammenar­beit mit dem behandelnd­en Kieferorth­opäden. Brica muss so stundenwei­se für die nächsten Monate noch eine Schiene tragen. Dazu gehören Kontrollen beim Kieferorth­opäden und im St. Johannes-Stift. Ob angeborene Kieferfehl­stellungen, Wiederhers­tellung nach Unfällen, Gaumenspal­ten oder Tumorbehan­dlungen im Mund-, Kiefer- und Gesichtsbe­reich: das Therapiesp­ektrum der Mund-, Kiefer- und Gesichtsch­irurgie im St. Johannes-Stift deckt alles ab. Die Abteilung verfügt dabei über eine moderne Ausstattun­g. Dazu gehört unter anderem ein Volumentom­ograph zur röntgenstr­ahlreduzie­rten Diagnostik des Gesichtssc­hädels. Die Technik ermöglicht 3D-Darstellun­gen am Computer. Anhand dieser sind Simulation­en möglich, die zeigen, wie ein Gesicht nach einer Korrektur der Fehlstellu­ng eines Kiefers aussehen wird.

 ?? FOTO: BIANCA TREFFER ?? Dr. Dr. Andreas Hammacher (links) und Dr. Dr. Mehran Masaeili (rechts) freuen sich mit Emina Brica, dass sie dank der Operation keine funktional­en Probleme mehr hat.
FOTO: BIANCA TREFFER Dr. Dr. Andreas Hammacher (links) und Dr. Dr. Mehran Masaeili (rechts) freuen sich mit Emina Brica, dass sie dank der Operation keine funktional­en Probleme mehr hat.

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