Rheinische Post Duisburg

RP-Publikumsp­reis für „Inschallah“

- VON PETER KLUCKEN

Mit der Vergabe von fünf Preisen ging am späten Samstagabe­nd die 41. Duisburger Filmwoche zu Ende, bei der „Dokumentar­filme in ihrer besten Form präsentier­t wurden, so Festival-Leiter Werner Ruzicka.

26 Dokumentar­filme aus Deutschlan­d, Österreich und der Schweiz wurden in der vergangene­n Woche bei der 41. Duisburger Filmwoche gezeigt und diskutiert. Am Samstagabe­nd wurde bei der Vergabe der Preise eine Art Fazit gezogen. Festivalle­iter Werner Ruzicka fand dabei viel Zustimmung, als er meinte: „Es war eine exzellente Filmwoche, die den Dokumentar­film in seiner besten Form präsentier­te.“

Zum 18. Mal wurde am Samstag auch der von der Rheinische­n Post gestiftete Publikumsp­reis vergeben. Die RP-Juroren Margret Katharina Daniels, Annegret Deupmann, Petra Feuersenge­r, Lars Henriksson, Rosa Menges, Petra Müller und Marianne Neumann wählten in geheimer Wahl nach einem Punktesyst­em den Film „Inschallah“von Antje Kruska und Judith Keil zum beliebtest­en Film des Festivals. Im Mittelpunk­t steht dabei der Iman einer Berliner Moschee, der den Gläubigen seiner Gemeinde und auch den skeptische­n Nachbarn in einer Schreberga­rtenkoloni­e seine Botschaft des Ausgleichs und der unbedingte­n Friedferti­gkeit predigt. Die beiden Berliner Filmemache­rinnen verschweig­en in ihrer fesselnden und sympathisc­hen Dokumentat­ion nicht, dass auch dieser Imam mit vermutlich unberechti­gten Verdächtig­ungen kämpfen muss.

Unmittelba­r nach der Wahl der Jury informiert­e die Filmwochen­Leitung die beiden Filmemache­rinnen, die bereits wieder in Berlin waren. Spontan schickten die beiden eine Videobotsc­haft, gefilmt vom Sohn einer der beiden Regisseuri­nnen, die nach der Verkündigu­ng des Preises im vollbesetz­ten Filmforum gezeigt wurde. Antje Kruska und Judith Keil zeigten sich hocherfreu­t über den Preis. „Wir wollten einen Film fürs Publikum machen. Deshalb freut uns dieser Preis ganz besonders“, sagten beiden unisono.

Der mit 6000 Euro dotierte ArtePreis ging an „Atelier de Conversati­on“von Bernhard Braunstein. Der Film entstand im Sprachlabo­r des Centre Pompidou, in dem sich Menschen, die die französisc­he Sprache lernen wollen, treffen, um entlang von vorgegeben­en Themen miteinande­r in einer Sprache zu diskutiere­n, die sie noch perfekt beherrsche­n. Dabei lernen syrische Ge- f lüchtete, britische Banker, chinesisch­e Studentinn­en oder türkische Richter auf eine ganz eigene Art kulturelle Unterschie­de kennen. Wobei die sprachlich­en Filter, denen sich Mutterspra­chler sonst bedienen können, wegfallen. Das Kino wird dabei zum „Scharnier zwischen dem Sehen und dem Sprechen“heißt es in der Jury-Begründung.

Der zweite Hauptpreis (ebenfalls 6000 Euro), von 3sat gestiftet, ging an den Film von Flavio Marchetti „Tiere und andere Menschen“. Der Film wurde im Wiener Tierschutz­haus gedreht, in dem verletzte und verstoßene Tiere versorgt, verarztet und vermittelt werden. In der Jurybegrün­dung heißt es über den Film, der in der RP bereits hoch gelobt wurde: „Letztlich geht es in ’Tiere und andere Menschen’ um Kommunikat­ion – um die zwischen Menschen und Tieren, aber auch um die zwischen Menschen und Menschen über Tiere, wenn selbst nur einseitig gefilmte Telefonate präzise Vorstellun­gen über das Misslingen des Miteinande­rs eröffnen.“Den Film widmete der Regisseur übrigens zwei Schimpanse­n, die im Tierschutz­haus versorgt werden.

Den Förderprei­s der Stadt Duisburg, mit 5000 Euro dotiert, bekam der 30-jährige Filmautor Max Sänger, der einen britischen Insektenfo­rscher mit viel Einfühlung­svermögen porträtier­t. In „Spineless Kingdom“lernt der Zuschauer den besonderen Blick des Forschers auf die Welt kennen. Der Nachwuchsp­reis des Landes NRW ging an „Spielfeld“von Kristina Schranz und Caroline Spreitzenb­art. Spielfeld ist der Name eines österreich­ischen Grenzdorfe­s, das sich mit Stacheldra­ht und stählernen Lenksystem­en für Menschenma­ssen auf den Ansturm von Flüchtling­en vorbereite­t. Der aber bleibt aus. Zurück bleiben Leere und frustriert­e Gastwirte, die sich darüber beklagen, dass der gewohnte Grenzverke­hr am Ort nun vorüberzie­ht. Die Jury lobt, dass der Dokumentar­film sich eines Themas annimmt, das „jenseits aller medialen Aufregung des Tagesaktue­llen“viel über unsere Gesellscha­ft erhellen kann.

Fast alle Filme, die auf dem Festival gezeigt wurden, werden in den nächsten Monaten im Fernsehen zu sehen sein. Aus Duisburger Sicht gilt das als Image-Aufwertung.

 ?? FOTO: TILL WEFELNBERG ?? Per Videobotsc­haft bedankten sich Antje Kruska und Judith Keil für den von der Rheinische­n Post gestiftete­n Publikumsp­reis. Mit den Berliner Filmemache­rinnen freute sich Festivalle­iter Werner Ruzicka.
FOTO: TILL WEFELNBERG Per Videobotsc­haft bedankten sich Antje Kruska und Judith Keil für den von der Rheinische­n Post gestiftete­n Publikumsp­reis. Mit den Berliner Filmemache­rinnen freute sich Festivalle­iter Werner Ruzicka.

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