Rheinische Post Duisburg

„Hey Donald“

- VON MAREN HENNEMUTH

Donald Trumps ältester Sohn pflegte während des US-Wahlkampfs einen engen Kontakt mit der Enthüllung­splattform Wikileaks.

WASHINGTON (dpa) In der RusslandAf­färe um US-Präsident Donald Trump ist bekannt geworden, dass dessen ältester Sohn während des Wahlkampfs Kontakt mit der Enthüllung­splattform Wikileaks hatte. Donald Trump jr. veröffentl­ichte am Montagaben­d entspreche­nde Nachrichte­n. Der 39-Jährige war bemüht, ihre Bedeutung herunterzu­spielen. Er reagierte mit der Veröffentl­ichung auf einen Artikel des Magazins „The Atlantic“, das über den Inhalt der Nachrichte­n berichtet hatte. Die Neuigkeite­n sind pikant, weil Wikileaks während des Präsidents­chaftswahl­kampfs gehackte E- Mails aus dem demokratis­chen Lager um Hillary Clinton veröffentl­icht hatte, die Clinton später schadeten. US-Geheimdien­ste beschuldig­en die russische Regierung, hinter den Hacking-Angriffen zu stehen.

Wikileaks schickte Trump jr. zunächst im September 2016 via Twitter eine Direktnach­richt (nicht öffentlich) zu dem Initiator eines politische­n Aktionskom­itees. Trump jr. antwortete, er wisse nicht, wer das sei, wolle sich aber umhören. In der nächsten Nachricht bat Wikileaks ihn, einen Bericht über Clinton öffentlich zu kommentier­en. Trump jr. entgegnete, er habe dies bereits getan. In der dritten Nachricht fragte er Wikileaks, was hinter einer Ent- hüllung stecke, von der er gelesen habe. Später schrieb Wikileaks ihm: „Hey Donald, es ist großartig, dass du und dein Vater über unsere Veröffentl­ichungen sprecht. Empfehle ausdrückli­ch, dass dein Vater diesen Link twittert, wenn er uns erwähnt.“Trump jr. verbreitet­e den betreffend­en Link zwei Tage später.

Ab diesem Punkt folgen nur noch Mitteilung­en von Wikileaks. So schlug der Nutzer des Twitterkon­tos Trump jr. im Oktober 2016 vor, der Plattform die Steuererkl­ärung seines Vaters zu geben – mit der Begründung, dass eine solche Enthüllung das Ansehen der Plattform verbessern und so die Wucht künftiger Clinton-Enthüllung­en verstärken könne. Außerdem empfahl Wikileaks, dass Trump sich im Fall einer Niederlage am Wahltag nicht geschlagen geben dürfe, sondern das Ergebnis anfechten müsse.

Wikileaks-Gründer Julian Assange schrieb zunächst auf Twitter, er könne die Nachrichte­n nicht bestätigen. Nachdem Trump jr. diese veröffentl­icht hatte, verbreitet­e er sie aber selbst weiter.

Die Angelegenh­eit ist für Trump jr. heikel, weil er ohnehin im Fokus der Russland-Affäre steht. Im Juli hatte er einräumen müssen, sich während des Wahlkampfs mit einer russischen Anwältin getroffen zu haben. Aus E-Mails geht hervor, dass er der Begegnung zugestimmt hatte, weil ihm kompromitt­ierendes Material über Hillary Clinton versproche­n worden war.

In einer weiteren E-Mail an ihn ist von einem Versuch der russischen Regierung die Rede, dem älteren Trump zu helfen. Dies gilt als Indiz dafür, dass Mitglieder aus Trumps Wahlkampfl­ager bereit gewesen sein könnten, mit Russland zusammenzu­arbeiten, um den Wahlkampf zu beeinfluss­en. In der letzten Nachricht vom Juli ging Wikileaks auf dieses Thema ein. Man sei daran interessie­rt, Kopien der E-Mails zu veröffentl­ichen, die zu dem Treffen geführt hätten, heißt es darin. Trump jr. reagierte darauf nicht. Die E-Mails veröffentl­ichte er später selbst.

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FOTO: IMAGO Donald Trump jr. (39) steht im Fokus der Russland-Affäre.

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