Baerl trauert um Georg Kreischer
Er hat seine Heimat geliebt und noch mehr seine Frau Magda. Im Alter von 96 Jahren ist er gestorben.
BAERL (dc) Georg Kreischer aus Baerl hat stets gefremdelt mit der großen Stadt Duisburg, zu der sein Stadtteil seit der kommunalen Neugliederung 1975 unmissverständlich gehörte. In Duisburg, sagte er noch im vergangenen Jahr in einem Gespräch mit dieser Zeitung, wolle er nicht einmal begraben werden, auch wenn er sich gar so harsch nicht hatte ausdrücken wollen. Im Alter von 96 Jahren ist Georg Kreischer Ende Oktober gestorben, er findet auf dem Baerler Kirchfriedhof seine letzte Ruhe. Dass sich dieser offiziell auf Duisburger Boden befindet, sei es drum, was bleibt ist die enge Verbindung Georg Kreischers zu Baerl und die enge Verbindung vieler Baerler zu ihm.
Georg Kreischer aus Baerl und seine Frau Magda (95), sie waren nicht nur den Heimatfreunden wohl bekannt. So mancher ging bei ihnen ein und aus in der Drogerie, die sie in ihrem Wohnhaus an der Geststraße betrieben. Mit der Geschichte seiner Heimat hatte sich Georg Kreischer erst nach seiner Pensionierung Anfang der 1980er Jahre befasst. „Er hat über die Jahre ein Archiv aufgebaut mit der heimatkundlichen Sammlung von Bildern, Dokumenten und Büchern über Baerl, den Niederrhein und das Grafschafter Platt“, erzählt Brigitte Buchmann vom Baerler Heimat- und Bürgerverein. 2013 hat Kreischer dem Verein zu dessen 25-jährigen Jubiläum all das geschenkt. Die Sammlung befindet sich heute zusammen mit dem Kirchenarchiv im Evangelischen Gemeindezentrum an der Schulstraße. Um das Kirchenarchiv hatte er sich auch gekümmert, „es bestand vorher lediglich aus dem Inhalt einiger Pappkartons und dem eines feuchten Schranks“, so Kreischer, als er mit der Arbeit fertig war.
Georg Kreischer aus Baerl, er hat nicht nur gesammelt und archiviert, er hat auch viel geschrieben. So manches Buch über die Geschichte des Ortes oder das Grafschafter Platt fanden in Baerl reißenden Absatz, die Auflagen sind vergriffen. Wer sich von ihm ein Buch lieh, etwa, um über die historischen Ortsgrenzen zu recherchieren, gab dieses schnellstmöglich zurück, „es gibt nur noch das eine Exemplar und ich hätte es gerne wieder.“Georg Kreischer aus Baerl hat sich Worte des Fremdelns vor sieben Jahren wohl verkniffen, als er – ausgerechnet – im Duisburger Rathaus das Bundesverdienstkreuz überreicht bekam. Eine Auszeichnung für den Einsatz für die Heimatgeschichte und das Kulturgut „Grafschafter Platt“. „Das muss erhalten bleiben, sonst gehen mit ihm zwischenmenschliche Kontakte und Wärme verloren.“
Georg Kreischer aus Baerl, was umgab ihn noch, außer seinem Beruf als Drogist und der Heimatliebe? Sein Glaube und seine große Liebe Magda. Sich begegnet zu sein, bezeichneten sie beide als glückliche Fügung. „Es ist für uns eine wahre Gnade. Worte, die sie kurz vor ihrer Gnadenhochzeit sprachen. Am 3. August 1946 hatten sie in der Baerler Kirche geheiratet. Nach 75 gemeinsamen Jahren ist das Paar nun räumlich getrennt. In Gedanken sind sie vereint wie eh und je.